Es war eine Zeit des Umbruchs. Entkirchlichung, religiöse Pluralisierung und Säkularisierung bestimmten die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, in der sich die „Explosion der Moderne“ (Kurt Nowak) vollzog. Nach der Trennung von Kirche und Staat in der Weimarer Reichsverfassung von 1919 kam es, verstärkt durch atheistische Kampagnen von sozialistischen bzw. kommunistischen Parteien und Freidenker-Verbänden, zur ersten großen Kirchenaustrittswelle. Jenseits der Großkirchen etablierten sich etliche Freikirchen und neuchristliche Gemeinschaften. Daneben entwickelte sich ein buntes Panorama von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften: Monisten, Anthroposophen, Lebensreformer, Spiritisten und Okkultisten. In dieser Situation radikalen Wandels erwuchs im „Central-Ausschuss für Innere Mission“ die Überzeugung, die evangelische Kirche dürfe auf die grassierende Entkirchlichung nicht nur mit dem Ausbau von Evangelisation und Diakonie reagieren. Es müsse vielmehr auch verstärkt kirchliche „Apologetik“ (von altgriechisch apología; Verteidigungsrede, Rechenschaft) betrieben werden, die intellektuelle Rechenschaft des christlichen Glaubens vor dem Forum des modernen Geistes. Es müsse eine entsprechende kirchliche Stelle geschaffen werden, die sich der Auseinandersetzung mit den nichtkirchlichen, nichtchristlichen und antireligiösen Strömungen der Moderne widme.
Im September 1921 wurde diese „Apologetische Centrale“ in Berlin ins Leben gerufen. 1937 wurde sie, nachdem sie sich auch kritisch zur nationalsozialistischen Ideologie und den „Deutschen Christen“ geäußert hatte, von den Nazis wieder aufgelöst und verboten. Nach einer zwischenzeitlichen Konsolidierung der Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Einrichtung 1960 als „Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“ – vor (gut) 60 Jahren – in Stuttgart neugegründet. Seit 1997 ist der Dienstsitz wieder Berlin.
In den Wandlungsprozessen von heute, die in manchem an die Gründungsjahre erinnern, ist es angezeigt, sich erneut auf die Bedeutung der kirchlichen Wahrnehmung und apologetischen Auseinandersetzung mit religiösen und weltanschaulichen Bewegungen der Gegenwart zu besinnen. Am 14. September 2021 wird das hundertjährige Jubiläum mit einem Festvortrag des EKD-Ratsvorsitzenden, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, zum Thema „Nach 100 Jahren: Apologetik heute“ und einem anschließenden Festempfang in der Berliner Parochialkirche begangen (Beginn 18 Uhr).
Wer teilnehmen möchte, wende sich bitte an die EZW (heyn@ezw-berlin.de). Für das Versenden der Einladung wird die Postanschrift benötigt.