Auch wenn Religiosität nicht per se anfälliger für Verschwörungsmythen macht (siehe den Beitrag von Hanna Fülling), verbreitet sich dieses Denken in bestimmten religiösen Milieus. Deshalb kommt es auch in der psychologischen Beratung und der Seelsorge häufiger zur Sprache. Wie geht man mit Klienten oder auch Kollegen um, die hinter der Corona-Pandemie Pläne einer neuen Weltordnung sehen? Was bedeutet es für die Seelsorge, wenn Menschen Angst davor haben, mit einem Chip zwangsgeimpft zu werden?
Die psychologische Beratungsstelle der württembergischen Landeskirche bietet in Zusammenarbeit mit der örtlichen Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen am 29. Januar einen digitalen Fortbildungstag an, um Strategien zum Umgang mit solchen Überzeugungen zu vermitteln. Die Zusammenarbeit zwischen psychologischer und weltanschaulicher Beratung ist sehr zu begrüßen, weil sich religionskundliches Wissen und beziehungsorientiertes Verstehen gut ergänzen, um Menschen aus gedanklichen Sackgassen herauszuführen.
Die Veranstalter betonen, wie wichtig es sei, Anhänger von Verschwörungsmythen nicht zu pathologisieren. Viele von ihnen seien psychisch gesund und stünden mitten im Leben. Aus psychologischer Sicht sei dieses Denken als Versuch zu verstehen, Angstgefühle abzuwehren oder mit ihnen umzugehen. Im Austausch zwischen weltanschaulicher und psychologischer Beratung können hilfreiche Ansätze entwickelt werden, um in Verschwörungserzählungen verstrickte Menschen durch kritische Realitätsprüfung wieder zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen und ihr eigenverantwortliches Handeln zu stärken.
Michael Utsch
Fortbildungsangebot „Verschwörungserzählungen“
https://www.psych-beratungsstelle-landesstelle.de/fortbildungsangebot/?title=wie-wirklich-ist-die-wirklichkeit&detail=5fd735c95f164&eventdate=5fd7364903d7e
Ansprechpartner
Prof. Dr. phil. Michael Utsch
Wissenschaftlicher Referent
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Auguststraße 80
10117 Berlin
Auguststraße 80
10117 Berlin