Die moralischen Kosten biblizistischen Christentums
Moralische Exklusion
Das Thema Homosexualität, in Debatten über den Evangelikalismus oftmals zentraler Streitpunkt, ist hier sogleich noch einmal aufzugreifen.1 Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang der Bericht von Jasmin, sie habe mit der evangelikalen Missbilligung der Homosexualität von Anfang an „gehadert“ (2, 33:44) – und hadere immer noch damit.2 Nach eigenem Bekunden voller Liebe auch für homosexuelle Menschen und mit vielen von ihnen befreundet,3 schwankt Jasmin zwischen der für sie eindeutigen Aussage der einschlägigen Bibelstellen – „Homosexualität entspricht nicht dem Herzen Gottes“ (2, 42:05), oder schärfer formuliert: „Gott sagt, er verachtet Homosexualität“ (2, 32:14) – und dem humanen, aber aus ihrer Sicht „welthaften“ Impuls, homosexuellen wie heterosexuellen Menschen gleichermaßen die Erfüllung einer sexuellen Liebesbeziehung zuzubilligen: „Was spricht denn dagegen, wenn sich zwei Menschen lieben und dasselbe Geschlecht haben, wer bin ich denn, dass ich das jetzt verurteile?“ (2, 32:56).4 Jasmin versucht, diesen inneren Konflikt mit einem biblizistischen Machtwort zum Schweigen zu bringen: „Aber es steht da doch so!“ (2, 38:25).5 Und das heißt für die Bewertung homosexuellen Lebens: Gott „meint es nicht böse, aber es entspricht einfach nicht seiner Ordnung“ (2, 33:17).
Jana rückt dem moralischen Stachel der biblisch-evangelikalen Ablehnung praktizierter Homosexualität mit zwei Zusatzargumenten zu Leibe. Diese Ablehnung sei zum einen durchaus keine Herabsetzung der entsprechenden Person, denn: „Sexualität definiert nicht deine Identität, sondern aus Identität heraus entspringt Sexualität“ (1, 22:55). Aber betrifft die Kritik an einer vermeintlich „falschen“ Sexualität dann nicht erst recht die Identität der Person, aus der sie entspringt? Auch die zweite Strategie verfängt nicht. Demnach schließt Liebe nicht den Imperativ zur Veränderung aus, weil „echte Liebe dich nicht sein lässt, wie du bist, sondern echte Liebe verändert und verwandelt“ (3, 47:29). Das bedeutet umgekehrt: „Ich muss nicht alles gutheißen, nur damit ich liebevoll bin“ (1, 23:54). Das mag sein; es ist aber ein Unterschied, ob ich jemanden wegen bestimmter Handlungen oder Angewohnheiten zurechtweise oder wegen der Realisierung einer humanen Grundanlage und der aus ihr erwachsenden Bedürfnisse, zumal wenn für deren Nichtrealisierung keine anderen Gründe genannt werden als einige Bibelstellen und der darin niedergelegte unergründliche Wille Gottes.6
Die übergriffige, herabsetzende und ausgrenzende Wirkung der biblischen Verbote und Negativurteile bei betroffenen Menschen lässt sich so einfach nicht aus der Welt schaffen. Darum werden Beziehungen zwischen Homosexuellen und Menschen bzw. Gemeinschaften, die aus der Bibel eine göttliche Herabsetzung von Homosexualität ableiten, zwangsläufig belastet. Ob man kraft wechselseitiger Toleranz dennoch miteinander auskommen kann, hängt davon ab, in welchem Maße beide Seiten in der Lage sind, die religiöse Identität, in der die Ablehnung begründet ist, beim anderen oder bei sich selbst gleichsam einzuklammern.
Die moralische Fragwürdigkeit des Christentums von „Jana & Jasmin“
Überblickt man die Äußerungen des Podcasts zum paradigmatischen Problem der Homosexualität, treten am Biblizismus Janas und Jasmins schwerwiegende moralische Folgekosten zutage. Er versieht das Christentum erstens mit dem gravierenden Makel, bestimmte Menschengruppen ethisch-religiös zu diskriminieren, indem er eine ihrer grundlegenden psychophysischen Anlagen als etwas Gottmissfälliges und Weltordnungswidriges abwertet. Diskriminiert werden die betroffenen Personen zwar nicht in umfassender Weise, aber doch hinsichtlich einer elementaren Dimension ihres Personseins. Nach dem hierzulande weithin geteilten Wert freier Persönlichkeitsentfaltung verleiht der Biblizismus dem Christentum folglich einen unmoralischen Zug.
Indem er die unmittelbare Geltung der infrage stehenden Bibelstellen bejaht, zeichnet der Biblizismus zweitens ein Moment von Fremdheit in das christliche Gottesbild ein, das in Spannung zu Jesu Verkündigung des barmherzigen Vaters im Himmel steht: Gott ist hier ein Gott, der Homosexuelle „verachtet“ (2, 32:14). Auch Jasmins rührender Versuch einer Ehrenrettung – „er meint es nicht böse“ (2, 33:18) – kann daran nichts ändern. So bleibt nur die Flucht zum Gedanken der letzten Unbegreiflichkeit Gottes nicht nur hinsichtlich seines Handelns, sondern auch und gerade hinsichtlich seines „Herzens“: „Wie kann ein guter Gott einen Menschen einfach hassen?“, fragt Jasmin in diesem Zusammenhang, und führt das Maleachi-Zitat in Röm 9,13 an: „Er sagt, Jakob habe ich geliebt, Esau habe ich gehasst“ (2, 35:20). Das Herz des Vaters verdunkelt sich – was den biblizistischen Anspruch seiner klaren Offenbarung ebenso klar konterkariert.
Drittens legt der Biblizismus den Gläubigen einen tiefgreifenden moralisch-religiösen Zwiespalt ins Herz, der auch mit dem Aufruf zu frommer Verleugnung des eigenen Willens und seiner ureigenen humanen Strebungen nicht aufzuheben ist. Infolge gegenläufiger biblischer Aussagen steht der Wille zum Schriftgehorsam (samt widerstrebender Bejahung des Verdammungsurteils über die Homosexualität) gegen den Willen zur ungebrochenen Nächstenliebe (samt Bejahung der entsprechenden biblischen Gebote). In der Tat: „Alles kostet einen Preis“ (1, 42:00), wie Jana mit Blick auf die moderne „Fake-Freiheit“ sagt (1, 42:18). Jasmin hat durch ihre Konversion zum evangelikalen Christentum die unbefangene Liebe zu ihren homosexuellen Freundinnen und Freunden eingebüßt. Das ist kein geringer, ein hässlicher Preis. Es ist der Preis der biblizistischen Gehorsamsforderung. Wo die Liebe Christi lebendig ist, kann ihm allenfalls ein Gehorsam mit schlechtem Gewissen entsprechen.
Die religiösen Kosten biblizistischen Christentums
Religiöse Exklusion
Eines der dominantesten Themen des Podcasts – neben allem, was mit Partnerschaft und Sex zu tun hat – ist die Auseinandersetzung mit „liberalem“ Christentum und innerevangelikalen Liberalisierungsprozessen, die in der Szene unter den Stichworten „Dekonstruktion“ und „Post“- bzw. „Ex-Evangelikalismus“ verhandelt werden. Die dualistische Tendenz evangelikaler Frömmigkeit, ihre Neigung zu einem Lagerdenken ohne Vermittlung und Übergänge (wahr/unwahr, fromm/gottlos etc.), tritt beim innerchristlichen Richtungsstreit sozusagen in Reinform hervor.
Hier gewinnen die Äußerungen der beiden Christfluencerinnen zuweilen beträchtliche Schärfe. Der Grund dafür ist Wut,7 nämlich über die Abkehr von der biblischen und die Verbiegung der christlichen Wahrheit, die man in liberaler Theologie generell erblickt und die man als Angriff auf den eigenen Glauben empfindet.8 Eine nähere Auseinandersetzung mit jeweils infragestehenden Streitpunkten findet nicht statt, weil für Jana und Jasmin im Prinzip fraglos feststeht, was biblisch und christlich wahr ist. Dieser Anspruch auf Wahrheitsbesitz bleibt auch seltsam unberührt von dem gelegentlichen Eingeständnis, selbst auch nur „Stückwerk zu erkennen“ (1, 42:53)9 – es bezieht sich augenscheinlich nur auf Nebensächliches.
Das Bild vom Lager der „Liberal-Progressiven“ (3, 38:39) ist dabei allem Anschein nach stark von gewissen Social-Media-Stimmen geprägt, bleibt aber relativ unscharf. Sie haben „den Begriff christlich ausgedehnt […] zu diesem: Liebe, Toleranz und Akzeptanz für alle“ (3, 38:52) und sind ansonsten solche, die Christus und die Bibel nicht „ernst nehmen“ (3, 40:00). Sie „meinen, möglicherweise sogar, gläubig zu sein“ (10, 29:21), sind aber „eigentlich Gottlose; sie nennen sich Christen, aber sie kennen Gott nicht“ (3, 42:05). Die Landeskirchen sind voll von solchem Scheinchristentum, die EKD rangiert als ihr Inbegriff.10 Darum kann man es gar nicht oft genug sagen, „nur dass alle das wissen: Das sind keine Christen!“ (3, 43:10). Die evangelikalen Freundinnen sind sich daher völlig einig, wie sie in der fiktiven Situation entscheiden würden, müssten sie wählen, ob sie „lieber gar nicht gläubig oder progressiv-liberal gläubig“ sein wollten. Jasmin:
„Also hundert Prozent gar nicht gläubig. Hundert Prozent. Also bevor ich sage: ‚Gott hat das nicht gesagt‘, oder: ‚So meint Gott das nicht‘ und ramme dem Christentum oder der Bibel so ein Messer einfach ins Buch rein, würde ich einfach sagen: Ich habe so viel Respekt und Anstand und Ehrerbietung einer anderen Religion gegenüber, dass ich auf jeden Fall Atheist wäre, ohne irgendwie die Religion zu beschmutzen.“ (3, 05:37)
Die Empörung gegenüber solchem Pseudochristentum kann sich auch in drastischen biblischen Metaphern ausdrücken. Jana zu zeitgeistangepassten kirchlichen Amtsträgern: Da „hab ich wirklich das Gefühl: Sie bespucken meinen Jesus“ (2, 53:56). Jasmin geht noch einen Schritt weiter in der Applikation der biblischen Passionserzählung. Über Menschen, die ihren evangelikalen Glauben „dekonstruiert“ haben, heißt es bei ihr (mit Hebr 6,6): „Sie nageln den Sohn Gottes praktisch noch einmal ans Kreuz“ (2, 51:17).
Auch die gegenläufigen Bemerkungen zu Liebe,11 Mitleid12 und notwendiger Fürbitte13 für die liberalen „Namenschristen“ können den polemisch-aggressiven Gesamteindruck der mannigfachen Urteile im Podcast zum Lager der christlichen Opponenten evangelikalen Christentums nicht nachhaltig abmildern. Wenn nicht alles täuscht, ist bei diesem Konfliktfeld die persönliche Betroffenheit von Jana und Jasmin deutlich größer als beim Thema Homosexualität: Während man sich dort aus Treue zur Bibel zur Ansage einer fremden göttlichen Wahrheit genötigt sieht, geht es bei der Alternative „liberal/progressiv“ vs. „konservativ/evangelikal“ direkt um die eigene Glaubensidentität. So wird den theologischen Gegnern nicht nur das Christsein abgesprochen, sondern sie werden darüber hinaus als Christuslästerer und -mörder, als Gottlose und Christentumsfeinde deklariert, deren Schicksal im göttlichen Gericht feststeht: „Sie gehen alle verloren, sie werden alle sterben, sie werden Jesus nicht sehen“ (2, 55:18). Das ist starker Tobak. Bei der Aburteilung der andersglaubenden Christen fallen alle Hemmungen religiöser Demut und Sanftmut.
Die religiöse Selbstgerechtigkeit des Christentums von „Jana & Jasmin“
Die antiliberalen Invektiven, die der Podcast in ungeschminkter Direktheit darbietet, zeigen erstens: Der Exklusivismus des Wahrheitsbesitzes, der „nach innen“ eine beeindruckend starke religiöse Identität und Kohäsion erzeugt, hat zugleich eine drastische aversive Außenseite. Der exklusive „Wahrheitsanspruch“ (10, 36:59) impliziert aggressive religiöse Intoleranz – aber nicht etwa gegenüber anderen Religionen oder areligiösen Zeitgenossen, sondern vornehmlich gegenüber den missratenen Geschwistern der eigenen Religion. Das setzt der propagierten Menschenliebe eine empfindliche Schranke, ausgerechnet innerhalb des Christentums. Weil man den Glauben unter der Dauergefährdung durch moderne Irrlehren stehen sieht, gehört zum „fundamentalen“14 Evangelikalismus die andauernde Habachtstellung eines Wächteramtes für biblische Orthodoxie. Daraus erwächst der Gestus kompromissloser Wahrheitsansage und Irrtumsverwerfung, der dem Christentum Janas und Jasmins – gegenläufig zu allen glaubhaften Liebesansagen – ein Moment unerbittlicher Härte einschreibt.
Zum Zweck der Abgrenzung werden Einzelstimmen insbesondere aus dem Social-Media-Kosmos zu einem konkretions- und differenzierungsarmen Gesamtbild des Gegenlagers verarbeitet: Die biblizistische Wahrheitsbehauptung lebt zweitens von einer pauschalen Feindbildkonstruktion. Zwar wird eingeräumt, dass es subjektiv verständliche Gründe für eine Liberalisierung geben mag – die Erfahrung von Leid, insbesondere von geistlichem Missbrauch, oder die „Desillusionierung“ (2, 23:03) der Glaubensverheißungen eines gelingenden Lebens. Unter Verzicht auf ernsthafte Verständnisbemühungen wird die liberale Option am Ende aber doch nach einer einfachen Deutungsschablone beurteilt. Ausschlaggebend ist demnach die Versuchung zum einfacheren, zum „breiten Weg“ der „Anpassung“ des Glaubens sowie das Fehlen des standhaften Willens, „am Herrn festzuhalten“ (vgl. 2, 25:40).
Die Härte der Abgrenzungen und die Starrheit der dabei in Anschlag gebrachten Schematisierungen verleiht der dargestellten Frömmigkeit drittens einen starken Hang zu religiöser Selbstgerechtigkeit. Auch in dieser Hinsicht gerät der Podcast in einen schwer überhörbaren Selbstwiderspruch. Denn Jasmin selbst tut kund, „geistlichen Stolz“ zu verachten: „So eklig. Und mir wird schlecht, wenn ich darüber nachdenke, wie viele […] diesen geistlichen Stolz haben. Wir sind die Richtigen, wir sind die Wahren. So sagt die Bibel über dich, so musst du sein. Also es ist so geistlicher Stolz, es ist so, boah, Jesus hasst es, Jesus verurteilt es“ (5, 36:18). Die Sprecherin kann diese Sätze äußern, ohne an die eigenen geistlichen Urteilssprüche zu denken – die „Liberalen“ stehen offenbar so weit abseits des Wahren, dass ihre schroffe Abkanzelung den eigenen Demutsanspruch nicht gefährdet. So kommt bei ihnen nicht Jasmins Lieblingstugend zum Zuge – auch Demut hat Grenzen! –,15 sondern der unbewusste wie ungebremste religiöse Richtgeist gesteigerten Gewissheitsstolzes.
In der von religiöser Selbstzurückhaltung unangekränkelten Verurteilung alles „progressiv Christlichen“ im Namen der göttlichen Wahrheit liegt indessen noch ein weiterer Selbstwiderspruch. Wie nämlich sollte es sich auf die „Ehrfurcht vor Gott“ (3, 40:14) reimen, die von den antiliberalen Propagandistinnen eingefordert wird, dass jemand zu wissen beansprucht, wer wirklich „den Herrn kennt“ und wer infolgedessen im Gericht gerettet werden wird und wer nicht? Der biblizistische Wahrheitspositivismus verführt viertens zur Missachtung der prinzipiellen Grenzen menschlicher Einsicht in das Göttliche und folglich zur Missachtung der Souveränität Gottes.16
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Martin Fritz, 06.12.2024
Anmerkungen
- Der folgende Abschnitt versucht, eine Antwort auf die (eigentlich rhetorische) Frage Jasmins zu geben (10, 49:42): „Wo ist das Problem, wenn ich sage: ‚Ich liebe dich, ich lebe nicht so wie du, und ich glaube, dass Gott etwas anderes für dich gedacht hat, und ich glaube, dass Gott eine Perfektion hat sozusagen, dass er eine Vorstellung hat von dem, was richtig ist; ich glaube, dass Sünde Zielverfehlung ist, und ich glaube, dass ich ein Sünder bin, genauso wie ich glaube, dass du ein Sünder bist, egal, welche Sexualität du hast‘?“
- Hier noch einmal eine Übersicht über die Podcast-Folgen: (1) „Erste Folge, In Zeiten wie diesen …“ (27.3.2024) – (2) „Was TrashTV mit Dekonstruktion zu tun hat …“ (3.4.2024) – (3) „Was Sexarbeit und Christentum miteinander zu tun haben – Wie woke darf christlich sein?“ (18.4.2024) – (4) „Warum wir lieber Atheisten wären als ‚liberal gläubig‘“ (1.5.2024) – (5) „Let’s talk about ‚Männer‘ …“ (26.5.2024) – (6) „Tübinger Hochschultage, UNUM und Herzschmerz“ (17.6.2024) – (7) „UNUM, Einheit und Katholizismus“ (25.6.2024) – (8) „Let’s talk about Dating, Olympia & Co.“ (20.8.2024) – (9) „Perfekte Dates und wie dein verletztes Herz heilen kann“ (25.9.2024) – (10) „Pro7, das Sonntagsblatt und die Demokratie“ (26.10.2024). Hinzu kommt die Aufzeichnung eines Livetalks beim „Fire Festival“ in Stuttgart (veranstaltet von der neocharismatischen Initiative „Europe Shall Be Saved“ und der neocharismatischen Gemeinde „Gospelforum“) am 3.10.2024, die am 23.11.2024 hochgeladen wurde: (11) „#1 Livepodcast – Warum Jana lieber Hausfrau wär [sic] und Jasmin nicht gendert“. Zitatnachweise erfolgen in diesem Artikel durch Nennung der Folgennummer plus Zeitangabe.
- Vgl. z.B. 1, 20:12: „Menschenfeindlich klingt auch schon irgendwie böse […]. Und ich finde es voll schade, weil ich voll eine große Liebe habe für Menschen, wirklich auch für Menschen, die anders denken als ich, das ist mir komplett egal, wie jemand denkt, den liebe ich nicht mehr oder weniger, weil er sich entscheidet, […], das gleiche Geschlecht zu lieben.“
- Vgl. 2, 35:02: „Ich kann nicht glauben, dass ein liebender Gott Sexualität ablehnt. Wenn zwei Menschen sich lieben, was soll dabei sein?“
- Vgl. 2, 34:20: „Ich musste einfach zu dem Schluss kommen, dass ich sage: Okay, es gibt viele Themen in der Bibel, die ich nicht akzeptiere, so, aber ich muss sie stehen lassen, ich muss sie stehen lassen.“
- Hinzu kommt, dass eine historische Perspektive – sobald man sie einen Moment lang zulässt – sogleich klar macht, dass im Hintergrund der einschlägigen biblischen Verbote archaische Reinheitsvorstellungen und Vermischungstabus stehen, die der Vergangenheit angehören.
- Vgl. 2, 55:47. Dort sagt Jana über Kirchenvertreter, die öffentlich den Sühnetod Jesu bestreiten: „Ich würde sagen, was es in mir auslöst: Es macht mich wütend, dass die Menschen erzählen, das sei die Wahrheit.“
- Vgl. zu Begriff und Phänomen Martin Fritz, „Liberale Theologie“, ZRW 87,5 (2024), 395–407, https://tinyurl.com/3p83u9za. Letzter Aufruf der in diesem Beitrag genannten Internetseiten am 25.11.2024.
- Vgl. 5, 36:45.
- Vgl. z.B. 3, 39:52–45:36.
- Jasmin (2, 49:24): „Ich lieb dich, egal, was du glaubst, egal, was du denkst.“
- Jasmin (2, 55:13): „Ja, es wird ein ganz schlimmes Gericht geben, deswegen: Eigentlich muss man Mitleid haben mit den Seelen.“
- Vgl. 2, 50:04 und 50:29.
- Der Ausdruck „fundamental“ (nicht: fundamentalistisch) wird im Podcast gegenüber „evangelikal“ häufiger als Selbstbezeichnung gebraucht; vgl. 3, 43:27 („fundamental oder konservativ“); 4, 34:28 u.ö.
- Vgl. 5, 36:40: „Das, was Jesus von dir möchte, ist Demut, Demut, Demut.“
- Man könnte diesen Aspekt noch religionsphilosophisch-religionskritisch vertiefen. Denn man kann in Janas und Jasmins Kombination von Biblizismus und Dezisionismus eine religiös illegitime Absolutsetzung irdischer Instanzen erblicken, die „Vergötzung“ von Bibelwort und Menschenwille, womit die Teilhabe am Göttlichen in eigene, menschliche Regie genommen wird. Diesen Abweg von Religion hat der Theologe Paul Tillich in klassischer Weise ins Auge gefasst. Siehe dazu Martin Fritz, „Rausch des Unbedingten. Tillichs Theorie ‚dämonisch‘ verzerrter Religion“, in: Christian Danz und Werner Schüßler (Hg.), Tillich in Dresden. Intellektuellen-Diskurse in der Weimarer Republik, Tillich Research 27 (Berlin: de Gruyter, 2023), 211–228, https://tinyurl.com/3mfpbcbz. Jana und Jasmin stehen nach Tillich’schen Kategorien idealtypisch für die protestantische Spielart „dämonisierter“ Religion.