Online-Veranstaltungsreihe zum Umgang mit islamistischer Radikalisierung

Vor 20 Jahren führte ein Team von Pädagoginnen und Pädagogen zum ersten Mal ein Modellprojekt mit Anti-Gewalt- und sozialen Kompetenzübungen mit Rechtsextremisten durch. Hieraus entstand 2004 das „Violence Prevention Network“ (VPN), das sich inzwischen auch religiöser Radikalisierung und Islamismus widmet.

Michael Utsch
Grafik: Zwei einander zugewendete Köpfe im Profil, die Umrisslinien überdecken sich teilweise.

Vor 20 Jahren führte ein Team von Pädagoginnen und Pädagogen zum ersten Mal ein Modellprojekt mit Anti-Gewalt- und sozialen Kompetenzübungen mit Rechtsextremisten in einer Brandenburger Haftanstalt durch. Daraus wurde später die so genannte „Verantwortungspädagogik©“ entwickelt. Zu ihrer Verbreitung wurde im Jahr 2004 der Verein „Violence Prevention Network VPN“ gegründet. Seitdem baute die Organisation die Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen kontinuierlich aus, sodass sie heute über eine bundesweite Vernetzung verfügt. In dieser Beratungs- und Fortbildungsorganisation sind mittlerweile über 100 Mitarbeitende fest angestellt. Im Jahr 2019 betrug das Gesamtbudget des Netzwerkes 7,5 Millionen Euro. Die Mittel stammen zum überwiegenden Teil aus der Europäischen Union, Bundes- und Landesmitteln sowie Spenden.

Das breit aufgestellte Netzwerk, das neben Beratung, Fortbildungen und Präventionsseminaren mittlerweile auch wissenschaftliche Studien zum Thema durchführt und eine eigene Akademie unterhält, will durch seine sozialpädagogische Deradikalisierungs-Arbeit ideologisch gefährdeten Menschen und extremistisch motivierten Gewalttäten einen Anstoß geben, sich aus Hass und Gewalt herauszulösen. Sie sollen lernen, ein eigenverantwortliches Leben zu führen und Teil des demokratischen Gemeinwesens werden.

Die eigene Innenwelt und Lebensführung besser zu verstehen und durch Einstellungs- und Verhaltensänderungen Verantwortung für sich zu übernehmen, ist auch Kernanliegen der Psychotherapie. Deshalb ist es naheliegend, dass im Herbst ein Berliner VPN-Teilprojekt eine Brücke zwischen der Extremismus-Prävention und dem Gesundheitswesen schlägt und dazu eine Fortbildungsreihe anbietet. Ausgangspunkt des Teilprojektes TRIAS Berlin ist die Beobachtung, dass sich Medizin- und Heilberufe bisher zu selten mit Phänomenen wie religiöser Radikalisierung oder Islamismus auseinandergesetzt haben. Weil jedoch die diesbezüglichen Beratungs- und Therapieanfragen zugenommen haben, sollten die Gesundheitsfachleute auf solchen Fragen vorbereitet sein. Die vor allem an Berater/innen und Psychotherapeut/innen gerichteten Seminare beschäftigen sich an drei Abenden im August, September und Oktober mit der Kindheit, der Spiritualität und religiösen Dogmen sowie den Geschlechtsrollen im Salafismus.

Es ist naheliegend, dass in der Stadt mit den meisten Religionsgemeinschaften in Europa, in Berlin, professionelle Hilfsangebote für Ausstiegswillige aus radikalen religiösen Splittergruppen etabliert werden. Dazu ist eine bessere Vernetzung zwischen der Betroffenenarbeit mit religiös Radikalisierten und dem Gesundheitswesen schon lange überfällig.

Michael Utsch
 
Online-Veranstaltungsreihe
„Islamistische Radikalisierung und ihre Auswirkungen auf Kinder, Jugendliche und Familien“
https://trias-berlin.de/veranstaltungen 

Ansprechpartner

Foto Dr. Michael UtschProf. Dr. phil. Michael Utsch
Wissenschaftlicher Referent
Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
Auguststraße 80
10117 Berlin