Buddhismus

20 Jahre „Neue Kadampa-Tradition“ in Deutschland

Anfang Februar 2013 feierte das Serlingpa-Zentrum der buddhistischen „Neuen Kadampa Tradition“ (NKT) in Wiesbaden sein 20-jähriges Jubiläum. Das 1993 eröffnete Zentrum war das erste seiner Art in Deutschland. Inzwischen verzeichnet die Übersichtskarte für Deutschland auf der offiziellen Internetseite (http:// kadampa.org/en/map) 39 Orte, darunter elf größere Zentren und 28 lokale Ableger, sogenannte Zweigstellen. Besonders hervorgehoben ist Frankfurt am Main sowie seit dem Jahr 2000 vor allem Schloss Sommerswalde bei Schwante nordwestlich von Berlin, wo in absehbarer Zeit der deutsche NKT-Tempel entstehen soll.

Auf der mittelalterlichen Kadam-Schule (Kadam= „Rat, mündliche Unterweisung“) fußen weite Teile des tibetischen Buddhismus, insbesondere die Traditionslinie der Gelugpa (die auch der Dalai Lama hält). Sie setzte Schwerpunkte in der korrekten Auslegung der Schriften und in praxisorientierten Anleitungen (Lamrim = „Stufen des Weges“).

Auf diese alte Schule beruft sich der tibetische, seit über 30 Jahren hauptsächlich von England aus wirkende Gelugpa-Meister Geshe Kelsang Gyatso (geb. 1931), der 1991 den Orden „Neue Kadampa Tradition“ gründete. Dieser soll weltweit inzwischen 700 Ordinierte in über 1100 Dharmazentren haben. Trotz der Anknüpfung an alte Überlieferungen versteht sich die NKT als vollkommen unabhängige und unpolitische buddhistische Tradition. 2003 wurde die Bezeichnung „International Kadampa Buddhist Union“ hinzugefügt (NKT-IKBU). Neben politischen Fragen waren es insbesondere Auseinandersetzungen über die Bedeutung der tibetischen Schutz-Gottheit Dorje Shugden, die zum völligen Bruch mit der Gelug-Haupttradition führten. Seit der Dalai Lama 1996 eindeutige Maßnahmen gegen den Shugden-Kult ergriffen hatte, lässt Kelsang Gyatso kein gutes Haar an dem tibetischen Oberhaupt. Die Shugden-Praxis hat in der NKT einen hohen Stellenwert. Die NKT bietet drei spezifische Studienprogramme an, die sie von anderen Traditionen unterscheiden – ein Allgemeines Programm, ein Grundlagenprogramm und ein Lehrerausbildungs-Programm.

Kritische Stimmen ziehen die Authentizität der NKT-Belehrungen in Zweifel und beklagen die Art und Weise, wie Kelsang Gyatso einen Exklusivanspruch für seine Lehren behauptet. In der Selbstdarstellung „Moderner Kadampa-Buddhismus“ (2007, 13) sieht sich die NKT genötigt, dem Vorwurf zu begegnen, sie sei eine buddhistische Sekte. Die NKT ist nicht in der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) vertreten.


Friedmann Eißler