200. Geburtstag des Stifters Baha´u´llah
(Letzter Bericht: 9/2014, 345) In diesem Jahr feiern Baha‘i-Gemeinden weltweit den 200. Geburtstag des Stifters der Baha‘i-Religion, Bahá’u’lláh (arab. „Herrlichkeit Gottes“, 1817 – 1892). Zentrales Datum der Feierlichkeiten war der 21. und 22. Oktober. Auch in Deutschland begingen die rund 6000 Baha‘i an vielen Orten dieses Jubiläum mit Festakten, Vorträgen, Musikveranstaltungen, öffentlichen Andachten und vielem mehr. Das Baha‘i Zentrum Essen veranstaltete eine Vortragsreihe, im Stadthaus Viersen wurde eine Ausstellung über den Gründer und die Heiligen Stätten der Baha‘i in Israel gezeigt, an anderen Orten gab es klassische Musik oder Filmvorführungen. Die Baha‘i-Gemeinde in Hannover beging den Höhepunkt des Jubiläumsjahres mit einem Tag der offenen Tür in ihrem neuen Gemeindehaus (eröffnet im Frühjahr 2017) und einem Fest im Haus der Religionen. In Berlin lautete das Motto „Die Welt neu denken“, in Witten „Schritte auf dem Weg zur Einheit“. Damit sind zentrale Anliegen der Baha‘i-Religion aufgegriffen, die fortschreitende Gottesoffenbarung und vor allem der Einheitsgedanke: die Einheit Gottes, die Einheit der Religionen, die eine Menschheitsfamilie.
Baha’u’llah wurde am 12.11.1817 in Teheran geboren. Er schloss sich der Babi-Bewegung an, die in einer Zeit starker schiitischer Messiashoffnungen in Persien entstand und nach der Hinrichtung des Bab (Ali Muhammad, 1819 – 1850) zum großen Teil im Baha‘itum aufging – vor allem, nachdem Baha’u’llah seit 1863 für seine Gefährten als Manifestation Gottes und der Verheißene galt, dessen Kommen vom Bab angekündigt worden war. Baha’u’llah starb 1892 in Akko im heutigen Israel. Der dortige Schrein mit seinem Grab ist der heiligste Ort für die Baha‘i und gibt die Gebetsrichtung an. Baha’u’llahs Geburtstag ist einer der neun heiligen Tage im Baha‘i-Jahr.
Die Baha‘i glauben, dass die Menschheit einen langen Entwicklungsprozess durchläuft, der eine friedliche und geeinte Welt zum Ziel hat. Der Einheitsgedanke trägt zu dem großen Interesse der Baha‘i an interreligiösen Kontakten und religionsübergreifender Kooperation bei.
Heute zählt die Baha‘i-Religion ca. sechs Millionen Gläubige in rund 230 Ländern. Sie versammeln sich zu Andachten und Gruppenabenden in Privathäusern, örtlichen Zentren und in den „Häusern der Andacht“, von denen es auf jedem Kontinent eines gibt. Das europäische Haus der Andacht steht in Hofheim am Taunus.
Friedmann Eißler