Am Anfang war das Licht - ein Film über das „Phänomen“ Lichtnahrung
(Letzter Bericht: 1/2007, 31f) „Am Anfang war das Licht“, behauptet der österreichische Filmemacher und Filmkritiker im österreichischen Rundfunk Peter Arthur Straubinger. Angeregt durch eine Dokumentation über den schweizerischen Nationalheiligen Nikolaus von der Flüe, der über Jahre ohne Nahrung gelebt haben soll, versucht er, dem Phänomen Lichtnahrung auf die Spur zu kommen. Der Film ist nach der Eigenbeschreibung eine „faszinierende Reise, die P. A. Straubinger zu Yogis und Quantenphysikern, zu Fastenärzten und Schulmedizinern, zu Psychiatern und Bewusstseinsforschern, zu Qigong-Meistern, Hausfrauen und Lebenskünstlern, also gleichermaßen zu Wissenschaftlern und zu Esoterikern quer über den ganzen Erdball führt“ (http://amanfangwardaslicht.at/inhalt.html).Protagonisten des Films sind u. a. der 83-jährige Yogi Prahlad Jani, der seit einer göttlichen Eingebung im Alter von acht Jahren angeblich keine Nahrung mehr zu sich nimmt, die Australierin Ellen Greve (Jasmuheen), deren „21-Tage-Lichtnahrungsprozess“ einigen Nachahmern das Leben gekostet hat, die russische Pensionistin Zinaida Gregorieva Baranova, die nach eigenen Angaben seit 2000 keine Nahrung mehr zu sich nimmt, der Schweizer Chemiker Michael Werner, der seit neun Jahren nahezu ohne Nahrung ausgekommen sein will, und der Österreicher Walter „Omsa“ Rohrmoser, der angeblich zwischen 1999 und 2008 weitgehend ohne physische Nahrung gelebt hat. Immer wieder kommen auch Experten und Expertinnen aus Medizin, Ernährungswissenschaften und Biologie zu Wort, die sich kritisch mit dem Phänomen auseinandersetzen.
Nach der ersten Hälfte des Films ist für Straubinger die Frage, ob es das Phänomen Lichtnahrung gibt, klar mit „ja“ beantwortet, und es wird anschließend nach Erklärungen für das Wie gesucht. Das geschieht, indem Experten mit dem Phänomen konfrontiert werden. Bei der Auswahl der Gesprächspartner kann man sich dem Eindruck nur schwer entziehen, dass hier in erster Linie auf das „Who is Who“ der Esoterik geschaut wurde und man Personen ausgewählt hat, die in ihren Disziplinen als Außenseiter gelten – so etwa der Physiker Fritz-Albert Popp, der Arzt Rüdiger Dahlke oder der Biochemiker Rupert Sheldrake. Für den Regisseur lässt sich das Phänomen durch Quantenphysik, Bio-Fotonen und Bewusstseinsforschung erklären.Anfang Oktober 2010, knapp drei Wochen nach dem Kinostart in Österreich, haben nach Angaben der Produktionsfirma 40 000 Personen den Film gesehen. Die Filmkritik reagierte sehr unterschiedlich. Nach teilweise unkritischen Rezensionen in manchen Medien und vor allem im Österreichischen Rundfunk meldeten sich skeptische Stimmen zu Wort. Dabei wird nicht nur die Wissenschaftlichkeit des als Dokumentation bezeichneten Films infrage gestellt, sondern auch die finanzielle Förderung durch Mittel des Österreichischen Filminstituts, des Filmfonds Wien und des Österreichischen Rundfunks.Die Jugendmedienkommission des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur hat dem Film eine sogenannte Positivkennzeichnung als „Diskussionsfilm ab 12 Jahren“ gegeben und damit zum Ausdruck gebracht, dass dieser Film besonders für Kinder und Jugendliche geeignet sei. Als Begründung schreibt die Kommission: „P. A. Straubinger hat sich eines sehr interessanten Themas angenommen und es von jeder Seite beleuchtet und detailliert erklärt. Dabei ergeben sich Botschaften, dass die Form der Weltbetrachtung der letzten 400 Jahre ins Wanken gerät, weil durch Versuche bewiesen wurde, dass wir mit unserem Bewusstsein mehr bewirken können als wir glauben und somit die Gesellschaft mitgestalten können“ (www.bmukk.gv.at). Diese Begründung löst doch ein gewisses Erstaunen aufseiten des kritischen Zuschauers aus.
Stefan Lorger-Rauwolf, Wien