Astrologie

Astrologie und Politik in Sri Lanka

Am 8. Januar 2015 scheiterte der sri-lankische Präsident Mahinda Rajapaksa beim Versuch, durch überraschend angesetzte Präsidentschaftswahlen eine dritte Amtszeit zu gewinnen. Die Niederlage war auch eine krachende Niederlage für seine astrologischen Berater, allen voran Sumanadasa Abeygunawardena. Die Wahlniederlage bedeutet für den 62-Jährigen, der Rajapaksa seit mehr als drei Jahrzehnten berät, nicht nur einen Imageschaden. Er musste aus dem ihm zur Verfügung gestellten Bungalow ausziehen und verlor seinen Posten im Aufsichtsrat einer staatlichen Bank. Obwohl nach Einschätzung ausländischer Medien der Wahlausgang absehbar kritisch war, hatten sich nach Angaben von Al-Jazeera der Präsident und seine Astrologen noch am 30. Dezember 2014 detailliert mit der Terminplanung der dritten Amtszeit befasst.1

In Sri Lanka gehört Astrologie nicht nur zur Alltagskultur (Bestimmung günstiger Tage, Matching von Partnern bei arrangierten Ehen usw.), sondern auch zur Politik.2 In ausländischen Medien war die auch für einheimische Verhältnisse große Abhängigkeit des Präsidenten von astrologischen Beratern Gegenstand teils amüsierter Berichterstattung im Vorfeld der Wahlen. Nur wenige Tage vor der Wahl hatte sich der Chefastrologe Abeygunawardena mit detaillierten Überlegungen über die günstigen Konstellationen noch einmal weit aus dem Fenster gelehnt.3 Nach den Wahlen zitierte der Guardian den medial abgetauchten Astrologen, auch Nostradamus habe gelegentlich geirrt.4

Der Wahltermin fast zwei Jahre vor Ende der sechsjährigen Amtszeit hatte die Opposition überrascht, sodass der spätere Wahlsieger aus dem Haus des bisherigen Präsidenten kam: Maithripala Sirisena war bis zur Ankündigung seiner Kandidatur Gesundheitsminister und Generalsekretär von Rajapaksas Sri Lanka Freedom Party. Der langjährige Vertraute Rajapaksas brachte eine Koalition von Oppositionsparteien und früheren Rajapaksa-Getreuen hinter sich und punktete in der Wählerschaft mit Kritik am zunehmend autokratischen Führungsstil und der Vetternwirtschaft des Präsidenten. Schon im November 2014 rechnete die Asien-Ausgabe des Economist (www.economist.com) anders als die Astrologen des Präsidenten: „Bei den letzten Wahlen 2010, kurz nach dem Krieg, bekam Rajapakasa 57 Prozent (oder weniger, wenn man den Vorwürfen glaubt, dass da und dort Wahlergebnisse gefälscht wurden). Nehmen wir an, dass Tamilen, Muslime und Christen, die ungefähr ein Drittel der Wählerschaft ausmachen, überwiegend Sirisena zuneigen, dann genügt schon ein Stimmungsumschwung bei einem Drittel der Singhalesen für Sirisena. Vielleicht stehen die Sterne für den Präsidenten günstig, doch Horoskope bergen oft eine Enttäuschung.“


Hansjörg Biener, Nürnberg


Anmerkungen

  1. Vgl. http://america.aljazeera.com/articles/2015/1/7/sri-lanka-electionsrajapaksa.html  (Abruf dieser und der folgenden Internetseiten: 15.1.2015).
  2. Vgl. http://news.bbc.co.uk/2/hi/south_asia/7783842.stm .
  3. Vgl.  http://dbsjeyaraj.com/dbsj/archives/36203.
  4. Vgl. www.theguardian.com/world/2015/jan/13/nostradamus-wrong-astrologer-advised-sri-lankas-president-election .