Ufologie

Auch ein Jubiläum: 60 Jahre Ufo-Sichtung

(Letzter Bericht: 6/2004, 231) Innerhalb des breiten Spektrums der neuen Religiosität gibt es Gruppen, die sich auf Gründungsmythen oder legendenhafte Gründergestalten berufen, aber auch solche, deren Entstehung in Raum und Zeit und mit präzisem Datum festmachbar ist. Zu diesen Gruppen gehört zweifelsfrei die der „UFO-Gläubigen“, denn den Beginn dieser Bewegung kann man eindeutig auf den 24. Juni 1947 datieren.

Die Gründungsgeschichte ist dabei schnell erzählt: Ein Vertreter für Feuerlöschgeräte namens Kenneth Arnold sah auf dem Rückflug von einem Kunden über dem Mount Rainier im US-Bundesstaat Washington neun ihm unbekannte Flugobjekte, die mit hoher Geschwindigkeit über den Berggipfel schossen. Arnold berichtete das, was er gesehen hatte, einem Reporter, der den Bericht an die Presse weiterleitete. Schon am nächsten Morgen konnte man etwas von „fliegenden Untertassen“ (Arnold hatte freilich die Formation der Objekte und nicht deren Aussehen gemeint) in der Zeitung lesen. Diese Nachricht verbreitete sich in Windeseile und die Anzahl derjenigen, die ebenfalls ein „Unbekanntes Flugobjekt“ gesehen hatten, wuchs rasant an.

Seitdem sind 60 Jahre vergangen und die Vorstellung, dass es außerirdische Lebewesen gibt, die in regelmäßigen Abständen die Erde besuchen, wurde durch so ungefähr alle Formen der (Pseudo-)Wissenschaft und (Trivial-)Kultur durchdekliniert. Es gab die Behauptung, dass ein UFO in Roswell abgestürzt sei, dass dieses UFO und seine Besatzung dann in der „AREA 51“ versteckt gehalten und wissenschaftlich untersucht wurden, die Überzeugung, dass Außerirdische schon vor tausenden von Jahren die Erde heimgesucht hätten, oder die, dass Menschen von Außerirdischen entführt (und sexuell missbraucht) worden seien. Es gab die Vorstellung, dass eine Reihe von mehr oder weniger prominenten Zeitgenossen in Wahrheit Außerirdische sind... Dies alles wird in Büchern, Filmen, Magazinen und auf Internetseiten verbreitet: häufig ernsthaft und mit einem deutlich missionarischen Unterton, ab und zu aber auch satirisch und unterhaltsam und bisweilen sogar wissenschaftlich einigermaßen seriös (hier wären das SETI-Projekt und der darauf basierende Film „Contact“ zu nennen).

Dies alles gab es, eines freilich gibt es bis heute nicht: den einen, unwiderlegbaren Fall der Sichtung eines UFOs oder gar eines Kontaktes mit Außerirdischen. Im Gegenteil: Nahezu alle bislang bekannt gewordenen Fälle der angeblichen Sichtung eines UFOs konnten auf natürliche Ursachen zurückgeführt oder als optische Täuschung erklärt werden.

So war das, was Kenneth Arnold gesehen hatte, mit hoher Wahrscheinlichkeit ein geheimer Testflug der ersten F-84-Thunderjets, und ähnliche Testflüge hat es zur Zeit des Kalten Krieges noch des Öfteren gegeben. (Wahrscheinlich kam die UFO-Manie den Militärs in den 50er Jahren durchaus gelegen.)

Auch wenn man es heute für möglich hält, dass es sogar in unserem Sonnensystem Formen von Mikroorganismen geben könnte (gegenwärtig wird erwogen, die vereisten Pole des Mars sowie einige Saturnmonde daraufhin zu untersuchen), so sollte man UFOs und Außerirdische doch bis auf Weiteres Hollywood überlassen.


Heiko Ehrhardt, Hochelheim/Hörnsheim