Aufbruch in Gottes Zukunft. Die Endzeitrede Jesu und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
Siegfried Großmann, Aufbruch in Gottes Zukunft. Die Endzeitrede Jesu und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, Gießen/Basel 2011, 167 Seiten, 14,99 Euro.
Siegfried Großmann, Pastor und früherer Präsident des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, hat ein Buch über die Endzeitrede Jesu im Matthäusevangelium geschrieben und seine Auslegung in den Kontext einer politisch ausgerichteten Analyse der Gesellschaft gestellt. Der erste Teil der Ausführungen bezieht sich auf „Zukunftsperspektiven für das 21. Jahrhundert“ (11-40). Die gesellschaftsanalytischen Themen sind Wertewandel, Wirtschaftskrise, Terrorismus, Klimawandel ... Das Fazit lautet: „Es ist noch nicht zu spät, aber es ist schon sehr spät“ (37). Den „nachfolgenden Generationen gegenüber“ sind wir verpflichtet, „alles zu tun, was in unserer Macht steht“ (37). Nur eine „globale Bewegung für die Schöpfung“ kann etwas gegen das „globale Zerstörungspotenzial ausrichten“ (40). Unter anderem denkt Großmann dabei an Initiativen wie den konziliaren Prozess. „Was wir heute brauchen, ist also eine weltweite ökumenische Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Nachhaltigkeit, die aus den speziellen Gruppen in die ganze Christenheit hineinwächst und sich global vernetzt“ (40). In den Endzeitreden Jesu, der „Zukunftsschau Jesu“, sieht der Autor eine geistliche Grundlage für eine solche ökumenisch orientierte Initiative gegeben.
Die beiden folgenden Kapitel (41-88) sind ganz der Auslegung der Endzeitrede (Mt 24) und den Endzeitgleichnissen (Mt 25) gewidmet. Abschnittweise wird den Aussagen nachgegangen. Dabei legt der Autor Wert auf die Feststellung, dass das Entscheidende des endzeitlichen Prozesses nicht „die Kette der Katastrophen [ist], die den Weg zum Ende der Welt begleiten“ (70), sondern das Kommen eines neuen Himmels und einer neuen Erde. In den auslegenden Passagen wird vor allem unterstrichen, dass die christliche Endzeiterwartung auf Trost, Hoffnung und engagierte Zeitgenossenschaft abzielt.
Teil 4 (89-104) beschreibt „Bausteine“ eines zukunftsorientierten Lebensstils. Der Autor fordert zu Selbstkritik auf. Er plädiert für eine Reform der Kirchen, für ein neues ökumenisches Miteinander von geistlichen Bewegungen und Kirchen, für eine Kooperation unterschiedlicher Bewegungen, zum Beispiel der pfingstlich-charismatischen Bewegung und aktionszentrierten Bewegungen. „In der Zukunft kommt außerdem dem Zusammenwirken von verfassten Kirchen und geistlichen Bewegungen eine besondere Bedeutung zu, denn die Amtskirchen können angesichts der krisenhaften Entwicklung noch weniger als bisher auf glaubensstärkende und gemeinschaftsbezogene Ergänzung durch die geistlichen Bewegungen verzichten“ (92).
Teil 5 (105-156) steht unter dem Thema „Christliche Existenz im 21. Jahrhundert. Er liest sich wie eine kurze Einführung in die individuelle und gemeinschaftliche christliche Spiritualität. Großmann verbindet die christliche Zukunftserwartung mit einer Ethik der Verantwortung, die den individuellen Lebensstil prägt und mit ganz praktischen Ratschlägen zur Lebensgestaltung verbunden ist. „Es ist unsere Aufgabe, daran mitzuarbeiten, dass die Erde bewohnbar bleibt“ (155).
Das Buch ist gut lesbar geschrieben. Es behandelt im analytischen Teil eine Fülle von Themen, die nur skizzenhaft dargestellt werden. Bemerkenswert ist die enge Verknüpfung endzeitlicher Aussagen der Bibel mit einem Plädoyer für einen Lebensstil der Einfachheit, der auf die Lebenschancen künftiger Generationen ausgerichtet ist.
Reinhard Hempelmann