Scientology

Besier gibt sich unter Druck gelassen

Ende Oktober schlug die öffentliche Kritik an der umstrittenen Rede des Direktors des Hannah-Arendt-Institutes für Totalitarismusforschung anlässlich der Einweihung einer Scientology-Repräsentanz im Brüssel nochmals hohe Wogen (vgl. MD 11/2003, 431). Er musste sich vor dem siebenköpfigen Kuratorium des Instituts erklären und wurde zu strenger Zurückhaltung verpflichtet. Eine Entlassung sei aus institutspolitischen Gründen nicht möglich, so ein Kuratoriumsmitglied. Jedoch solle er zukünftig sein Vorgehen enger mit dem Kuratorium abstimmen. Dabei wurde bekannt, dass Besier nach eigenen Angaben in den letzten Jahren eine Studie erstellt hat, in der die vermeintlich bedrohte Religionsfreiheit in Deutschland "aus der Perspektive der Scientology-Religion" dargestellt werde. Wegen des großen politischen Widerstandes will nun angeblich nicht Besier, sondern seine Frau den Band im kommenden Frühjahr publizieren. Besonders brisant: Während der Verfassungsschutz in seinen letzten Jahresberichten eine Mitgliederzahl von 5000 - 6000 Scientologen in Deutschland angibt, durfte Besier angeblich eine interne Datei mit 11000 Mitgliederdaten einsehen. Angesichts dieser deutlichen zahlenmäßigen Differenz liegt die Frage nahe, ob darin auch die Ex-Mitglieder erfasst sind. In Frankreich wurde kürzlich die Scientology-Organisation in erster Instanz zu 8000 Euro Bußgeld verurteilt, weil sie die Daten ehemaliger Mitglieder - aus welchen Gründen auch immer - nicht pflichtgemäß gelöscht hatte (Le Monde vom 15.10.2003).

Michael Utsch