Bund fördert „House of One“ mit 10 Millionen
(Letzter Bericht: 10/2016, 386-388) Die „Stiftung House of One – Bet- und Lehrhaus“ erhält vom Bund 10 Millionen Euro für die Errichtung des interreligiösen Sakralbaus, der ab nächstem Jahr im Herzen Berlins entstehen soll. Dies teilte die Stiftung im November 2018 mit. Die Entscheidung des Bundestages im Rahmen der Haushaltsberatungen sieht demnach eine Bereitstellung von zunächst 500 000 Euro für 2019 vor, weitere 9,5 Millionen werden für die Folgejahre in Aussicht gestellt. Die Mitfinanzierung des Baus ist an die Bedingung geknüpft, dass Beträge in derselben Höhe (jeweils 10 Millionen) vom Land Berlin wie auch durch Spenden eingebracht werden. Der Bau soll insgesamt 43,5 Millionen Euro kosten. Bisher seien aus aller Welt etwas mehr als neun Millionen Euro an Spenden eingegangen, hieß es – ein Erfolg, nachdem der Spendenstand vor rund drei Jahren etwa eine Million betrug.
Die Pressemitteilung der Stiftung (https://house-of-one.org/de/news/bund-bewilligt-10-millionen-euro) ist auf große, wenn auch keineswegs einhellige Resonanz in der Öffentlichkeit gestoßen. Dass der Bund fast ein Viertel der veranschlagten Kosten übernehmen will, ist ein starkes Zeichen für den politischen Willen, dem „neuen Wahrzeichen der Weltoffenheit und Toleranz“ am „Urort“ des historischen Berlin, wie es beworben wurde, zum Erfolg zu verhelfen. Der Erfolg wird sicher auch daran gemessen, dass das Projekt mit seinem einzigartigen Profil und seinem besonderen architektonischen Konzept international Anklang findet. Der Erfolg wird sich allerdings in der konkreten Gestaltung vor Ort zeigen müssen. Die Konstellation ist alles andere als einfach: Die initiierende evangelische (Orts-)Kirchengemeinde (es gibt keinen katholischen Partner), eine jüdische Gemeinde im Verbund mit einem Rabbinerseminar und – der einzige muslimische Partner – eine Dialoginitiative der Gülen-Bewegung wollen in „exemplarischer Beschränkung“ auf die „abrahamischen Religionen“ ein Berliner Prestigeprojekt riesigen Ausmaßes schultern. Das muslimische „Forum Dialog“ (früher FID) repräsentiert keine Moscheegemeinde, überhaupt keine islamische Gemeinde, auch keinen Verband, vielmehr setzt sich die Gülen-Bewegung herkömmlich so für „Dialog und Bildung“ ein, dass die Religion gerade nicht thematisiert und sichtbar wird. Das hat mit dem Islamverständnis und den Vorstellungen gesellschaftlicher Partizipation des Führers der Bewegung, Fethullah Gülen, zu tun. Nun müssen vielleicht nicht nur Repräsentanten von bestehenden und lebendigen Gemeinden den interreligiösen Dialog gestalten. Was aber enorm erschwerend hinzukommt, ist die Tatsache, dass sich die Verhältnisse unter türkischen Muslimen seit dem Putschversuch in der Türkei im Sommer 2016 auch in Deutschland dramatisch verschlechtert haben. Einerseits kennt die Jagd der Türkei auf Gülen-Anhänger offenbar keine Staatsgrenzen und bedroht auch hierzulande Menschen. Andererseits sind die Ausrichtung und die Strategien der Gülen-Bewegung nach wie vor nicht in der Weise transparent, wie es für den interreligiösen Dialog unabdingbar erscheint.
Die Beschränkungen erscheinen unter diesen Vorzeichen nicht nur „exemplarisch“, sondern stellen das Projekt insgesamt vor große Herausforderungen in der Zukunft.
Friedmann Eißler