Christlicher Schöpfungsglaube zwischen Anti-Evolutionismus und „neuem“ Atheismus
Ein Tagungsbericht
Der Kampf um die Weltdeutung ist neu entbrannt. Konnte man eine Zeit lang meinen, die Auseinandersetzung zwischen Theologie und Naturwissenschaft um die Weltentstehung sei im Wesentlichen überwunden und beide hätten ihre Gebietsansprüche friedlich untereinander aufgeteilt, so kann man in jüngster Zeit ein neues, heftiges Aufflammen der Kämpfe beobachten. Guerillakämpfer auf beiden Seiten preschen vor. Sie wollen die ausgehandelte Gebietsaufteilung offenbar nicht akzeptieren und dringen immer wieder in fremde Bereiche vor.
Auf der einen Seite stehen die Vertreter des Kreationismus, die den ersten biblischen Schöpfungsbericht als eine naturwissenschaftlich exakte Darstellung ansehen und die Evolutionstheorie bekämpfen. Der biblische Text enthält für sie eine genaue Beschreibung der historischen Entwicklung, die sie auch mit naturwissenschaftlichen Methoden belegen wollen. Es wird versucht, „biblische Schöpfungslehre“ als „Alternative“ zur Evolutionstheorie mit im Lehrplan des Biologieunterrichts unterzubringen.
Auf der anderen Seite steht der so genannte „neue“ Atheismus, der im Unterschied zum „alten“ Atheismus weniger philosophisch geprägt ist, sondern mit einer starken Inanspruchnahme der Naturwissenschaften, vor allem der Biologie, die Existenz Gottes bestreitet. Vertreter dieser Richtung wie z. B. Richard Dawkins mit seinem Buch „Der Gotteswahn“ bleiben nicht bei naturwissenschaftlich beschriebenen Zusammenhängen stehen, sondern schlussfolgern daraus die Nichtexistenz Gottes.
Vertreter beider Richtungen kamen zu einer ökumenischen Tagung für Weltanschauungsbeauftragte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen, die vom 22. bis 24. September 2008 in Nürnberg stattfand.
Trostloser Atheismus aus intellektueller Redlichkeit
Joachim Kahl aus Marburg referierte über den „neuen“ Atheismus aus der Sicht des „alten“. Obwohl er sich selbst als Vertreter eines „weltlichen Humanismus“ (entsprechend lautet der Titel seines neuesten Buches) versteht, lieferte er eine vernichtende Kritik zu Dawkins „Gotteswahn“. Kahl charakterisierte Dawkins als Beispiel für „intellektuellen Caesarenwahn“, der durch triumphalistische Selbstüberschätzung und Realitiätsblindheit geprägt sei. Seine Illusion einer von Anfang an religionslosen Welt sei von Feuerbachschen Prämissen her als ahistorisch zu entlarven. Sein Unfehlbarkeitsdünkel übertreffe den des Papstes bei weitem, denn während der Papst ihn auf seltene ex-cathedra-Entscheidungen begrenze, immunisiere sich Dawkins systematisch gegen Kritik von religiöser Seite, die aus seiner Sicht nur von Dummheit zeugen könne. Ausdrücklich gutgeheißen wurde von Kahl jedoch das Anliegen eines Grundrechts von Kindern auf positive und negative Religionsfreiheit. Demnach gebe es keine christlichen oder muslimischen Kinder, sondern nur Kinder christlicher oder muslimischer Eltern. Gleiches gelte natürlich auch für Atheisten, auch diese hätten nur Kinder atheistischer Eltern.
In einem zweiten Teil entfaltete Kahl sein Verständnis des Atheismus, den er als eine metaphysische Hypothese betrachtet, die von einem innerweltlichen Standpunkt aus formuliert wird. Die beiden Säulen, auf denen sein Atheismuskonzept ruht, lauten: 1. Es gibt keinen Gott, der die Welt erschaffen hat. Die Welt ist keine Schöpfung, sondern unerschaffen und unerschaffbar.2. Es gibt keinen Gott, der Tiere und Menschen aus ihren Leiden erlöst. Die Welt ist unerlöst und unerlösbar. Die Theodizeefrage wird zum Schlüssel der Begründung des Atheismus: Das Leid in der Welt verbiete die Annahme eines guten und allmächtigen Gottes. Jede erträumte Erlösung komme immer zu spät, meinte Kahl, denn keine spätere Erlösung könne das geschehene Leid zurücknehmen. Die Unumkehrbarkeit der Zeit spreche gegen die Existenz Gottes. Durch die Leugnung der Schöpfung tritt in Kahls Argumentation die Welt selbst an die Stelle Gottes, die dann einige der philosophischen Gottesattribute erbt (ewig, erste Ursache). Als praktische Konsequenz präsentierte Kahl sein Konzept einer „weltlich-humanistischen Spiritualität“ als Alternative zur Religion. Dazu gehöre, dass durchaus auch meditative Formen (Kerzenlicht, Wohlgeruch, Rotwein, Lyrik, Fasten, Yoga, Meditation) Anwendung finden, die aber dennoch mit „taghellem Bewusstsein und intellektueller Klarheit“ benutzt werden könnten.
Kreationismuskonzepte
Gegenstück zu einem kämpferischen Atheismus ist ein Kreationismus, der nun von religiöser Seite her die ehemals ausgehandelten Grenzlinien überschreitet und den Anspruch erhebt, zutreffendere Antworten als die wissenschaftliche Forschung zu haben. Kernpunkte des christlichen Kreationismus sind die Berufung auf die Bibel in Kombination mit der Ablehnung der Evolution, erläuterte Reinhard Hempelmann, Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW). Auch wenn der Kreationismus innerhalb des evangelikalen und des pfingstlich-charismatischen Christentums beheimatet ist, sei es falsch, diese Bewegungen pauschal damit zu identifizieren. Hermeneutischer Hintergrund sind die Chicagoer Erklärungen zur Irrtumslosigkeit der Bibel. Von daher nehme der Kreationismus für sich exklusiv in Anspruch, die Bibel treu auszulegen. Er stütze sich auf ungeklärte (Rand-)Fragen der Evolutionstheorie und bemühe sich um den Nachweis von Ungereimtheiten, ohne eine schlüssige Alternative darstellen zu können. Stattdessen würden die Überlegungen in heilsgeschichtliche und endzeitliche Konzepte eingebettet.
Gegner des Kreationismus seien nicht nur Evolutionstheoretiker oder atheistisch orientierte Naturwissenschaftler, sondern vor allem andere Christen, die die biblischen Texte anders interpretieren. Weder Kreationismus noch Bibelfundamentalismus könnten die Eindeutigkeit herstellen, die sie versprechen. In gewisser Weise bestehe zwischen Kreationismus und Atheismus ein innerer Zusammenhang: Eberhard Jüngel bezeichnete den Beweis der Notwendigkeit Gottes als den Geburtshelfer des neuzeitlichen Atheismus.
Eine eigene Variante kreationistischer Vorstellungen gibt es bei den Zeugen Jehovas mit einem Langzeit-Kreationismus, nach dem jeder Schöpfungstag 7000 Jahre gedauert habe, wie Harald Baer von der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle in Hamm darlegte. Auch im Islam ist der Kreationismus eine Option, denn im Koran wird neben der kontinuierlichen Schöpfung die Weltenstehung als ein Werk von sechs (Sure 10:3, 32:4) oder acht Tagen (Sure 41:9-12) bezeichnet. Entsprechende publizistische Äußerungen seien aber erst seit den 1970er Jahren erkennbar, erklärte EZW-Referent Friedmann Eißler. Ein Beispiel für einen brachial vorgetragenen Kreationismus sind die Aktionen von Adnan Oktar alias Harun Yahya, der in seinem Streben nach einer Plausibilisierung von Wissenschaft durch Koraninterpretation auch Impulse des christlichen Kreationismus und insbesondere der „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“ aufgenommen habe. Sein 2006 in Istanbul erschienener, fast 800 Seiten starker „Atlas der Schöpfung“ wurde vielen Schulen in Europa kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit viel Pathos werden darin ein angeblicher Betrug der Evolutionisten und eine dunkle Liaison zwischen Darwinismus und Faschismus „enthüllt“. Ein solcher Generalangriff gegen die „materialistische Wissenschaftswelt“ habe eine Re-Islamisierung zum Ziel. Zwar werde ein so ideologisch zugespitzter Kreationismus nur von Einzelnen vertreten, ein grundlegender Kreationismus sei hingegen selbstverständlicher Mainstream im Islam.
Das Opfer des Verstandes
Gegen einen Tunnelblick bei der wissenschaftlichen Betrachtung der Welt wandte sich Henrik Ullrich, Oberarzt an einer Radiologischen Klinik und seit 2006 Vorsitzender der „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“, die zu den maßgeblichen Vertretern eines (moderaten) Kreationismus zählt. Wissenschaftliche Arbeit betrachte per definitionem die Welt, als ob es Gott nicht gäbe. Das Bekenntnis zur Irrtumslosigkeit der Bibel stehe einem offenen Umgang mit der Wissenschaft nicht entgegen. Konflikte würden sich vor allem aus Grenzüberschreitungen bei der Interpretation wissenschaftlicher Befunde ergeben.
Es sei wichtig, drei Varianten des Evolutionsdenkens zu unterscheiden: 1. die Evolution als naturhistorischer Prozess, die Gegenstand evolutionsbiologischer Forschung ist; 2. Evolutionsdenken als paradigmatische Leitidee, nach der andere Forschungsdaten bewertet und einsortiert werden; 3. Evolution als Philosophie bzw. Ideologie, die als Sinnstifter fungiert. Es gebe insbesondere in den beiden letztgenannten Bereichen einen fundamentalistischen Evolutionismus, der genauso wissenschaftsfeindlich sei wie ein ideologischer Kreationismus. In der Auseinadersetzung mit der ersten Variante trete die „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“ für eine wissenschaftliche Evolutionskritik ein. Diese sei keine Pauschalkritik an der Wissenschaft, sondern eine kritische Wertung der vorgelegten Argumente.
Schöpfung sei als geglaubter, übernatürlicher Akt per definitionem einer wissenschaftlichen Beschreibbarkeit entzogen. Schöpfungsglaube sei von daher keine Alternative zur Evolutionstheorie auf „naturwissenschaftlicher“ Ebene, sondern ein alternativer Interpretationszugang zur Wirklichkeit. Als Christ habe er sich bei der Bekehrung für eine Unterordnung der Vernunft unter die Allmacht Gottes entschieden, erklärte Ullrich.
Dinosaurier gegen Gott
Die Gegenposition in der Podiumsdiskussion vertrat Thomas Junker von der „Arbeitsgemeinschaft Evolutionsbiologie“, der als bekennender Atheist in der Giordano Bruno Stiftung engagiert ist. Junker hält den Konflikt zwischen Wissenschaft (Evolution) und Glauben (Schöpfung) für einen grundsätzlichen und nicht nur für ein Missverständnis, das man durch Erklärungen und Unterscheidungen beseitigen könnte – wie es in der Orientierungshilfe des Rates der EKD „Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule“ (EKD-Texte 94, 2008) versucht werde. Darwin sei der erste gewesen, der eine überzeugende natürliche Erklärung für die Existenz und die Eigenschaften der Organismen habe bieten können. Mit Evolution und Selektion werde durch Darwin der Kausalzusammenhang an die Stelle des Wunders gesetzt. Seitdem sei Zweckmäßigkeit das Leitprinzip der Entwicklung. Der menschliche Organismus sei eine sehr zweckmäßige Biomaschine, deren Sinn in der Verbreitung von Genen bestehe.
Wie bereits bei Kahl ist auch bei Junker das Theodizeeproblem entscheidend für die Kritik biblischer Aussagen. Die gelegentlich behaupteten Entsprechungen zwischen biblischem Schöpfungsbericht und Erkenntnissen der Evolutionsgeschichte könne er nicht nachvollziehen. Gegen Theorien des „Intelligent Design“, die zwar nicht die Evolution, aber das Prinzip der Selektion bestreiten und dort einen planvollen Schöpfer am Werk sehen, verwies Junker auf die Existenz solch heimtückischer Tiere wie der Schlupfwespen und auf das Aussterben der Dinosaurier. Das führte ihn zu der Frage: „Sieht die Welt wirklich so aus, als hätte sie ein allmächtiger und allgütiger Gott geplant?“ Dass ein Blitz einen Menschen tötet, egal ob er gut oder schlecht war, wird für Junker zu einem negativen Gottesbeweis.
Einheitliches Wissen ist eine Fiktion
Gegen die Versuche von Junker und Ullrich, jeweils auf ihre Weise eine geschlossene Weltdeutung zu etablieren, und für eine Mehrdimensionalität der menschlichen Erkenntnisperspektiven plädierte der württembergische Weltanschauungsbeauftragte Hansjörg Hemminger. Bereits Eiszeitjäger vor 30000 Jahren seien vermutlich einerseits Supernaturalisten gewesen und hätten vielleicht an Ahnengeister oder Kobolde geglaubt, andererseits müssten sie wohl die Rentierspuren im Schnee naturalistisch betrachtet und nicht für von Kobolden verfälscht gehalten haben – sonst hätten sie die Tiere nicht fangen können. Die Einheitlichkeit menschlichen Wissens sei eine Fiktion. Sowohl aus dem Schöpfungsglauben als auch aus der Evolutionstheorie folge eine prinzipielle Unabgeschlossenheit menschlicher Kognition. Daher gebe es keine ontologische Basis für eine völlige Vereinheitlichung der Perspektiven. Gläubige Naturwissenschaftler hätten aber keine verschiedenen Bereiche im Gehirn, zwischen denen sie umschalten (Sonntag: Kirche – Montag: Labor), sondern die verschiedenen Betrachtungsweisen seien aufeinander bezogen. „Zufall oder Schöpfung?“ stellt nach Hemminger keine sinnvolle naturwissenschaftliche Frage dar, weil beide keine naturwissenschaftlichen Begriffe sind. Naturwissenschaftliche Erklärungen schlössen das Handeln Gottes in keiner Weise aus. Die Vorstellung von Gottes Handeln als Eingriff in einen ansonsten von ihm unbeeinflusst laufenden Naturprozess sei abwegig. Den Kreationismus bezeichnete Hemminger auf der Ebene der Naturwissenschaft als substanzlos: Er bringt keine Argumente, die wirklich ernsthaft naturwissenschaftlich zu diskutieren wären. Bei der „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“ beklagte Hemminger einen Wahrnehmungsfilter, der unter anderem dazu führe, dass Werke, die sich mit der Lösung evolutionsbiologischer Probleme befassen, direkt entgegen ihrer Aussage zitiert werden.
Weltakzeptanzreflexion
Müssen wir das neuzeitliche Wirklichkeitsverständnis ablehnen, um für den Schöpfungsglauben Platz zu schaffen? Das fragte Hans-Joachim Höhn aus Köln in seinem Beitrag. Wenn ein weltanschauliches Selbstmissverständnis der Naturwissenschaft und ein naturwissenschaftliches Selbstmissverständnis der Religion ausgeschlossen würden, dann müssten wir es nicht. Beide hätten gemeinsame Prämissen, beide wollten dem Dasein der Welt auf den Grund gehen, aber mit verschiedenen Optiken. Eine unreflektierte Vermischung der Kategorien erzeuge Probleme. Wissenschaft liefere eine Weltentstehungsreflexion, die Theologie hingegen die Weltakzeptanzreflexion. Wenn an einer Schultafel „2+2=5“ geschrieben steht, könne die Naturwissenschaft spekulieren, wie dies an die Tafel gekommen ist (Physiker: durch die Haftung der Kreide an der Tafel, Psychologe: zur Provokation des Lehrers). Die Frage nach der Berechtigung des Tafelanschriebs lasse sich jedoch nicht über die Genese klären, sondern nur über die binnenmathematische Logik. In ähnlicher Weise müsse die Religion auf der Ebene der Geltung angesiedelt werden, nicht auf der Ebene der Genese.
Gegen Joachim Kahls These von der Ewigkeit der Welt führte Höhn den Hauptsatz der Thermodynamik an: Unendlichkeit und Ewigkeit des Universums auch in die Vergangenheit bedeutet, dass alle möglichen Ereignisse nicht nur möglich, sondern auch wirklich sind. Wenn aber alle möglichen Ereignisse schon eingetreten sind, wie ist dann die Entropie zu sehen? Wie können wir dann sagen, dass wir uns noch zu höherer Komplexität entwickeln? Die Plausibilitätsprobleme einer ewigen Welt seien nicht geringer als die Schwierigkeiten einer Schöpfungsvorstellung.
Natur ist nicht Schöpfung
Für eine theologische Unterscheidung von „Schöpfung“ und „Natur“ trat der Systematische Theologe Ulrich Eibach ein. Naturgesetze und Schöpfungswirken dürften nicht einfach gleichgesetzt werden. Evolution sei schöpferisch und zerstörerisch zugleich, wobei die lebenszerstörenden Mechanismen keinen „Fehler im Programm“, sondern das eigentliche Wesen des Programms darstellten. Ein Beweis Gottes aus der Natur sei nicht möglich, denn Gott „gibt“ es nicht wie die Gegenstände dieser Welt. Er sei kein Kausalfaktor in dieser Welt neben anderen. Daher sei Gottes schöpferisches Wort der Naturwissenschaft grundsätzlich nicht zugänglich; Spuren seines Wirkens könnten nur erahnt werden, wenn man vom Glauben herkommt. Schöpfungsaussagen lägen auf einer anderen erkenntnistheoretischen Ebene, weil eine kausale Methode nur kausale Zusammenhänge sehen könne. Ein großes Problem in der Verständigung zwischen Theologie und Naturwissenschaft seien die Fachsprachen, die ein gegenseitiges Verstehen erschwerten.
Fazit
Die Tagung hat deutlich werden lassen, wie komplex die Positionen zu Evolution und Schöpfung sind. Mit Joachim Kahl präsentierte sich ein gesprächsfähiger und persönlich sympathischer Vertreter des „alten“ Atheismus, der nach intellektueller Redlichkeit sucht und bereit ist, aus seinen Grundanschauungen auch die harte Konsequenz einer prinzipiell trostlosen Welt zu ziehen. Allerdings zeigt sich hier deutlich, dass die Erfahrung des lebendigen Gottes nicht in das Korsett philosophischer Gottesattribute zu zwängen ist. Im Kontrast dazu waren Junkers Ausführungen ein Zeugnis dafür, wie erschreckend eindimensional der biologistische, „neue“ Atheismus daherkommt und wie er in seiner kämpferischen Selbstgerechtigkeit furchtlos zu ethischen Grenzüberschreitungen auffordert. „Wie weit man gehen kann, weiß man immer erst, wenn man es ausprobiert hat und damit gescheitert ist“, meinte Junker. In diesem Sinne plädierte er dafür, nicht Grenzen zu akzeptieren, „von denen wir gar nicht wissen, ob sie bestehen“. Solche Thesen bedürfen dringend weiterer gesellschaftlicher Diskussion.
Die Tagung machte deutlich, dass es eine dringende Aufgabe der Theologie bleibt, den eigenen Schöpfungsglauben zu erläutern und positiv zu entfalten.
Harald Lamprecht, Dresden