In eigener Sache

Curriculum Religions- und Weltanschauungsfragen erfolgreich abgeschlossen

Am 23. und 24. Juni 2017 fand in der Tagungsstätte des Michaelisklosters in Hildesheim der feierliche Abschluss des Curriculums Religions- und Weltanschauungsfragen statt. Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen hatte diese Spezialfortbildung für Pfarrerinnen und Pfarrer und kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren durchgeführt. Die Abschlussveranstaltung in Hildesheim bot für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erneut die Gelegenheit, über grundlegende Themen und Fragen im kirchlichen Arbeitsfeld Religions- und Weltweltanschauungsfragen ins Gespräch zu kommen. Allen Absolventinnen und Absolventen wurde ein Zertifikat über die erfolgreiche Teilnahme am Curriculum überreicht, unterschrieben vom Vizepräsidenten des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland, Thies Gundlach, und vom Leiter der EZW, Reinhard Hempelmann. Für die thematische Phase der Abschlusstagung war der badische Pfarrer Jan Badewien der Einladung gefolgt. Er hielt einen Vortrag über Aufgaben und Themen heutiger Apologetik und zeichnete dabei die jüngsten Entwicklungen im Arbeitsfeld Religions- und Weltanschauungsfragen nach. Es schloss sich eine intensive Diskussion über grundlegende Fragen gegenwärtiger apologetischer Arbeit an. Mit feierlichem Abschluss und einem Abendmahlsgottesdienst in der Klosterkapelle endete die Tagung.

Das auf zwei Jahre angelegte Curriculum verfolgte das Ziel, die Wahrnehmungskompetenz für die religiöse und weltanschauliche Pluralität der Gegenwart, die Ausdrucksfähigkeit über die eigenen Perspektiven und Positionen angesichts aktueller Herausforderungen und damit die Unterscheidungs-, Auskunfts- und Dialogfähigkeit zu fördern. Darüber hinaus waren die Nachwuchsförderung und die Stärkung von Netzwerken in der weltanschaulichen Arbeit wichtige Anliegen des Curriculums.

Die Umsetzung erfolgte in vier Seminarwochen im November 2015 in Berlin, im März 2016 in Pullach, im September 2016 in London und im März 2017 wiederum in Berlin. Der Fokus war jeweils auf unterschiedliche Themen gerichtet, die in Vorträgen sowie in Text- und Gruppenarbeiten bearbeitet wurden. Die erste Woche behandelte v. a. die Themen Apologetik, säkulare Religiosität, Religionsdistanz und atheistische Weltdeutungen sowie christliche Sondergemeinschaften. In der zweiten Woche standen die Themen Esoterik, Lebenshilfemarkt und östliche Spiritualität im Westen im Mittelpunkt, in der dritten Woche ging es um Phänomene paganer Kulte, Pentekostalismus und die Vielfalt des Islam. Mit den Themen Islam in Deutschland und Evangelikalismus schloss sich daran das Programm der vierten Woche an, das außerdem die Themen Vielfalt des Buddhismus und Religionstheologie in der pluralistischen Kultur umfasste.

Neben den Vorträgen von externen Referentinnen und Referenten sowie von den Mitgliedern des Kollegiums der EZW standen auch zahlreiche Begegnungen mit Vertretern religiöser und weltanschaulicher Gemeinschaften sowie Exkursionen auf dem Programm. Ein Höhepunkt des gesamten Curriculums war fraglos die Seminarwoche in London u. a. mit dem Besuch des Sikh-Tempels Gurdwara Sri Guru Singh Sabha (Southall), verschiedener christlicher Gemeinden innerhalb eines mehrheitlich muslimischen Stadtteils sowie der Begegnung mit Muhammad Raza vom Muslim Law (Sharia) Council.

In jeder Seminarwoche wurde mit den Vorträgen, Begegnungen und täglichen Andachten und Bibelarbeiten das Wechselspiel zwischen systematisch-theologischer Reflexion und biblischer Orientierung in der konkreten Auseinandersetzung erprobt. Außerdem wurde stets auch der Brückenschlag zur konkreten Arbeit im kirchlichen Handlungsfeld Religions- und Weltanschauungsfragen unternommen: In jeder Seminarwoche wurden Fragen aus der Beratungsarbeit aufgegriffen, auch Rechtsfragen und Öffentlichkeitsarbeit wurden thematisiert. Zusätzlich zu den Seminarwochen fertigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine schriftliche Arbeit zu einem selbst gewählten Thema an und durchliefen am Ende des Curriculums ein Kolloquium mit den Referenten der EZW.

Unter den 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren vor allem Pfarrerinnen und Pfarrer aus zwölf Landeskirchen (der bayerischen, braunschweigischen, hannoverschen Landeskirche, den beiden hessischen Landeskirchen, der mitteldeutschen, pfälzischen, rheinischen, sächsischen, westfälischen und württembergischen Landeskirche sowie der Nordkirche), ebenso ein Pfarrer der evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz. Das Curriculum war das Projekt des Kollegiums der EZW, das von den weiteren Mitarbeiterinnen der Dienststelle unterstützt wurde, ebenso von den Studierenden Hannah Stobbe (2016) und Lars Städter (2017).

Für die EZW waren die zwei Jahre des Curriculums Religions- und Weltanschauungsfragen eine intensive und herausfordernde Zeit. Bereits in den Jahren 2009 und 2010 war ein Curriculum durchgeführt worden. Das Curriculum Religions- und Weltanschauungsfragen 2015 bis 2017 unterstreicht die Notwendigkeit, auf Verschärfungen weltanschaulicher Pluralisierung mit entsprechenden Bildungsangeboten zu reagieren. Die Resonanz zeigt, dass es solche Fortbildungsangebote nach Möglichkeit auch in Zukunft geben sollte.


Lars Städter, Berlin