Pfingstbewegung

Der BFP wird Gastmitglied der ACK

Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP), die zahlenmäßig größte Pfingstgemeinschaft in Deutschland mit 46.000 Mitgliedern in 759 Gemeinden, davon ca. ein Drittel Migrationsgemeinschaften, wird Mitglied im Gaststatus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Ein Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess innerhalb des BFP führte 2008 dazu, die Mitgliedschaft zu beantragen. Im Oktober 2010 wurde dem BFP mitgeteilt, dass die ACK-Mitgliedskirchen nach intensiven Beratungen dem Antrag entsprochen haben. Die offizielle Aufnahme als Gastmitglied wird in der Mitgliederversammlung im Frühjahr 2011 erfolgen.

Ihrem Selbstverständnis gemäß hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen das Ziel, die Einheit der Christen zu fördern. Derzeit gehören 17 Kirchen als Mitglieder und 3 Kirchen als Gastmitglieder zur ACK.Die Gastmitgliedschaft des BFP wird nach gut 25-jähriger Pause wieder aufgenommen, denn knapp zehn Jahre lang (von 1975 bis Ende 1984) war der BFP bereits Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Gaststatus gewesen. Trotz zahlreicher Konfliktfelder zwischen den historischen Kirchen und den Pfingstgemeinschaften wurde die Offenheit des BFP gegenüber anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften auch in der Zeit seiner Distanzierung von der ACK immer wieder zum Ausdruck gebracht. 2001 wurde die Gastmitgliedschaft in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in eine Vollmitgliedschaft umgewandelt. Bereits seit den 1990er Jahren ließ sich eine stärkere Einbeziehung der Pfingstler in eine evangelikal geprägte „missionarisch-evangelistische Ökumene“ beobachten. Auf örtlicher und auf überregionaler Ebene ist es seit Jahren immer wieder zu Begegnungen und zur erfreulichen Zusammenarbeit gekommen. In globaler Perspektive wird man im Rückblick auf das 20. Jahrhundert unterstreichen müssen: Die pfingstkirchlichen Bewegungen, die zu Beginn des Jahrhunderts entstanden, sind in einem bemerkenswerten Prozess überaus schneller und wirkungsvoller Ausbreitung ein wichtiger Teil der Weltchristenheit geworden. Auch die Wahrnehmung der pfingstkirchlichen Bewegungen hat sich verändert: An die Stelle des alten Bildes der Pfingstler als aus dem Protestantismus kommender Sektierer ist zunehmend ein neues getreten, das die pfingstkirchlichen Bewegungen als Teil der Familie der sich ökumenisch begegnenden Kirchen ansieht. Mit der grundsätzlichen Akzeptanz charismatischer Erneuerungsgruppen in den historischen Kirchen ist diese veränderte Sichtweise beschleunigt worden.Wenn der BFP als größte Pfingstgemeinschaft in Deutschland jetzt in den institutionalisierten ökumenischen Dialog zurückkehrt, bietet dies Chancen, die wechselseitige Wahrnehmung durch Gespräch und Begegnung zu fördern und voneinander zu lernen. Zum Dialog der Kirchen mit pentekostalen Gemeinschaften und Bewegungen gibt es keine Alternative. Ein solcher Dialog sollte das nach wie vor Strittige und Klärungsbedürftige nicht ausklammern, sich auf alle Ebenen eines ökumenischen Miteinanders beziehen und nach mehr Gemeinschaft in der missionarisch-evangelistischen Sendung, im verantwortlichen Dienst in der Welt und im Verständnis und Bekenntnis des apostolischen Glaubens suchen.


Reinhard Hempelmann