Klemens Ludwig

Der Dalai Lama - und danach?

Schon 2011 zog sich der Dalai Lama aus der Politik zurück, der Jurist Lobsang Sangay wurde Ministerpräsident der tibetischen Exilregierung. Im September 2014 kündigte der Friedensnobelpreisträger an, es werde nach ihm möglicherweise keine weitere Reinkarnation geben. Hintergrund ist der Konflikt mit China, das auf die Nachfolge des Dalai Lama Einfluss nehmen will. So ergibt sich die paradoxe Lage, dass die Kommunistische Partei Chinas, die den Dalai Lama offiziell ablehnt, in dem Moment eine bedeutende tibetische Tradition verteidigt, in dem das geistliche Oberhaupt der Tibeter sie aufgeben will. Ein hoher chinesischer Funktionär befand am Rande des Nationalen Volkskongresses im März 2015: „Die Macht der Entscheidung über die Wiedergeburt des Dalai Lama ... liegt bei der chinesischen Zentralregierung.“ Tenzin Gyatso, die 14. Reinkarnation in der rund 450 Jahre alten Geschichte der Dalai Lamas, wird am 6. Juli 2015 achtzig Jahre alt. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir den folgenden Beitrag des Tibetkenners Klemens Ludwig.

 

Die Vorstellung von einem singulären Leben, wie sie in der abendländischen Tradition vorherrscht, ist der asiatischen fremd. Alle dort entstandenen großen Glaubenslehren gehen von einem geistigen Kontinuum über unzählige Leben aus, das sich so lange fortsetzt, bis Erleuchtung erreicht wird; manche Traditionen sprechen auch von Befreiung oder Erlöschen. Kaum jemand jedoch hat eine konkrete Vorstellung von seinem früheren Leben, und die in esoterisch-abendländischen Kreisen populären „Rückführungen“ sind den meisten Asiaten ausgesprochen fremd.

Eine Ausnahme bildet der tibetische Buddhismus. Er kennt das System der Inkarnationsreihen; das heißt, weit entwickelte geistliche Lehrer können nach ihrem Tode als Wiedergeburt ihres Vorgängers entdeckt werden und führen ihr Werk dann fort. Dabei geht es nicht um das Individuum, das vergänglich, ja aus streng buddhistischer Sicht ohnehin nur Illusion ist, sondern es geht um eine bestimmte Position, etwa Abt eines Klosters oder Oberhaupt einer Glaubensrichtung. Getreu dem Kreislauf der Wiedergeburten kehrt der Verstorbene in einem neugeborenen Kind zur Erde zurück. Die Suche nach ihm obliegt hohen Würdenträgern und verlangt große Anstrengungen. In manchen Fällen hat der Verstorbene bereits Hinweise auf seine Wiedergeburt hinterlassen; fehlen diese, zeigen Naturereignisse, Visionen oder Träume den Weg zur neuen Inkarnation. Ein wiedergeborener geistlicher Lehrer wird als Tulku bezeichnet.

Die Religionswissenschaftlerin Luana Laxy schreibt zum theologischen Hintergrund der Tulku-Idee: „Im späteren Mahayana-Buddhismus entwickelte sich die Vorstellung des Bodhisattva-Ideals, dem irdische, transzendente Wesen entsprechen, die zum Wohl aller Lebewesen wirken. Diese Bodhisattva-Wesen können u. a. menschliche Gestalt annehmen, um die Lehre des Buddhas zu verkünden. Im tibetischen Buddhismus entstand auf dieser Grundlage zu Anfang des 13. Jh. das Tulku-System, das … in der Personifizierung des XIV. Dalai Lama und des XVII. Karmapas bekannt ist.“1

Während der Dalai Lama erst relativ spät in der tibetischen Geschichte auftauchte, war die Schule des Karmapa – die Kagyüpa (oder Karma-Kagyü) – die erste, die das Tulku-System praktizierte. Sie war von Guru Marpa (1012 – 1090) gegründet worden, dem ersten bedeutenden tibetischen Lehrer des Buddhismus; seine Vorgänger waren allesamt aus Indien auf das Dach der Welt gekommen. Bei den Kagyüpa spielen Yoga und Meditation eine besondere Rolle, und die Yogis sind nicht dem Zölibat unterworfen.

Zu der Zeit gab es noch drei andere Schulen: 1. Die Nyingmapa, die sich auf Padmasambhava (8. Jahrhundert, genaue Daten unsicher) berufen, den ersten buddhistischen Missionar in Tibet, der aus Kaschmir stammt. Magische Praktiken sind in der Tradition weit verbreitet. 2. Die Kadampa, die auf den indischen Missionar Atisha (958 – 1054) zurückgehen, der im frühen 11. Jahrhundert den Grundstein zum Siegeszug des Buddhismus in Tibet gelegt hatte. Sie misst der geistigen Entwicklung, insbesondere dem Studium der Mahayana-Philosophie, große Bedeutung bei. 3. Die Sakyapa, im späten 11. Jahrhundert entstanden, betonen eher den intellektuellen Aspekt und steuerten wichtige Beiträge zur buddhistischen Logik und Dogmatik bei.

Diese Schulen bekämpften sich häufig, übten weltliche Macht aus oder paktierten mit selbiger. Gegen die Säkularisierung des Glaubens wandte sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein Mann, der zum einflussreichsten religiösen Reformator in Tibet avancierte, Martin Luther durchaus vergleichbar. Tsongkhapa Lobsang Dragpa, geboren 1357, zeigte schon früh ein ausgeprägtes Interesse am Buddhismus und trat in ein Kloster ein. Die Kluft, die zwischen Buddhas Lehre und der Praxis vieler Mönche klaffte, befremdete ihn jedoch, und so ging er mit 16 Jahren auf Wanderschaft und verfasste zornige Anklagen gegen den Missbrauch des Buddhismus. Dabei stieß er auf große Zustimmung vor allem unter den jungen Mönchen. Sie teilten seine Kritik ebenso wie seine wichtigste Botschaft, die da lautete: Zurück zu den buddhistischen Wurzeln!

Auf dieser Basis gründete Tsongkhapa „die Schule der Tugendhaften“, tibetisch Gelugpa. Wie der Name verrät, bestimmten strenge Disziplin und eine Abkehr von weltlichen Dingen die Praxis des neuen Ordens. Bei alledem ging Tsongkhapa mit gutem Beispiel voran, was den Zulauf für die neue Schule noch verstärkte. Von den existierenden Schulen schlossen sich die Kadampa der Reform an und gingen in den Gelugpa auf.

Die Reinkarnationsreihe des Dalai Lama

Die Erfolge der Gelugpa inspirierten die Mongolen, damals noch eine wichtige Macht in Zentralasien. 1577 rief der Mongolenfürst Altan Khan den Abt des großen Klosters Drepung, Sonam Gyatso, zu sich. Er sollte die Mongolen zum Buddhismus bekehren. Im Gegenzug bot Altan Khan seine militärische Unterstützung in den internen Auseinandersetzungen an, die Tibet seit Jahrhunderten nicht zur Ruhe kommen ließen.

Sonam Gyatsos Mission war überaus erfolgreich. Nicht nur der mongolische Hof, auch die Mehrheit der Bevölkerung bekannte sich innerhalb weniger Jahrzehnte zum Buddhismus. Aufgrund seiner Ausstrahlung verlieh Altan Khan Sonam Gyatso den Titel Dalai Lama, was zumeist mit „Lehrer des Weltmeeres“ oder „Ozean der Weisheit“ übersetzt wird. Wörtlich bedeutet der mongolische Begriff „Meeres-Lama“, und er greift damit den Herrschertitel „Dalai Yinqan“ auf, was „Meeres-Kaiser“ bedeutet und die Universalität des mongolischen Machtanspruchs unterstreichen sollte.2 So wie der Kaiser in weltlichen Angelegenheiten von Meer zu Meer herrschte, so tat es das tibetische Oberhaupt im spirituellen Bereich.

Um als Autorität legitimiert zu werden, benötigte der Dalai Lama eine Inkarnationslinie. Also wurde seinen beiden Vorgängern als Äbte von Drepung der Titel nachträglich zugesprochen. Der 1. Dalai Lama wurde demnach Gedun Drubpa, der Lieblingsneffe des Reformators Tsongkhapa.

Streng genommen ist der Dalai Lama gar nicht das geistliche Oberhaupt der Tibeter, doch seit seine Schule mithilfe der Mongolen im 17. Jahrhundert die Macht über Tibet erlangt hatte, wird er als geistliches und weltliches Oberhaupt angesehen. Die anderen Traditionen des tibetischen Buddhismus haben ihre eigenen Oberhäupter.

Beginn der chinesischen Einflussnahme

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts, nach dem Tod des 6. Dalai Lama, wurde das Dach der Welt einmal mehr von kriegerischen Auseinandersetzungen heimgesucht. Die Mongolen entwickelten sich immer mehr zu Zwangsherrschern, plünderten Klöster und versuchten, unmittelbar Einfluss auf die Auffindung des Dalai Lama zu nehmen. In seiner Not wandte sich der Regent, der nach dem Ableben eines Dalai Lama bis zur Inthronisierung des neuen die Amtsgeschäfte ausübt, an den großen Nachbarn im Osten, die Chinesen. In Peking hatte kurz zuvor die Qing-Dynastie den Drachenthron bestiegen. Träger der Qing-Dynastie waren nicht ethnische Chinesen, sondern die Mandschu, ein Volk im Nordosten des chinesischen Staatsgebiets. Ein tibetisch-chinesisches Truppenkontingent vertrieb schließlich die Mongolen vom Dach der Welt. Damit hatte der Regent sein Ziel erreicht, der 7. Dalai Lama konnte sein Amt antreten; doch gleichzeitig war die Saat für einen neuen Konflikt gelegt, der das Schicksal Tibets und des Dalai Lama auf tragische Weise bis in die Gegenwart bestimmt.

Der Qing-Kaiser in Peking betrachtete sich nicht als Erfüllungsgehilfe der Tibeter, sondern erhob eigene Ansprüche auf Tibet. Zwei Ambane, Gesandte des Kaiserhofs, vertraten dessen Interessen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa. Nach dem Sturz des letzten Kaisers 1911 erhoben sich tibetische Verbände und vertrieben die chinesischen Soldaten aus Lhasa. Das tibetische Oberhaupt, der 13. Dalai Lama, rief daraufhin die Unabhängigkeit Tibets aus. Davon unbeeindruckt hielt auch die neue bürgerliche Führung in Peking an ihrem Anspruch auf Tibet fest. Eine von den britischen Kolonialherren im indischen Simla initiierte Konferenz zur Klärung der Statusfrage endete 1914 ohne Ergebnis. Faktisch einigten sich beiden Staaten schließlich 1918 auf den Yangtse-Fluss als Tibets Ostgrenze. Das Gebiet östlich davon wurde zur entmilitarisierten Zone erklärt.

Das Land war zu der Zeit der Unabhängigkeit alles andere als ein theokratischer Musterstaat. Die Klöster besaßen den größten Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Sie hielten viele Bauern in Schuldknechtschaft und übten das Bildungsmonopol aus. Eifersüchtig wachten sie über ihre Privilegien. Der 13. Dalai Lama erkannte, wie reformbedürftig das Land war, und machte sich daran, die tibetische Gesellschaft grundlegend umzugestalten. In seiner Epoche gab es die erste weltliche Schule, und auch die wirtschaftliche Macht der Mönche wurde beschnitten. Sein Nachfolger, der heutige 14. Dalai Lama, knüpfte an diese Politik an. Er befreite unter anderem viele Bauern aus der Schuldknechtschaft, indem er alle Schulden, die älter als acht Jahre waren, tilgte und bei den jüngeren die Zinszahlungen aussetzte.

Viel Zeit blieb ihm indes nicht, denn Veränderungen des großen Nachbarn China warfen ihre Schatten auf Tibet. Dort hatte Mao Zedong nach dem Sieg der Volksbefreiungsarmee im Bürgerkrieg am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China ausgerufen. Eine seiner ersten Forderungen war die „Heimkehr Tibets ins chinesische Mutterland“. Da es in Tibet keine nennenswerte gesellschaftliche Gruppe gab, die diese Forderung unterstützte, marschierte die Volksbefreiungsarmee in Tibet ein. Die internationale Staatengemeinschaft kümmerte sich nicht um den Gewaltakt. Um der Annexion eine rechtliche Basis zu verschaffen, komplimentierte die chinesische Führung im Mai 1951 eine hochrangige tibetische Delegation, in der allerdings der Dalai Lama fehlte, nach Peking. Ihr wurde ein „17 Punkte Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets“ vorgelegt, das die Eigenständigkeit des Landes aufhob. Gleichzeitig wurde den Tibetern jedoch weitgehende innenpolitische Autonomie zugestanden.

Im September 1951 erreichten die chinesischen Truppen Lhasa, und acht Jahre lang gab es eine relativ friedliche Koexistenz von traditioneller tibetischer Verwaltung und chinesischem Militär. Ende der fünfziger Jahre wuchsen die Spannungen. Sie eskalierten schließlich am 10. März 1959, als es Anzeichen gab, dass der Dalai Lama nach Peking entführt werden sollte. Tausende von Tibeterinnen und Tibetern strömten zum Palast, um ihr Oberhaupt zu schützen. Gegen die chinesische Übermacht hatten sie jedoch keine Chance. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen; danach begann die dunkelste Epoche in der tibetischen Geschichte. Von etwa 6000 Klöstern überstanden ganze 13 die Zerstörungen; ungefähr 1,2 Millionen Menschen fanden den Tod.3

Der Dalai Lama im Exil

Dennoch gelang es den Chinesen nicht, sich des Dalai Lama zu bemächtigen. Als Soldat verkleidet, flüchtete er aus Lhasa. Dabei hatte er zunächst nicht die Absicht, sein Land zu verlassen, sondern er wollte in der Festung Lhuntse im Süden Tibets Zuflucht suchen, bis sich die Krise in Lhasa gelegt hatte. Tibetische Guerillakämpfer mit Verbindungen zum amerikanischen Geheimdienst CIA wussten jedoch zu berichten, dass Mao Zedong den Befehl gegeben hatte, den Dalai Lama „festzunageln, wo immer er sich aufhält“4. Aufgrund dieser Informationen entschloss sich der Dalai Lama, in Indien um Asyl zu bitten. Nach 32 Tagen erreichte er die indische Grenze. Darüber schrieb er später: „Das Überschreiten der Grenze hatte nichts Dramatisches an sich. Das Land war auf beiden Seiten der Grenze gleichermaßen öde und unbewohnt. Ich sah es nur durch einen Nebel, denn ich war krank, erschöpft und unglücklich – viel unglücklicher, als ich es zu sagen vermag.“5 Ihm folgten bis heute etwa 120 000 weitere Tibeter.

In Indien warteten große Herausforderungen auf den knapp 24-Jährigen. Als erstes kündigte er das 17-Punkte-Abkommen auf, mit dem Tibet seine Unabhängigkeit abgetreten hatte. Als wichtigste Gründe dafür nannte er: dass es nicht auf freiwilliger Basis, sondern unter Androhung von Gewalt zustande gekommen war; dass die Chinesen ihre eigenen Verpflichtungen vorsätzlich grob verletzt hätten und die Tibeter sich deshalb auch nicht mehr daran gebunden fühlten.6 Gleichzeitig erklärte er die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Tibets zum Ziel seiner Politik. Dies blieb die Basis bis zum Jahre 1979, und er bemühte sich um Unterstützung durch die Vereinten Nationen. Gegen den Willen der indischen Regierung, die ihre Hilfe auf den humanitären Bereich beschränkte, traf sich der Dalai Lama mit Botschaftern verschiedener Staaten, von denen er hoffte, dass sie die Tibet-Frage auf die Tagesordnung der UNO bringen würden. Von den beiden Konfliktparteien gehörte niemand den Vereinten Nationen an. China wurde bis 1971 von der Republik auf Taiwan vertreten, Tibet war nie einer weltumspannenden Organisation beigetreten.

Die diplomatischen Initiativen waren bald ausgereizt, denn bis auf drei UN-Resolutionen, um die sich die Volksrepublik China nicht kümmerte, kam nichts dabei heraus. Obwohl die Volksrepublik noch isoliert war, unternahm keine Regierung der Welt ernsthafte Schritte, das Selbstbestimmungsrecht oder die Menschenrechte für die Tibeter einzufordern. Bis heute spielt Tibet in der internationalen Politik keine Rolle. Der Dalai Lama wird als Religionsführer verehrt und bisweilen auch von Politikern empfangen, niemals jedoch als Oberhaupt eines unterdrückten Volkes.

Selbst Indien war zu keiner Zeit bereit, sich politisch für Tibet zu engagieren. So war der Dalai Lama nach dem ersten Treffen mit Ministerpräsident Nehru am 24. April 1959 in Mussoorie sehr ernüchtert: „Langsam gewann ich den Eindruck, dass Nehru in mir einen jungen Menschen sah, den er von Zeit zu Zeit zurechtweisen musste … Nehru vertrat eindeutig die Auffassung, dass die indische Regierung nicht daran denken könne, sich wegen der Rechte Tibets mit China auf eine Auseinandersetzung einzulassen. Als ich das hörte, wurde mir klar, dass meine Zukunft und die meines Volkes viel unsicherer war, als ich gedacht hatte. Am Ende unserer Zusammenkunft war die Stimmung zwar herzlich, aber als der Premierminister fortging, überkam mich ein Gefühl tiefer Enttäuschung.“7

Soziale Herausforderungen

Dem Dalai Lama blieb jedoch keine Zeit, sich über die politische Isolation zu grämen. Auf ihn warteten noch andere Herausforderungen, an erster Stelle die soziale Situation. Die Zehntausende von Menschen, die allein im Jahr 1959 die Flucht über den Himalaya antraten, kamen in ein Land, in dem knapp die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebte. Zwar hießen die Inder die Tibeter willkommen, doch sie hatten kaum die nötigen Mittel, um allen Neuankömmlingen eine Lebensgrundlage zu sichern.

Da die Menschen keine politische Perspektive hatten, bald in eine freie Heimat zurückzukehren, sollten sie wenigstens eine soziale bekommen, damit ihr Leben erträglich wurde und sie sich nicht radikalisierten. Und sie sollten als Volk in der eigenen Tradition überleben. Dazu war es nötig, die Flüchtlinge in zusammenhängenden Siedlungen unterzubringen. In dieser Frage erhielt das tibetische Oberhaupt die volle Unterstützung des indischen Regierungschefs.

Damit waren zwar die materiellen Voraussetzungen für ein Leben im Exil geschaffen, doch um die Kultur zu bewahren, bedurfte es weiterer Initiativen. Dabei vertraute der Dalai Lama auf seine eigene Familie. Seine ältere Schwester Tsering Dölma übernahm die Verantwortung für die Erziehung. Die erste Schule für die Flüchtlingskinder konnte am 3. März 1960 in Mussoorie eröffnet werden.

Aus dieser Initiative wurde eine Bewegung, die zu den besonderen Errungenschaften der Tibeter im Exil zählt. Tsering Dölma und ihre Schwester Jetsun Pema gründeten die Tibetan Children‘s Villages (TCV), Internatsdörfer, in denen die Flüchtlingskinder eine fundierte Ausbildung in der eigenen Kultur erhalten. Die meisten TCVs sind den Siedlungen angeschlossen. Heute gibt es etwa 80 selbstverwaltete tibetische Schulen in Indien, Nepal und Bhutan mit über 30 000 Schülern.8 Der Ethnologe Christoph von Fürer-Haimendorf nannte die sozialen und kulturellen Leistungen der Exil-Tibeter „eines der Wunder des zwanzigsten Jahrhunderts“9.

Der exilierte Dalai Lama hat auch die politischen Reformansätze weiter vorangetrieben. Die Tibeter verfügen heute über eine demokratische Verfassung. Höchstes Organ ist ein Parlament, das alle vier Jahre von den Exilgemeinden gewählt wird. 2011 hat der Dalai Lama sein Amt als weltliches Oberhaupt an einen direkt gewählten Ministerpräsidenten, Lobsang Sangay, abgetreten. Damit wollte er die demokratischen Institutionen stärken, auch wenn die Demokratisierung der Tibeter im Exil von oben verordnet wurde.

Mit dem Rückzug aus den politischen Ämtern ist der Dalai Lama nicht in der Versenkung verschwunden. Seine wichtigere Funktion als geistliches Oberhaupt blieb davon unberührt. Nach tibetischem Verständnis verkörpert er den Bodhisattva Chenrezi, ein erleuchtetes Wesen, das für unendliches Mitgefühl steht und gleichzeitig als der mythische Stammvater der Tibeter gilt. Der Dalai Lama bleibt auch für den tibetischen Freiheitskampf die wichtigste Integrationsfigur nach innen und der überzeugendste Vermittler nach außen. Damit stellt sich umso drängender die Frage, was nach ihm kommt.

Lösungsansätze

Auch der Dalai Lama verfügt über kein Patentrezept zur Lösung der Tibet-Frage. Die zunächst anvisierte Wiederherstellung der Unabhängigkeit wurde ab 1979 allmählich aufgegeben. Damals signalisierte der KP-Vorsitzende Deng Xiaoping der tibetischen Führung im Zuge der Abkehr vom Maoismus: „Mit Ausnahme der Unabhängigkeit können alle anderen Fragen durch Verhandlungen gelöst werden.“10

Diese Aufforderung nahm der Dalai Lama ernst. Am 21. September 1987 veröffentlichte er vor dem Menschenrechtsausschuss des amerikanischen Kongresses einen „Fünf-Punkte-Friedensplan“, der unter anderem die „Umwandlung des gesamten Gebiets von Tibet in eine Friedenszone“ forderte.

Am 15. Juni 1988 verzichtete er in einer Rede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg erstmals auf die Forderung nach staatlicher Unabhängigkeit. Er bot der chinesischen Führung an: „Gesamttibet soll in Assoziierung mit der Volksrepublik China eine sich selbst regierende, demokratisch-politische Einheit werden, die sich mit der Zustimmung des Volkes auf Recht gründet und sich dem Allgemeinwohl sowie dem Schutz der Bevölkerung und der Umwelt verpflichtet. Die Regierung der Volksrepublik China könnte auch weiterhin für Tibets Außenpolitik verantwortlich bleiben.“11

Diese als „Mittlerer Weg“ bezeichnete Initiative wurde seitdem noch modifiziert, doch im Kern hält der Dalai Lama daran fest, der Volksrepublik China die völkerrechtliche Hoheit über Tibet zuzugestehen, wenn Peking im Gegenzug echte Autonomie gewährt mit Selbstverwaltung in allen religiösen, kulturellen und innenpolitischen Fragen und außerdem den Zuzug chinesischer Siedler stoppt.

Seine Motivation für diesen sehr weitreichenden Schritt fasst er folgendermaßen zusammen: „Heute existieren alle Staaten der Welt in wechselseitiger politischer, militärischer und wirtschaftlicher Abhängigkeit. Das bisherige Konzept von souveränen Staaten ist großen Veränderungen unterworfen. Dadurch wird die Zeit reif für ernste Verhandlungen, die allein zu einer Lösung der Tibet-Frage führen können. Um unseren Beitrag dazu zu leisten, ist es sinnvoll, von der Politik der Herstellung der Unabhängigkeit Abstand zu nehmen und stattdessen eine Lösung vorzuschlagen, die beiden Seiten Vorteile bietet.“12

Der „Mittlere Weg“ des Dalai Lama ist inzwischen so etwas wie ein Zauber- und Reizwort in den tibetisch-chinesischen Beziehungen geworden. Eine Zeit lang schien es, als würde dadurch etwas bewegt. Westliche Politiker konnten nun leichter die Position des tibetischen Oberhauptes gegenüber Peking vertreten. Es ging schließlich nicht länger um „Separatismus“. Besonders weit ging dabei US-Präsident Bill Clinton. Bei einem Besuch in Peking Ende Juni 1998 griff er anlässlich einer Live-Debatte mit Staatspräsident Jiang Zemin im chinesischen Fernsehen die Tibet-Frage auf und appellierte an seinen Amtskollegen, die Blockade gegenüber dem Dalai Lama aufzugeben.

Dennoch hat sich seitdem nichts Grundlegendes an der Tibet-Politik in Peking geändert, und das bringt auch den Dalai Lama unter Druck. Persönlichkeiten wie die Schriftsteller Jamyang Norbu, Tenzin Tsundue und Lhasang Tsering, der Mönch und langjährige politische Gefangene Palden Gyatso, die Musikgruppe „Exile Brothers“ und andere betrachten den Verzicht auf die Unabhängigkeit mit Skepsis.

Daneben sieht sich vor allem der Tibetan Youth Congress (TYC) als Sammelbecken derer, die den diplomatischen Weg des Dalai Lama kritisieren. Dazu erklärte der langjährige Vorsitzende Tseten Norbu: „Wir sind die einzige Organisation, die ihrem ursprünglichen Ziel treu geblieben ist. Wir haben das Ziel der völligen Unabhängigkeit nie aufgegeben. Wir sind nicht hierher gekommen wegen des Mittleren Weges oder des gewaltfreien Kampfes, sondern nur um die Unabhängigkeit zu erlangen. Schauen Sie sich die Kolonialgeschichte an. Sie werden keine Flüchtlingsgemeinschaft finden, die für die Unabhängigkeit kämpft und gleichzeitig über ihre eigenen Ziele ins Schwanken gerät und diese neu definiert. Wenn die Tibeter nach über vierzig Jahren im Exil damit beginnen, ist das aus unserer Sicht eine große Schwäche.“13

Die Exil-Führung reagiert zusehends gereizt auf die interne Kritik an ihrem Kurs der Annäherung. Bei einer Kundgebung zum 10. März 2015 in New York, dem traditionellen tibetischen Gedenktag an den Volksaufstand, wurden alle, die für die Unabhängigkeit eintraten, ausgeschlossen.

Perspektiven

Am 6. Juli 2015 wird der Dalai Lama achtzig Jahre alt, ein Alter, in dem es erlaubt ist, sich Gedanken über den Tod hinaus zu machen. Für den Dalai Lama ist das ohnehin kein Tabu, er lehrt: „Wir gewöhnlichen Menschen unterliegen dem Tod und dem Sterben. Die Vergänglichkeit ist der Herrscher, weil sie in der Natur aller Dinge liegt, die uns umgeben. Und obwohl wir dem Sterben unterliegen, ist es uns nicht bewusst, dass wir zum Sterben geboren werden und der Natur nach ohne Freiheit umhergetrieben werden. Wir betrachten das Leben als das Erstrebenswerte und den Tod als das Zerstörerische. Aber die Realität ist, dass das Leben die Ursache für das Sterben ist. Sobald wir geboren sind, läuft alles auf das Sterben hinaus.“14

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die 14. Inkarnation des Dalai Lama nicht mehr die Chance erhalten, ihre Heimat wiederzusehen. Nur eine grundlegende Veränderung und Liberalisierung in China könnte eine solche Rückkehr ermöglichen. Die jedoch ist nicht in Sicht. Mit dem ihm eigenen Humor hat sich der Dalai Lama damit abgefunden: „Jeder Tibeter hat das ausgeprägte Bedürfnis, wieder in seine Heimat zurückzukehren, ich auch. Als Tibeter hat man das Bedürfnis. Als buddhistischer Mönch hat man aber nicht viele Bedürfnisse.“15

Häufig hat er betont, er werde sich so lange wieder inkarnieren, wie das tibetische Volk dies wünsche. Dass dieser Wunsch gerade in dieser Zeit besonders ausgeprägt ist, wird niemand ernsthaft bestreiten, und es ist sogar akademisch nachgewiesen: Die bereits zitierte Religionswissenschaftlerin Luana Laxy hat ihre Promotion dem Thema gewidmet, wie die Tibeter zu einem 15. Dalai Lama stehen. Das Ergebnis konnte nicht wirklich überraschen: „Der XIV. Dalai Lama wird wiedergeboren, weil er seine Aufgaben als religiöses und weltliches Oberhaupt der Tibeter noch nicht zu Ende geführt hat. Das klare Resultat der Untersuchung belegt, dass 96 % der Befragten eine Fortsetzung der Dalai Lama-Institution als sehr wichtig erachten. Dabei wurden seitens der Exiltibeter drei Aspekte für die Notwendigkeit einer Wiedergeburt des Dalai Lama genannt:

1. Dalai Lama als Erlöserfigur Chenresi

2. Dalai Lama als Friedensstifter für die Welt

3. Dalai Lama als Befreier des tibetischen Volkes

… Während in der Vergangenheit die Aktivität der Dalai Lamas sich überwiegend auf Tibet beschränkte, wächst nach dem Verständnis der befragten heutigen Exiltibeter die Funktion ihres geistlichen Oberhauptes über diese Grenzen in alle Welt hinaus. Diesen modernen Denkansatz begründen die Befragten mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an den XIV. Dalai Lama, der ihn als offiziellen Friedensstifter für alle Nationen auszeichnet.“16

Der Dalai Lama hat selbst unmissverständlich deutlich gemacht, dass eine Inkarnation im Machtbereich der Volksrepublik China unter den gegebenen Umständen nicht infrage kommt. Das ist eine klare Positionierung, und die Tibeter gehen davon aus, dass eine so hohe Inkarnation selbst bestimmt, wo und wann sie wiedergeboren wird. Das unterscheidet das tibetische Bodhisattva-Ideal vom sonstigen Buddhismus, der dadurch gekennzeichnet ist, dass die Menschen danach streben, nicht mehr wiedergeboren zu werden, wenn sie die Erleuchtung erreicht haben. Die Bodhisattvas haben die Erleuchtung erreicht, kehren aber freiwillig zurück und haben Zeit, Ort und Umstände ihrer Wiedergeburt vollständig in der eigenen Hand.

Dennoch bereiten sich auch die Chinesen auf die Zeit danach vor, und sie hegen offenbar den Plan, einen eigenen Kandidaten des Dalai Lama zu präsentieren. Im September 2007 hat das Büro für Religiöse Angelegenheiten der Regierung einen Erlass veröffentlicht, wonach Inkarnationen von Tulkus nur dann anerkannt werden dürfen, wenn sie im chinesischen Machtbereich gefunden werden. Ein paar Jahre später ging die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) von der Geburtenkontrolle zur direkten Wiedergeburtenkontrolle über. Sie entschied, dass sich Tulkus nur unter chinesischer Herrschaft wieder inkarnieren dürfen.

Wäre der Hintergrund nicht so ernst, könnten solche Beschlüsse leicht als Realsatire abgetan werden. Als ob sich geistliche Lehrer bei der Frage nach ihrer Inkarnation einer kommunistischen Doktrin unterwerfen würden! Doch den Tibetern ist der Humor in der Frage längst vergangen. Mit derartigen Beschlüssen verdeutlicht Peking seinen Anspruch, massiv Einfluss auf die nächste Inkarnation des Dalai Lama zu nehmen. Zwar ist es aussichtslos, der tibetischen Bevölkerung einen kommunistischen Dalai Lama aufzuzwingen, doch die weltweite Wirkung könnte eine ganz andere sein. Viele Staaten buhlen um Chinas Gunst bei der Vergabe von Wirtschaftsaufträgen. Einen chinesischen Dalai Lama zu hofieren, würde großes Wohlwollen in China zur Folge haben.

Keine Skrupel

Dass die chinesische Regierung keine Skrupel kennt, in das tibetisch-buddhistische System einzugreifen, hat sie bereits bei der Suche nach dem zweithöchsten tibetischen Würdenträger deutlich gemacht, dem Panchen Lama. Der letzte Panchen Lama verstarb 1989. Im Mai 1995 hat der Dalai Lama, wie es die Tradition ist, einen neuen Kandidaten anerkannt, Gendun Choekyi Nyima, einen Jungen aus Tibet. Nur wenige Tage später wurde dieser von chinesischen Sicherheitskräften entführt. Seitdem ist er verschwunden, denn die KPCh duldet keinen Panchen Lama, der vom Dalai Lama legitimiert wurde.

Statt seiner hat die Partei einen etwa gleichaltrigen Kandidaten in das Amt eingeführt. Was ihn dazu legitimiert, wurde nie vermittelt. Vermutlich spielte es eine wichtige Rolle, dass Vater und Mutter „zufällig“ Mitglieder der KPCh sind. So wird der junge Mann im Sinne der Partei erzogen. Die meiste Zeit lebt er in Peking. Von den Tibetern wird er abgelehnt. Sie halten dem verschwundenen Gendun Choekyi Nyima die Treue, auch wenn keiner weiß, was seit seiner Entführung mit ihm geschehen ist.

Um eine Zerreißprobe mit zwei Dalai Lamas zu vermeiden, hat der Amtsträger inzwischen eine neue Variante ins Spiel gebracht: Dies könne seine letzte Inkarnation als Dalai Lama sein! Sein Bodhisattva-Gelübde, so lange zurückzukehren, wie es leidende Menschen auf der Welt gibt, die Unterstützung benötigen, könnte er aus theologischer Sicht in einer anderen Inkarnation aufrecht erhalten, womöglich völlig unerkannt.

Wenn er vor seinem Tode klarmachte, dass die Inkarnationsreihe der Dalai Lamas mit ihm endet, hätte die KPCh keine Legitimation, einen eigenen Kandidaten aufzufinden, so seine Hoffnung. Peking verstand die Botschaft und reagierte umgehend: Zhu Weiqun, der Vorsitzende des Komitees für ethische und religiöse Angelegenheiten, der gegenüber Tibet eine unnachgiebige Position vertritt, erklärte, zwar nähme der Einfluss des Dalai Lama innerhalb und außerhalb Tibets immer weiter ab, aber es sei „Verrat an der Religion und dem Land“17, wenn er nicht wiedergeboren würde. Als Nachweis für den angeblich schwindenden Einfluss des Dalai Lama nannte er die abnehmende Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet sowie die seltener werdenden Empfänge des Dalai Lama durch Staats- und Regierungschefs. Dass die Entwicklungen auf massiven chinesischen Druck zurückzuführen sind, ließ er unerwähnt.

Der China-Experte Mark Siemons beschrieb das ideologische Dilemma der KPCh folgendermaßen: „So ergibt sich die paradoxe Lage, dass die KP, die sonst nicht müde wird, die theokratische Herrschaft der Lamas in Tibet zu kritisieren, in dem Moment deren Tradition verteidigt, in der der oberste Religionshüter sie aufgeben will. Für den Buddhismus haben Institutionen, verglichen mit immateriellen Vorgängen, ohnehin keinen großen Realitätsgehalt. Für die Partei ist es umgekehrt. Nur als Konvention ist die Religion für sie zurechenbar, und unheimlicher als der Dalai Lama wäre für sie sein entinstitutionalisierter, gewissermaßen anarchischer Geist.“18

So bleibt die Zukunft des Dalai Lama offen; ebenso wie die Zukunft Tibets. Wie erwähnt, wird sich in Tibet nur etwas ändern, wenn sich im gesamten chinesischen Machtbereich eine Änderung hin zu mehr Liberalität, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit vollzieht. Der Machtantritt von Staats- und Parteichefs Xi Jinping 2013 nährte gewisse Hoffnungen in der Hinsicht, vor allem vonseiten der Tibeter. Xi Jinpings Vater Xi Zhongxun, ein Kommunist der ersten Stunde, gehörte nämlich zum liberaleren Flügel der KPCh, stand Mao distanziert gegenüber und war mehrfach mit dem Dalai Lama zusammengetroffen, als der sich 1954/55 in China aufhielt. Der Dalai Lama äußert sich sehr wohlwollend über seine Zusammenkünfte mit Xi Zhongxun, doch sein Sohn gibt sich davon unbeeindruckt. Im gesamten chinesischen Machtbereich hat die Repression seit dem Machtantritt von Xi Jinping eher noch zugenommen, Kritik wird nicht akzeptiert.19

Fazit

Wie stabil die Herrschaft der KPCh wirklich ist, vermag niemand zu sagen. Der große Zulauf zu religiösen Vereinigungen, darunter der evangelischen und katholischen Kirche, sowie immer wiederkehrende Meldungen über lokal begrenzte Unruhen, die sich häufig an der Willkür von KP-Funktionären entzünden, könnten als allmähliche Abwendung von der KPCh interpretiert werden. Doch auch die KPCh kann sich über mangelnde Beitrittsgesuche nicht beklagen; ist die Mitgliedschaft doch das sicherste Sprungbrett für eine Karriere; nicht nur politisch. So bleibt den Tibetern nicht mehr als die Hoffnung auf einen Wandel, von dem niemand weiß, ob und wann er kommen wird. Und die Sorge, dass sich der Widerstand nach dem Ableben des Dalai Lama radikalisieren könnte.


Klemens Ludwig, Tübingen


Anmerkungen

  1. Luana Laxy, Tibet ohne einen XV. Dalai Lama? Die Zukunft des Tulku-Systems aus Sicht von Exiltibetern aus Asien und Europa, Berlin 2013, 21.
  2. Zu der Begriffserläuterung siehe u. a. Karénina Kollmar-Paulenz, Kleine Geschichte Tibets, München 2006, 106.
  3. Siehe u. a. Panchen Lama, A Poisoned Arrow: The Secret Report of the 10th Panchen Lama, London 1997, zit. nach Jon Halliday, Jung Chang, Mao. Das Leben eines Mannes. Das Schicksal eines Volkes, München 2005, 597; „Tibet and the Chinese People’s Republic“, Untersuchung der Internationalen Juristenkommission (ICJ), Genf 1960.
  4. Mikel Dunham, Buddha’s Warriors. The Story of the CIA-Backed Tibetan Freedom Fighters, the Chinese Communist Invasion, and the Ultimate Fall of Tibet, Los Angeles 2004, 301.
  5. Dalai Lama XIV, Mein Leben und mein Volk. Die Tragödie Tibets, München 1962, 286.
  6. Vgl. Klemens Ludwig, Dalai Lama. Botschafter des Mitgefühls, München 2008, 80.
  7. Dalai Lama XIV, Das Buch der Freiheit, Bergisch Gladbach 1990, 188.
  8. Offizielle Zahlen der Regierung im Exil, Department of Education, www.tibet.net.
  9. Christoph von Fürer-Haimendorf, The Renaissance of Tibetan Civilization, Bombay 1990, 2.
  10. Mary Craig, Kundun. Der Dalai Lama und seine Familie, Bergisch Gladbach 1998, 378.
  11. Der volle Wortlaut der Rede in Petra Kelly u. a. (Hg.), Tibet klagt an. Zur Lage in einem besetzten Land, Wuppertal 1990, 152f.
  12. Klemens Ludwig, Dalai Lama (s. Fußnote 6), 144.
  13. Ebd., 146f.
  14. Tibet und Buddhismus, Zeitschrift des Tibetischen Zentrums Hamburg, 4/2007, 9f.
  15. Klemens Ludwig, Dalai Lama (s. Fußnote 6), 177f.
  16. Luana Laxy, Tibet ohne einen XV. Dalai Lama? (s. Fußnote 1), 216.
  17. „China says Dalai Lama less and less influential, but must reincarnate“, Reuters-Meldung, 11.3.2015.
  18. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28.9.2011 (www.faz.net/aktuell/feuilleton/wiedergeburt-spiel-mit-vertauschten-rollen-11372573.html, Abruf: 15.5.2015).
  19. Unter anderem Eklat beim 33. EU-China-Menschenrechtsdialog, Dezember 2014 in Brüssel: www.euractiv.de/sections/eu-aussenpolitik/menschenrechte-china-peking-entruestet-ueber-dissidenten-liste-aus (Abruf: 15.5.2015).