Hans Peter Weiß-Trautwein

Die öffentliche Selbstinszenierung des Gospel Forums

Analyse des Internetauftritts der Stuttgarter Gemeinde

Man kann sich der Werbung für das Gospel Forum im öffentlichen Raum Stuttgarts nicht entziehen. Das Gospel Forum ist eine typische neopentekostale Gemeinde mit weit ausstrahlender Resonanz und Präsenz.1 Zugleich werden zahlreiche kritische Fragen an die Gemeinde gestellt. Das Gospel Forum war und ist Gegenstand kritischer Berichterstattung bis in die öffentlichen Medien hinein.2 Auch die landeskirchliche Weltanschauungsarbeit hat eine kritische Haltung gegenüber dem Gospel Forum entwickelt, über die allgemeine Kritik an der pentekostalen Bewegung hinaus.3 Auf dem Hintergrund dieses ambivalenten Erscheinungsbildes und Erfahrungen in der Seelsorge mit Betroffenen wird im Folgenden die Selbstdarstellung der Gemeinde im Internet genauer betrachtet.

Es ist eine Binsenwahrheit, dassdie Bedeutung des Internets, des modernen Marktplatzes der Informationen, enorm zugenommen hat und weiter zunehmen wird.4 Als Marktplatz ist das World Wide Web öffentlich. Wer eine Website ins Netz stellt, bietet quasi seine Ware Information für alle sichtbar an, abgesehen natürlich von nicht zugänglichen, geschützten Bereichen, die vor allem der persönlichen Kommunikation dienen. Ein allgemein zugänglicher Internetauftritt verfolgt das Ziel, Menschen zu erreichen und Informationen über den Anbieter zu präsentieren. Er ist öffentliche Selbstinszenierung.

Kriterien zur Beurteilung einer Internetpräsenz

Im Bereich des Webdesigns unterscheidet man in der Regel drei Ziele der Anbieter5: 1. Präsentation der eigenen Organisation („Visitenkarte“). 2. Werbung für die eigene Sache oder das Produkt und dessen Vertrieb, Ausbreitung von Ideen. 3. Plattform zum Informationsaustausch. Der dritte Punkt wird immer wichtiger, auch im Sinne des Web 2.0, also der vom Nutzer mitgestalteten Inhalte.

Aufseiten der Internetnutzer steht, nach der persönlichen Kommunikation, statistisch gesehen die Suche nach Informationen an erster Stelle. Die häufigsten Nutzungsarten fallen in diese Rubrik.6

Erfolgskriterien für Internetseiten sind schwer zu fassen. Jedoch gelten auch dort die klassischen Werbetheorien wie AIDA (Attention, Interest, Desire, Action) von Elmo Lewis (1898) und die daran anknüpfenden Theorien mit dem Dreischritt Aufmerksamkeit – kognitive und emotionale Verarbeitung – Handlung.7 Wie erfolgreich der Internetauftritt dann ist, zeigt sich qualitativ an Zufriedenheit, Wiederbesuchsabsicht, Treue zur Webseite, positiver Bewertung des Anbieters und an einem Verhalten, das zu erreichen beabsichtigt wurde, und quantitativ an Verweildauer, Häufigkeit der Besuche und der intendierten Handlung.8

Für den Erfolg gibt es nach einer aufwendigen Pilotstudie der Technischen Universität Dresden (2007) eine klare „Hierarchie der Erfolgsfaktoren“9: „Wie die Ergebnisse zeigen, beeinflussen Struktur und Design den Erfolg einer Webseite maßgeblich. Sie bilden daher das Fundament eines gelungenen Internetauftritts (Basisanforderung). Als Leistungsanforderung (d. h. potenzielle Wettbewerbsvorteile) erweisen sich Informationswert und Funktionalität. Dagegen spielt der Unterhaltungswert einer Webseite derzeit noch eine untergeordnete Rolle.“10 Letzteres trifft allerdings für die jüngste Nutzergeneration weniger zu.

Religiöse Internetseiten haben selbstverständlich an diesen Kommunikationsregeln Anteil. Sie müssen sich der Konkurrenz von Amazon bis Zalando stellen und sich mit ihrem spezifisch weltanschaulichen Inhalt behaupten. Ebenso ist im Netz die Konkurrenz von religiösen Mitanbietern vorhanden, mehr und vielfältiger als im realen Leben vor Ort. Mit einem Mausklick landet man eben sofort im Buddhistischen Zentrum Stuttgart Sumati Kirti oder im Central Gurdwara der Sikhs in London. Und eine Suchmaschine wirft auf Anfragen z. B. nach Gottesdiensten oder Beratung nicht nur die eigene Seite aus. Die Hierarchie der Erfolgsfaktoren teilen religiöse mit allen anderen Auftritten. Wer wahrgenommen werden will, muss sie beachten.

Die Gestaltung des Internetauftritts11

Basisanforderung Struktur: Die klare, überschaubare und selbsterklärende, technisch perfekt umgesetzte Struktur signalisiert Qualität und Seriosität. Das Gospel Forum tritt nicht als irgendwer auf, sondern hochgradig professionell und technisch auf dem Stand der Zeit. Große Nutzerfreundlichkeit signalisiert Wertschätzung für den Besucher. Klarheit signalisiert auch inhaltliche Transparenz und Offenheit. Eine geschlossene Gruppierung soll hier nicht erwartet werden.

Zugleich weist die Struktur inhaltliche Gewichtung auf. Gottesdienste sind zentral. Sie fallen sofort ins Auge, einerseits durch eine Uhr, die zum nächsten Gottesdienst-Livestream herunterzählt, vor allem aber durch große quadratische Buttons, die mit den nächsten Gottesdiensten verlinkt sind. Erst danach folgen aktuelle Termine, dann Events und schließlich News.

Wenn man nach unten scrollt, kommt prominent die Rubrik „Neu?“ mit Links zu einem Video und zur Unterseite „Über uns“. Neue Interessierte werden erwartet, sie sind willkommen und werden freundlich empfangen. Das Gospel Forum stellt sich als eine Gemeinde dar, die offen für Neue ist. Internationalität suggeriert der doppelte Hinweis (Seitenanfang, Seitenende) auf die englischsprachige Version.

Basisanforderung Design: Das Design fällt ansprechend aus. Der Hintergrund ist unaufdringlich gestaltet, ein feiner, heller, fast weißer Grauton. Großzügig der Leerraum, es gibt nicht zu viele Elemente. Indem so Überfülle vermieden wird, stellt sich die Gemeinde als frei und offen dar, sind doch „freie Flächen ebenso wichtig wie die Inhalte. Ohne sorgfältige Planung von Freiflächen wirkt ein Design beengend. Freiflächen geben einem Design ‚Luft zum Atmen‘.“12 Das kann kein Zufall sein. Hier bekommen auch die verwendeten Farben Sinn. Das Hellgrau des Leerraums zusammen mit den Grautönen der Menüzeilen sorgen für den Eindruck von Seriosität und Ehrlichkeit.13

Signalhaft leuchten rote Farbtöne – ein großer roter Punkt mit dem Satz „inspired by God“ in verspielter Schrift im Titelbild, roter Untertitelbalken zu den Gottesdiensten. Der starke Kontrast (Weiß-Rot insgesamt, komplementär Grün-Rot in den Gottesdienstquadraten) betont Wesentliches, ohne schreiend oder disharmonisch zu wirken.14 Der Gottesdienst und die Inspiration durch Gott sind Hauptanliegen. Und die Gemeinde erscheint nicht farblos, sondern lebendig, aktiv, dynamisch, ohne dabei übertrieben progressiv oder provozierend anders zu wirken. Es bleibt harmonisch.

Bilder transportieren Emotion. Die – ästhetisch eher konventionelle – Bildauswahl ist jung, weiblich und familial. Auf der Startseite ist zeitweise kein einziger älterer Mensch zu sehen, kein ernstes Gesicht, alles lächelt, jeder fühlt sich sichtlich wohl. Die Selbstinszenierung der Gemeinde als jungen Menschen und Familien besonders zugewandt ist evident. Selbst Gottesdienste zeigen fast keine Bilder aus diesen, sondern glückliche Familien im Grünen.15 Die weibliche Komponente ist betont: sieben Frauen, fünf Männer, zwei Kinder.16

Auf den Unterseiten hält sich dieser Bildduktus in der Regel durch. Auf der Unterseite „Bereiche“ etwa gibt es nur bei den Senioren ein lächelndes ergrautes Paar, und unter „Inklusion“ einen älteren Menschen. Alles ist fröhlich, bis auf das Icon „Seelsorge“ – eins von 32. Und wieder: etwa 30 Frauen zu 23 Männern und 14 Kindern.17 In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass auf der Unterseite „Pastoren“ nur Ehepaare gezeigt werden. Welche Rolle spielt die Frau in der Gemeinde? Zumindest optisch eine starke und gleichberechtigte.

Insgesamt wirkt alles sehr seriös, in farblicher Hinsicht und auch durch die klaren horizontalen Linien, ohne dass etwas aus dem Schema ausbricht.Es ist eine wohlgeordnete, geradezu strenge Seite. Originalität oder ausgefallene Kreativität finden sich nicht, auch nicht in der auf den Bildern getragenen Mode. Das stellt einen gewissen Widerspruch zum Anspruch des roten „inspired by God“-Punktes dar. Gott inspiriert hier eher „brav“.

Leistungsanforderung Informationswert: Die meisten Nutzer suchen Informationen. Das Gospel Forum verpackt sie seriös. Der Nutzerfreundlichkeit dienen die Prägnanz und die saubere Struktur. Die Sprache ist knapp und verständlich, Formulierungen vermeiden typischen Kirchenslang.18 Anlesetexte machen den Zugang einfach. Und für das Internet überlebenswichtig: Schon die Startseite ist tages-, ja stundenaktuell. Ich habe nichts Veraltetes gefunden. Routenplaner, genaue Zeitangaben, präzise Referentendaten – insgesamt ein umfassend informativer Auftritt. Zur Seriosität trägt auch bei, dass in der Menüleiste als letzter Punkt „Akademie“ steht – nicht etwa die auch vorhandene Grundschule oder Kindertagesstätte. Hier wird Wissenschaftlichkeit suggeriert.

Der Seriosität der Information stehen allerdings einige Übertreibungen entgegen.19 Zu viele Übertreibungen wirken rhetorisch unaufrichtig. Und hinter der Akademie verbirgt sich eine schlichte Bibelschule.

Leistungsanforderung Funktionalität: Die Webseite ist funktional ansprechend gestaltet. Man kann einfach weiterklicken und findet alles intuitiv und sofort. Durch die Konzentration auf nicht zu viel Inhalt geht der Nutzer nicht verloren („Lost in Hyperspace“20). Kontaktmöglichkeiten sind klar ausgewiesen, ebenso Links zu sozialen Netzwerken oder weiterführenden Inhalten für tiefer Interessierte. Auch hier stellt sich das Gospel Forum als seriös, weltgewandt und professionell dar.

Unterhaltungswert: Auf den ersten Blick für Nutzer im religiösen Segment eher unwichtig, bietet die Webseite des Gospel Forums doch einiges an unterhaltendem Mehrwert. Weniger der kaum geführte Blog mit Berichten von Veranstaltungen, sondern vor allem die Verlinkung auf YouTube oder der Livestream der Gottesdienste. Hier wird mehr geboten als nur Bilder oder Texte, und dadurch gewinnt die Seite deutlich an Attraktivität.

Als Ergebnis ist festzuhalten: Die Homepage des Gospel Forums ist von sehr guter Qualität und erfüllt die Anforderungen an eine moderne Webpräsenz voll. Sie macht von Struktur und Design her auf ihre Sache gekonnt aufmerksam, sie weckt Interesse und wirkt seriös, ohne aufdringlich zu erscheinen. Die Homepage wirbt, doch sie setzt nur wenige missionarische Akzente. In die Gemeinde ziehen persönliche Beziehungen. Das wissen die Verantwortlichen wohl.

Außerdem versuchen die Macher der Seite fachgerecht, durch hohe Aktualität und umfassende, gut aufbereitete Informationen Mitglieder zu binden, nicht zuletzt durch das Livestreaming von Gottesdiensten. Präsentation und Werbung stehen im Vordergrund, eine Plattform zum Austausch ist die Seite nicht, trotz des Namens „Forum“.21 Die Gemeinde vermittelt ein jung-dynamisches Bild von sich, das in gewisser Ambivalenz zur strengen und durch und durch harmonischen Struktur der Seite und zur Uniformität der abgebildeten stereotyp lächelnden Personen steht, die weniger Individuen als vielmehr Typen darstellen.

Inhaltliches

Die strukturelle, gestalterische Aussage des Internetauftritts enthält bereits deutlich inhaltliche Dimensionen. Diese werden durch Texte präzisiert, fokussiert und gefüllt.

„Über uns“: Der Besucher der Webseite will wissen, woran er ist. Daher wird er auch sofort zu der entsprechenden Information hingeführt: Prominent an erster Stelle findet sich die Rubrik „Über uns“.

„Kirche für alle“ ist das erste, was wir erfahren. Im Namen „Gospel Forum“ selbst wird das Wort Kirche vermieden, und auch sonst wird in der Regel von Gemeinde gesprochen. Daher ist der traditionelle Begriff Kirche hier eine bewusste Verortung in der Christenheit. Dass die Kirche „für alle“ sein soll, ist eine offene Einladung und ein hoher Anspruch. Wie wird er präzisiert?

„Das GOSPEL FORUM ist eine moderne, interkulturelle, christliche Gemeinde in Stuttgart.“ Aktuell besonders positiv besetzte Begriffe charakterisieren die Kirche. Schon der Name Gospel Forum weist in diese Richtung. Modernität, Aktualität ist gesetzt. Besonders fallen „interkulturell“ und „Forum“ auf, die eine zeitgemäße, betont tolerante, liberale Konnotation haben.

Die zweite Überschrift, „Beziehungen und Freundschaft“, reiht die nächsten positiv besetzten Begriffe dazu. Im erklärenden Text wird „interkulturell“ erläutert: „Menschen aus allen Altersgruppen, Kulturen, Sprachen und religiösen Hintergründen fühlen sich im GOSPEL FORUM zu Hause.“ Das ist Ansage zum Wohlfühlen. Es fällt leicht, „Kontakte zu schließen und Freunde zu finden“. Es wird also das große Versprechen von emotionaler Nähe gegeben, das allerdings nur mit einer starken Betonung des zahlenmäßigen Erfolgs untermauert wird.22

Video „Das Gospel Forum stellt sich vor“: Im eingebetteten etwa dreiminütigen Video „Das Gospel Forum stellt sich vor“ redet allein Peter Wenz, der Gemeindeleiter, ruhig, seriös, und das zunächst vom zahlenmäßigen Wachstum, das keiner erwartet habe, mit den dazugehörigen Übertreibungen.23 Allerdings fügt Wenz sein theologisches Erfolgsrezept an: Suchende finden hier Antworten auf Lebensfragen, Sinn und Ziel für das ganze Leben. „Und dann glaube ich, dass das Gospel Forum etwas vermitteln kann, was man sonst in unserer Gesellschaft nur sehr selten findet: es vermittelt den Zugang zu einem lebendigen Glauben an Gott. Und das passiert dadurch, dass Menschen in ganz besonderer Weise hier die Liebe von Jesus erfahren, dass sie entdecken, dass die Wurzeln des Christentums damals vor 2000 Jahren heute so aktuell sind wie nie zuvor. Jesus kennen zu lernen, ist nicht etwas Altes, Verstaubtes, Traditionelles, sondern ist etwas, was alltagsrelevant und für jeden Menschen höchst attraktiv ist.“24 Das multikulturelle Publikum aus „über 80 Nationen der Erde“ wird stolz erwähnt und dass die Liebe Gottes die Mauern zwischen Kulturen überwinde. „Die Gottesdienste sind elektrisierend, freisetzend und ganz viele Menschen erleben hier auch innere und oft auch äußere Heilung in ihrem Leben.“

Interessant, dass das Gospel Forum, das sich hier ja vorstellt, eigentlich die Person Peter Wenz ist, der ein rotes Gospel-Forum-Polo-Shirt trägt, mit dem er sich sichtbar mit seiner Gemeinde identifiziert und die Gemeinde sich mit ihm. Das entspricht seiner zentralen charismatischen Führungsrolle in Gottesdienst und Gemeinde.

Die Schwerpunktsetzung der Gemeinde ist evident: Wachstum steht an erster Stelle, also Erfolg und Attraktivität. Zielgruppe sind Menschen, die Ziel und Sinn im Leben suchen. Das Versprechen von Nähe und Gemeinschaft, und zwar interkulturell. Elektrisierende Gottesdienste – mit innerer und äußerer Heilung. Vermittlung eines lebendigen Glaubens an Gott und der Erfahrung (!) der Liebe Jesu. Ekklesiologisch geht es um die wahren Wurzeln des Christentums. Eher zurückhaltend (z. B. „auch“ äußere Heilung) werden tatsächlich typische, wesentliche Merkmale der neopentekostalen Gemeinden benannt, ohne sie zu sehr zu betonen.

Unter dem Falz: Auf der unteren Hälfte der Seite, zu der man bei üblicher Bildschirmauflösung scrollen muss, also unterhalb des sogenannten Falzes, gibt es weitere Einzelheiten, und zwar zum Aufklappen. Der Funktion der Seite als Einladung in die Gottesdienste gemäß konzentriert sich alles zunächst darauf. Sehr praktisch beginnt es mit der Wegbeschreibung, in die geschickt die große Menge der Besucher eingebaut ist – letztlich folgt der Mensch gern der Herde. Ferner finden sich Hinweise auf Modernität und auf eine wunderbare Wohlfühlatmosphäre mit exzellenter Willkommenskultur, italienischem (!) Eis und hoher Kinderfreundlichkeit. Das ist ein hochgradig wirkungsvolles Wertschätzungsprogramm für Besucher. Diese sind VIPs.25

Die Beschreibung des Gottesdienstes bewegt sich in den Bahnen, die Wenz im Video gewiesen hat: alltagsrelevant, mitreißend, „für moderne Menschen fokussiert“, viele Superlative. Und Erstbesucher erhalten ein Freigetränk in der Welcome-Lounge. Anglizismen sind Prinzip, erzeugen den Eindruck von Modernität. Ohne klassische Musik und Orgelmusik abzuwerten, wird der Musikstil „in unseren Celebrations“ beschrieben als „modern, zeitgemäß“. Er „entspricht dem Geschmack der heute lebenden Menschen ... Im GOSPEL FORUM ist es kein Problem – während die Band spielt – auch zu klatschen, oder die Hände zu heben. Das gehört bei uns einfach dazu! Es ist ein Ausdruck der Freude und Freiheit, die Menschen durch ihren Glauben ganz konkret erfahren.“ Erfahrbarkeit und Emotion sind Grundthema. Und es geht – für moderne Menschen selbstverständlich – um Freiheit. Dresscode gibt es deshalb auch nicht, doch die meisten Menschen seien „modisch und zeitgemäß“ gekleidet, „weil wir eine moderne Kirche sind“. Alles ist kostenfrei, und man muss nicht Mitglied werden.

Erst nach diesen Stichwörtern kommen Überschriften, die theologischen oder ekklesiologischen Inhalt versprechen könnten: „Geschichte und Vision“, „Welcher Glaube wird im Gospel Forum vermittelt?“, „Welche Ziele verfolgt das Gospel Forum?“

Die Geschichte beginnt 2001. Das ist dem Internet angemessen, Tradition interessiert wenig. Dennoch ist es auffällig, denn die eigene Geschichte reicht ja zurück in die 1930er Jahre. Die Gemeinde lebt im Jetzt und Heute – allerdings nicht ganz, denn es gibt eine Vision, und die bezieht sich auf eine große Vergangenheit: das ursprüngliche Leben der ersten Christen. Dieses soll wiederbelebt werden und aktualisiert die Gesellschaft positiv prägen. Damit wird ein unmittelbarer Zugang zum Urchristentum suggeriert, ohne jede Geschichte dazwischen.

Anders als bisher ist die Sprache hier deutlich in bestimmter, evangelikaler Weise religiös geprägt, z. B. wenn es um die lebensverändernde Botschaft geht, um das Sich-Öffnen, also letztlich um Bekehrung. Daraus folgen die vier Ziele des Gospel Forums, „die 4 großen ‚G’s‘“: Gott groß machen, Geistlich reif werden, Gemeinschaft leben, Gesellschaft positiv prägen.

Der Glaubensinhalt ist mit Bezug auf das Apostolikum „der alten Kirche“ (!) ökumenisch gefasst und zugleich evangelikal, was die Bedeutung der Bibel anbelangt, ohne eine auffällige, streitbare Überbetonung, also hier ohne sichtbaren Bibel-Fundamentalismus.26

Einzelne Aussagen sind auf Unterseiten verlinkt. In der Selbstdarstellung wird so vor allem „Wir glauben … Unser Glaubensbekenntnis“ und „Die vier großen Ziele des GOSPEL FORUMs. Geschichte und Vision“ vertieft.

Das Glaubensbekenntnis wird zwölffach entfaltet, am ausführlichsten mit 16 Zeilen der Heilige Geist, danach Jesus Christus mit 13 Zeilen, abgeschlagen an dritter Stelle Gott mit sechs Zeilen, die Taufe hat am wenigsten, nur zwei Zeilen.27

Insgesamt wirkt der präsentierte Glaube traditionell evangelikal geprägt, wie etwa in der Betonung der lebendigen Beziehung zu Gott und darin, dass der Heilige Geist die Möglichkeit schaffe, „sich für ein Leben im Glauben an Jesus Christus zu entscheiden“. Dazu werden charismatische Akzente gesetzt, wie die starke Betonung von Wirkung und Erfahrbarkeit des Heiligen Geistes. Auch hier fällt die zeittypische Betonung der Liebe auf und die Verwendung vieler überaus positiver Adjektive wie „wunderbar“ oder „fantastisch“. Auch die auffällige Unterbetonung von Taufe und Abendmahl ist weitgehend typisch für die Pfingstbewegung.

Die vier großen Ziele der Gemeinde werden kurz erläutert, jedes Ziel wird dreifach mit passenden Arbeitsbereichen der Gemeinde verlinkt, wo es um konkrete Mitarbeit oder Teilnahme geht. Bei den Zielen geht es also um Glaubenspraxis. Es wird der Eindruck erweckt, dass die Gemeinde alles umfassend abdecken kann. Ein ganzes Christenleben bis hin zum Sport kann dort gelebt werden. Wieder wird die Liebe betont, die Freundschaft und vor allem auch die Individualität. So erhalten auch die eher konventionellen Ziele einen modernen Anstrich.

Abgrenzung

Im Vergleich zu früheren Tendenzen deutlicherer Abgrenzung gegenüber den großen Kirchen und ihrer Tradition formuliert die Homepage heute vorsichtig, etwa wenn es heißt: „Wir lieben auch Orgelmusik und schätzen die Klassik, aber in unseren Gottesdiensten wird man dies eher weniger finden.“ Sätze wie „Jesus zu dienen bedeutet nicht frustriert, gelangweilt oder verklemmt zu sein …“ (1994)28 sind selten. Zum Beispiel im Video bei Peter Wenz: „Jesus kennenzulernen, ist nicht etwas Altes, Verstaubtes, Traditionelles …“ Oder im Begrüßungsvideo auf dem eigenen YouTube-Kanal: „Du bist hier auf dem Videokanal des Gospel Forums Stuttgart gelandet. Wir sind eine große freikirchliche Gemeinde in der Mitte von Stuttgart, die ihre Gottesdienste etwas anders gestaltet, als du es wahrscheinlich kennst … Besuche doch unsere Gottesdienste und sei gespannt, wie Gott dir begegnen will.“29 Die Abgrenzung geschieht auf der Homepage rhetorisch geschickt durch positive Adjektive. Nur indirekt angedeutet wird, dass Leser die „packende Botschaft“ in Konkurrenz zu langweiligen Predigten traditioneller Kirchen sehen sollen.

Trotz öffentlicher Zurückhaltung: Das Gospel Forum grenzt sich ab, denn es will ja – typisch für das angesprochene Publikum30 – „anders“ sein. Die meisten Charakterisierungen des Eigenen sind ein Gegenbild zum Image von Gottesdiensten und Veranstaltungen traditioneller Kirchen.

Implizite Apologie

Explizit geschieht fast keine Apologie.31 Doch implizit gibt es Signale, die Vorwürfe prophylaktisch entkräften sollen, insbesondere von Medien. So wird der Verdacht, eine Sekte zu sein, indirekt ausgeräumt, denn Mitgliedschaft ist nicht notwendig, Geld wird nicht gefordert. Dazu zählt auch die Betonung der Freiheit an vielen Stellen, die sich auch gegen den Vorwurf von Suggestion oder Manipulation richtet.32 Der Verdacht des Betrugs, z. B. bei Heilungen, wird dadurch vermieden, dass das Thema auf der Oberfläche der Seite keine große Rolle spielt. Es wird nicht mit Heilungen geworben, schon gar nicht offensiv. Man muss sich weit in die Tiefe klicken, um entsprechende Berichte zu finden.33

Das Gospel Forum vertritt teils offensiv Unterordnungsaussagen der Bibel zu Frauen.34 Das ist unmodern. Daher ist es kein Zufall, dass die Pastoren als Ehepaare gezeigt werden, optisch gleichberechtigt. Es entspricht jedoch nicht der Realität. Die Ehefrauen spielen zumindest öffentlich kaum eine Rolle.35 Ebenso ist die Menge der Bilder von modernen, jungen, selbstbewussten Frauen eine deutliche Unterstreichung von Gleichberechtigung. Weitere Reizthemen wie Ablehnung von Homosexualität und vorehelichem Geschlechtsverkehr wie überhaupt biblizistische Rigorismen werden durch die offensive, intensive Akzentuierung der eigenen Modernität in Wort und Bild gekontert.

Wer Vorwürfe gegen das Gospel Forum kennt und Stellungnahmen dagegen, erfasst schnell, dass durch gezielt gesetzte Gegenbegriffe und Bilder apologetische Ziele geschickt mitverfolgt werden.

Ein weiteres apologetisches Mittel ist das Verschweigen. Die Homepage bewegt sich in ihren Aussagen prinzipiell im Rahmen vieler Freikirchen. Spezifika der für viele Zeitgenossen eher seltsamen, ja teils bizarren konkreten Praxis werden auf den ersten Ebenen nicht deutlich gemacht, wie die autoritäre Rolle von Leitern, unrealistische Heilungsversprechen, geistliche Kriegsführung oder Befreiungsdienst, also Exorzismus.

Auch bei den weiterführenden Links zu Sozialen Medien oder eigenen Homepages wie etwa gospel-youth.de bleibt alles auf den ersten Blick eher allgemein. Besonders auffällig ist das bei der Seite der Grundschule raiffeisen-schule.de (man beachte den unverfänglichen Namen) und der Kindertagesstätte www.kindertagesstätte-gospel-forum.de . Sie sind von anderen Privateinrichtungen kaum zu unterscheiden, nur summarisch wird auf die Christlichkeit hingewiesen, ganz klassisch die Wertevermittlung betont. Beim sonst erhobenen Anspruch spezifisch charismatischer Frömmigkeit kommt das m. E. einer Verschleierung eigentlicher Ziele gleich, die vielen Eltern nicht gefallen dürften. Ähnlich ist es bei den Royal Rangers, die scheinbar normale Pfadfinder sein wollen, aber keinem der traditionellen Verbände angehören.36

Erst wenn man beispielsweise über die verlinkte Facebook-Seite in die Berichte von Veranstaltungen klickt, gibt es reichlich spezifisch Neucharismatisches, aber das mitunter recht gut versteckt und beinahe nur für Insider zu erschließen. Ähnlich verhält es sich mit stark charismatischer Sprache. Sie findet sich erst auf der Ebene für aktive Mitglieder, z. B. wenn es um die eigene „Akademie“ (Bibelschule) oder um Seminare geht.37 Fremde werden nicht verstehen, was die Begriffe jeweils konkret bedeuten.

Fazit

Zunächst ist festzustellen: Die Selbstinszenierung des Gospel Forums im Internet ist auffällig unspektakulär. Gerade das aber ist m. E. Programm. Das Gospel Forum weiß sehr genau, dass es in manchen Bereichen auf viele eher befremdlich wirkt,38 zumindest auf die mehrheitlich rational und materialistisch geprägte Gesellschaft, die als Gegenbild der Gemeinde öfter auftaucht, oder auf nichtcharismatische Christen, gegen die man sich durch Anderssein abgrenzt.

Die Homepage muss sich auf dem Marktplatz Internet behaupten. Zu diesem Zweck ist sie höchst professionell, seriös, unverfänglich und betont harmonisch gestaltet. Allerdings übertüncht sie damit viele Spezifika, die zudem oft kritisiert werden. Ob diese Zurückhaltung im Blick auf die Spezifika in der Selbstdarstellung im Internet ethisch zu rechtfertigen ist, mag die Gemeinde selbst entscheiden. Angesichts der Kritik an dieser Gemeinde und an der neucharismatischen Bewegung überhaupt mit ihren Überzeichnungen und problematischen Strukturen ist die eher zurückhaltende Selbstdarstellung jedoch ein möglicher Anknüpfungspunkt für den Dialog, denn der konstruktive, offene Dialog ist ökumenisch dringend geboten.39

Die veröffentlichten Grundpfeiler der Gemeinde sind nicht so extrem, dass man darüber nicht reden könnte, etwa die vier Ziele oder das Glaubensbekenntnis. Die Betonung der Vernetzung und der ökumenischen Öffnung hin zur Evangelischen Allianz ist bemerkenswert, etwa unter der Rubrik „National. Teil der weltweiten Gemeinde Jesu Christi“: „Als GOSPEL FORUM Stuttgart leben wir in dem Bewusstsein, dass wir ein Teil der weltweiten Gemeinde Jesu Christi sind. Deshalb fühlen wir uns mit allen Christen in Kirchen, Freikirchen und sonstigen Gemeinschaften, die Jesus nachfolgen und mit Ihm leben, verbunden.“ Hier kann man anknüpfen, auch wenn gefragt werden muss, wie „Jesus nachfolgen und mit Ihm leben“ definiert ist und eventuell doch nur eine bestimmte Art Frömmigkeit gelten lässt.

Das Gospel Forum beim Wort zu nehmen, was Modernität, Individualität und Freiheit anbelangt, könnte ein interessanter Aspekt bei der Begegnung sein. Es steht öffentlich geschrieben: „Wir leben die Werte Respekt, Vertrauen, Toleranz und Ehrlichkeit und fördern Talent und Freundschaft.“40 Ebenso: Wer nicht offensiv und offensichtlich mit biblischem Fundamentalismus auftritt wie andere evangelikale Kreise,41 kann darauf angesprochen werden. Und was die Willkommenskultur von Homepages und Gottesdiensten angeht, da könnten viele Gemeinden einiges lernen.

Lediglich in der Tiefe der Links findet sich die recht scharfe neucharismatische Profilierung der Gemeinde. Die Homepage liefert daher kaum Gründe, dem Gospel Forum skeptisch zu begegnen. Skepsis kommt aber auf, wenn der Ausgangspunkt der Wahrnehmung des Gospel Forums nicht seine Selbstdarstellung im Internet, sondern Berichte von betroffenen Familien, Erfahrungen der Seelsorge, das Gespräch mit verletzten Mitgliedern und Aussteigern ist.

Es wäre unangemessen, das Fragwürdige, Problematische oder gar Gefährliche enthusiastischer Frömmigkeit zu ignorieren,42 nicht nur gegenüber betroffenen Familien und enttäuschten ehemaligen Mitgliedern, sondern auch gegenüber eigenen Erkenntnissen und Überzeugungen eines modern-weltoffenen oder eines nicht-charismatischen evangelikalen Christseins.

Der Internetauftritt des Gospel Forums zeigt eine Form von Werbung, die sich anpasst an die Web-Community und dem Trend folgt, eine junge „Kirche für alle“ sein zu wollen, „modern, interkulturell, christlich“, wo man sich wohlfühlt und leicht Freunde findet.


Hans Peter Weiß-Trautwein, Winnenden
 

Anmerkungen

  1. Zur Einordnung und Geschichte des Gospel Forums (früher: Biblische Glaubens-Gemeinde) vgl. besonders Matthias Pöhlmann/Christine Jahn (Hg.): Handbuch Weltanschauungen, Religiöse Gemeinschaften, Freikirchen, Gütersloh 2015, 219ff; Georg Schmid/Georg Otto Schmid (Hg.): Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum. Ein Handbuch, Zürich 72003, 117ff, bes. 151f; Reinhard Hempelmann: Die Biblische Glaubens-Gemeinde (BGG), in: ders: Licht und Schatten des Erweckungschristentums, Stuttgart 1998, 67-76; Peter Zimmerling: Charismatische Bewegungen, Göttingen 2009, 27f.
  2. Vgl. die TV-Dokumentationen „Mission unter falscher Flagge“ 2014 (NDR); „Teufel – Rückkehr der Exorzisten“ 2004 (SWR); „Alle sagen Amen“ (o. J., SWR). Die Kritik in der Presse ist Legion, zuletzt etwa „Böse Geister sind Realitäten“: www.spiegel.de/spiegel/print/d-134995232.html .
  3. Vgl. allgemein jüngst Andreas Hahn: Enthusiastisches Erleben. Neopentekostale Spiritualität in psychologischer und theologischer Perspektive, in: MD 11/2017, 403-414; ferner Pöhlmann/Jahn (Hg.): Handbuch Weltanschauungen (s. Fußnote 1), 241ff; Schmid/Schmid (Hg.): Kirchen, Sekten, Religionen (s. Fußnote 1), 122-124; speziell z. B. Hempelmann: Die „Biblische Glaubens-Gemeinde“ (s. Fußnote 1); Irene Giere: Meine Zeit in der Biblischen Glaubensgemeinde, in: MD 4/1994, 110-112.
  4. Vgl. Stefan Wünschmann/Uta Schwarz/Stefan Müller (Hg.): Webseiten-Gestaltung. Erfolgsfaktoren und Kontrolle, Heidelberg 2008, 18ff, mit beeindruckenden statistischen Zahlen.
  5. Nach ebd., 25ff.
  6. Vgl. ebd., 20f.
  7. Vgl. ebd., 62f.
  8. Vgl. ebd., 64f.
  9. Ebd., 68ff.
  10. Ebd., 71.
  11. Die Analyse beruht im Wesentlichen auf Wünschmann u. a. (Hg.): Webseiten-Gestaltung (s. Fußnote 4); Jason Beaird: Gelungenes Webdesign. Die Prinzipien der Webseitengestaltung. Ein Leitfaden für Webprogrammierer, Heidelberg 22011. Die Angaben beziehen sich auf die Darstellung im Webbrowser Firefox mit Aufrufen im Zeitraum von Dezember 2016 bis Dezember 2017.
  12. Beaird: Gelungenes Webdesign (s. Fußnote 11), 11.
  13. Grau wirkt im Web anders als in Printmedien, so Wünschmann u. a. (Hg.): Webseiten-Gestaltung (s. Fußnote 4), 107.
  14. Die gewählten Kontraste richten sich nach klassischen Designregeln verschiedener Farbkreise, vgl. ebd., 108f; Beaird: Gelungenes Webdesign (s. Fußnote 11), 55ff.
  15. Ein bewusstes und qualitätvolles designerisches Stilmittel mit starker Aussage. Bilder werden nach den Kriterien Relevanz, Interesse und Anziehungskraft ausgewählt, wobei Relevanz oft zu langweilig ist (Bild von einem Gottesdienst zum Thema Gottesdienst). Ein nicht relevantes Bild mit interessanter (emotionaler) Botschaft ist vorzuziehen. Auch in dieser Hinsicht ist die Seite recht professionell designed. Vgl. Beaird: Gelungenes Webdesign (s. Fußnote 11), 163f.
  16. Zum Abrufzeitpunkt 7.1.2017. Vergleiche zu anderen Zeitpunkten belegen die Tendenz eindeutig, auch wenn manchmal die Verhältnisse ausgewogener sind.
  17. Abruf: 30.12.2017.
  18. Beispiel: „Hunderte von kleinen Gruppen, die Hauskirchen, bieten die Möglichkeit im persönlichen Rahmen Kontakte zu schließen und Freunde zu finden. Menschen aus allen Altersgruppen, Kulturen, Sprachen und religiösen Hintergründen fühlen sich im GOSPEL FORUM zu Hause, erleben dort Inspiration für ihren Lebensalltag, geistliche Ermutigung und Angenommensein.“ Der Begriff Hauskirche wird erläutert, die Wortwahl passt zu jedem Anbieter im geselligen Bereich (außer „geistliche Ermutigung“). Anders ist die Wortwahl auf der Unterseite „Akademie“, wenn es etwa heißt: „Wir sorgen für eine leidenschaftliche, charakterstarke, inspirierende, charismatische und praktisch-theologisch kompetente Generation von Weltveränderern, die in und von Stuttgart ausgehend die Kirche Jesu und sein Königreich bauen.“ Hier werden Insider angesprochen.
  19. Z. B. häufige Betonung der Vielzahl („zahlreiche“, „hunderte“) und die Formulierung: von „einer solchen Ausstrahlungskraft“ oder auch Sätze wie „Gott will mit Ihnen Geschichte schreiben!“
  20. Vgl. Wünschmann u. a. (Hg.): Webseiten-Gestaltung (s. Fußnote 4), 80.
  21. Auf Facebook lässt sich die Diskussion vom Prinzip her nicht vermeiden. Dort finden sich echte, oft kritische Auseinandersetzungen über das Gospel Forum (vgl. www.facebook.com/GOSPELFORUMStuttgart/reviews .
  22. Viele tausend Menschen, 220 000 Besucher im Jahr, eine der großen Attraktionen in der Region, enorme Anziehungskraft, hunderte von kleinen Gruppen.
  23. Abruf: 12.1.2017. Aus den 220 000 Besuchern jährlich wird rhetorisch geschickt „etwa eine Viertelmillion Menschen“. Die Übertreibung, dass es kaum eine andere so zahlreich besuchte Veranstaltung im mittleren Neckarraum gebe, ist problematisch. Die Viertelmillion bezieht sich auf das Jahr. Allein der VfB Stuttgart lockte trotz Abstiegs in die zweite Liga bei Heimspielen durchschnittlich 51 983 Stadionbesucher an (vgl.www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.vfb-stuttgart-stuttgart-spielt-im-konzert-der-grossen-mit.5dff3ca-2437-4361-94c7-2acb28034c64.html.) Die Besucherzahlen der Kinos sind ebenfalls weit größer, 2014 in Stuttgart ca. 1,9 Millionen (vgl. http://service.stuttgart.de/lhs-services/komunis/documents/10239_1_Kinobesucher_je_Einwohner_in_Groszstaedten_mit_mehr_als_einer_Million_Kinobesuchern_2014.PDF ). Um näher am kirchlichen Angebot zu bleiben: Allein an Heiligabend, an einem Tag, gingen nur im Stadtgebiet, nicht in der Region Stuttgart, ca. 45 000 Evangelische in den Gottesdienst und etwa ebenso viele Katholiken (nach www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.voller-gottesdienst-an-weihnachten-kirchen-in-stuttgart-koennen-sich-nicht-beklagen.ce934bb9-effd-4ad3-a003-8064889a3729.html ).
  24. Abruf: 14.1.2017, ebenso das Folgende.
  25. „Folgen Sie einfach den zahlreichen anderen Besuchern in das große moderne Gebäude. Gerne nehmen wir an der Garderobe Ihren Mantel oder Ihre Jacke entgegen ... Es gibt einen Info-Tisch im Foyer, wo Sie Antworten auf Ihre Fragen bekommen oder Ihnen der Weg zur Welcome-Lounge, zur Garderobe, zum Kinderprogramm oder den Toiletten gezeigt wird. Es lohnt sich rechtzeitig da zu sein. Man kann vor Beginn der sog. Celebration … Kaffee trinken, Kuchen essen, italienisches Eis genießen, am Büchertisch stöbern, oder neue Leute kennenlernen.“
  26. „Das Glaubensbekenntnis des GOSPEL FORUMs Stuttgart basiert ausschließlich auf den Lehren der Heiligen Schrift, der Bibel. Außerdem identifizieren wir uns mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis der alten Kirche, das von der überwiegenden Zahl der christlichen Konfessionen anerkannt ist.“
  27. Je nach Bildschirmauflösung können die konkreten Zahlen abweichen, das Verhältnis bleibt.
  28. Peter Wenz: Anliegen einer charismatischen Gemeinde, in: MD 4/1994, 112-114, hier 113.
  29. www.youtube.com/user/GOSPELFORUMStuttgart (Abruf: 22.1.2017).
  30. Die angesprochenen Milieus zeichnen sich offenbar nicht durch traditionelle Erwartungen aus (wie die Sinus-Milieus konservativ-etabliert und traditionell, die landeskirchliche Gottesdienste dominieren). Vermutlich wird vor allem die bürgerliche Mitte angesprochen mit ihrer Familienbezogenheit, ihrer Harmonieorientierung und der Erwartung an den Pfarrer als Entertainer, die im Alter von 50+ auch die „anders“-Generation vertritt (alles „mal anders“ machen, z. B. anders reisen, anders essen, Gottesdienst anders usw.). Oder auch die jungen und modernen Adaptiv-Pragmatischen. Vgl. zu den Sinus-Milieus z. B. Heinzpeter Hempelmann / Ulrich Heckel /Karen Hinrichs / Dan Peter (Hg.): Auf dem Weg zu einer milieusensiblen Kirche. Die SINUS-Studie „Evangelisch in Baden und Württemberg“ und ihre Konsequenzen für kirchliche Handlungsfelder, Neukirchen-Vluyn, 2015, 108-130. Eine Milieustudie wäre interessant, ist mir aber nicht bekannt.
  31. Vgl. zum Folgenden: Persönliche Stellungnahme von Peter Wenz zur Reportage des NDR am 4.8.2014, im Blog der Homepage: http://blog.gospel-forum.de/2014/08/06/persoenliche-stellungnahme-von-peter-wenz-zur-reportage-des-ndr-04-08-14  (Abruf: 22.1.2017).
  32. Vgl. Wenz: „Wir haben keinerlei Interesse daran, irgendjemanden zu manipulieren. Unsere größte Freude ist es zu sehen, wie Menschen in die Freiheit Christi kommen und den Glauben als großes Glück erfahren. Das geschieht 1000-fach“ (ebd.).
  33. Z. B. Homepage -> facebook -> Veranstaltungen -> Heilungsgottesdienst -> Erfahrungsberichte mit Heilungen.
  34. Vgl. u. a. die TV-Dokumentation „Mission unter falscher Flagge“ (s. Fußnote 2).
  35. Die Predigtvideos z. B. zeigen keine einzige Frau – außer als Übersetzerin (www.youtube.com/user/GOSPELFORUMStuttgart ).
  36. Vgl. die verlinkte Homepage www.royal-rangers.de . Dort wird nur allgemein geschrieben, dass man sich mit dem christlichen Glauben auseinandersetze. Die konkreten geistlichen Formen und Inhalte werden verschwiegen, wohingegen Naturerleben, Spaß, Freundschaft usw. stark betont und entfaltet werden, auch vom Design her, insbesondere durch die Fotografien, die ausgesprochen klassische Pfadfinderunternehmungen zeigen.
  37. Z. B. http://gospel-forum.de/termin/iahm-heilungsinstitut-stuttgart : „Herzliche Einladung an alle, die … nach einer hoch qualifizierten, berufsbegleitenden Ausbildung im übernatürlichen Bereich suchen.“ Hier muss man den Begriff „übernatürlich“ kennen, um die Art der Veranstaltung vollständig zu begreifen (Abruf: 19.1.2017).
  38. Vgl. nur den Ton der genannten TV-Dokumentationen. Insbesondere „Mission unter falscher Flagge“ (s. Fußnote 2) stellt dar, wie das öffentliche Auftreten harmlos wirkt, der psychische Druck dann in Hauskreisen usw. aufgebaut wird. Was der Spiegel, („Böse Geister sind Realitäten“, www.spiegel.de/spiegel/print/d-134995232.html , Abruf: 17.1.2017) zum Gottesdienst schreibt, trifft auch auf die Homepage zu: „Sonntags, im Stuttgarter Gospel Forum, wird meist ein weicheres Image gepflegt.“
  39. Vgl. zu Recht z. B. jüngst Yan Suarsana: Christentum 2.0? Pfingstbewegung und Globalisierung, Würzburg 2010, bes. 114f; ferner Reinhard Hempelmann: Die Pfingstbewegung als ökumenische Herausforderung, in: Alexander F. Gemeinhardt (Hg.): Die Pfingstbewegung als ökumenische Herausforderung, Bensheimer Hefte 103, Göttingen 2005, 7-25, 22-25; Zimmerling: Charismatische Bewegungen (s. Fußnote 1), 5, 237ff u. ö.
  40. Bereich HipHop & Breakdance, http://gospel-forum.de/bereiche/hiphop-breakdance (Abruf: 22.1.2017).
  41. Zum Vergleich etwa die Homepage der Evangelisch-Lutherischen Freikirche, www.elfk.de , die die Irrtumslosigkeit der Bibel an die erste Stelle ihres Bekenntnisses stellt. Vgl. zum Bibelfundamentalismus Hansjörg Hemminger: evan/ge/li/kal. Von Gotteskindern und Rechthabern, Gießen 2016, 44ff, 121ff.
  42. Vgl. dazu die Statements des Pfarrers Joachim Schlecht im Dokumentarfilm „Mission unter falscher Flagge“ (s. Fußnote 2).