Islam

Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) zum interreligiösen Dialog

Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (Organization of Islamic Cooperation, OIC; früher: Organisation der Islamischen Konferenz), die wichtigste islamische internationale Organisation von derzeit 56 Staaten und zweitgrößte supranationale Regierungsorganisation nach den Vereinten Nationen, kam Mitte April 2016 zu ihrem 13. Gipfel erstmals in der Türkei zusammen. Der türkische Staatspräsident Erdoğan empfing hochrangige Vertreter aus mehr als 30 Ländern. Themen des zweitägigen Treffens, das im Zeichen der zunehmenden Spannungen zwischen Sunniten (Saudi-Arabien) und Schiiten (Iran) stand, waren unter anderem die Situation in Syrien, im Jemen, in Palästina, im Irak und in Aserbaidschan. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi blieb dem Gipfel fern, nachdem die Türkei die Entmachtung seines Vorgängers Mohammed Mursi im Juli 2013 scharf verurteilt hatte.

Das Schlusskommuniqué listet in 218 Paragraphen eine lange Reihe von Themen und Beschlüssen auf; die ersten 15 Punkte beschäftigen sich mit der Situation der Palästinenser und der Verurteilung Israels.

Paragraph 202 stellt die Einrichtung eines neuen OIC Anti-Terror-Zentrums (Center for Police Cooperation and Coordination) in Istanbul in Aussicht, das die Arbeit von Polizeibehörden koordinieren soll.

Interessante Details zum Verständnis von Dialog, speziell des interreligiösen Dialogs, offenbaren die Punkte 163 und 169, die in Auszügen wie folgt lauten:

„163. Die Konferenz betonte, dass Kultur ebenso wie die islamischen Werte als ein Hebel für eine nachhaltige und umfassende Entwicklung zu benutzen sind; das Wichtigste ist, Kultur als ein strategisches Instrument zur Durchsetzung der OIC-Ziele einzubinden. Daher lobte die Konferenz die Bemühungen des Generalsekretärs der OIC [Iyad bin Amin Madani, Saudi-Arabien] für seine Initiativen, die darauf zielten, eine einheitliche Haltung in Bezug auf gemeinsame Interessen voranzubringen und zu verteidigen, nämlich den Dialog der Zivilisationen und Religionen, die Beförderung interreligiöser Harmonie, Toleranz und Nicht-Diskriminierung ...“

„169. Die Konferenz ermutigte alle Mitgliedsstaaten, den interkonfessionellen und den interreligiösen Dialog in den OIC Mitgliedsstaaten zu stärken ... Diesbezüglich begrüßte und lobte die Konferenz die Regierung des Staates Qatar und seiner Partner für die regelmäßige Durchführung einer internationalen interreligiösen Dialogkonferenz, die zum Ziel hatte, das Image des Islams und der muslimischen Umma zu fördern und zu verteidigen ...“

Aufgefallen ist die OIC in der Vergangenheit unter anderem dadurch, dass sie seit vielen Jahren versucht, jegliche kritische Berichterstattung über den Islam als Verletzung der Menschenrechte darzustellen („Islamophobie“-Vorwurf) und aufgrund des vermeintlichen Menschenrechts auf Immunität des Islam vor kritischer Berichterstattung Schutz der religiösen Gefühle von Muslimen auf gesellschaftlicher wie politischer Ebene einzufordern (vgl. MD 4/2013, 154-156).

Als Bildungsorganisation der OIC wurde 1979 die Islamische Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Islamic Educational, Scientific and Cultural Organization, ISESCO) gegründet, deren Europa-Berater im Jahr 2000 der Marburger Ibrahim El-Zayat wurde.


Friedmann Eißler