Satanismus

Die Satansfalle

Mit einer wöchentlichen Auflage von etwa 850000 Exemplaren ist die seit 1956 erscheinende Jugendzeitschrift "Bravo" mitbestimmend für die Weltsicht von Kindern und Jugendlichen. Somit sollten im Kontext der Entwicklung neuer Religiosität auch gerade weltanschauliche Positionierungen dieser Zeitschrift zur Kenntnis genommen werden.

Ausgelöst durch den Mord des so genannten "Satanisten-Pärchens" im Juli 2001 ist, gestützt durch die Sensationspresse, das Thema "Satanismus" für kurze Zeit Gegenstand eines breiteren öffentlichen Interesses geworden. Und so hat sich auch "Bravo" der Thematik angenommen: Im "Foto-Roman" "Die Satansfalle. Zwischen Himmel und Hölle" (Ausgabe Nr. 11/2002 bis Nr. 15/2002) wird der Leser anhand von Situationsfotografien der jugendlichen Darsteller, deren Dialoge in Sprechblasen abgedruckt sind, durch Ereignisse geleitet, die alle signifikanten Topoi der öffentlichen Satanismusdiskussion besetzen: ritueller Missbrauch, Drogenkonsum bzw. "Zaubertränke", Verfolgung von Aussteigern und "Schwarze Magie". Eingebettet in eine scheiternde Liebesgeschichte münden die dramatischen Folgen ritueller Verfluchungen und einer potentiellen Vergewaltigung durch die Satanisten oder - was ungeklärt bleibt - durch den "Teufel" selbst, wider Erwarten in keinem Happyend. Vielmehr stürzt vermeintlich folgerichtig der mit einem Fluch belegte Retter der Hauptdarstellerin in den Tod und diese wird, als Konsequenz ihrer traumatischen Erfahrungen mit den "Satanisten", in die Psychiatrie eingewiesen.

Auch wenn hier medial generierte Übersteigerungen "satanistischer" Kreise bedient werden, wird die junge Leserschaft der "Bravo" doch für mögliche Gefahren bestimmter Jugendbewegungen sensibilisiert. Der "Foto-Roman" vermittelt aber auch eine zweifelhafte Attraktivität okkulter Praktiken, da die Autoren, durch die wiederholt angedeutete Existenz der realen Möglichkeit magischer Einflussnahme, den dargestellten "Satanisten" offensichtlich die Fähigkeit zubilligen, destruktive übersinnliche Kräfte gegen ihre Opfer zu beschwören.

Alexander Döring, Berlin