Die Weltreligionen
Manfred Hutter, Die Weltreligionen, Verlag C. H. Beck, München 2005, 144 Seiten, 7,90 Euro
Die Tendenz des Buchmarktes, über komplexe Themen immer kürzer und kompakter zu informieren, ist nicht aufzuhalten. Auch die großen Religionen sind von diesem Sog nicht verschont geblieben. Nachdem der Beck-Verlag in seiner Reihe „Wissen“ einigen Religionen einzelne kurze Taschenbücher gewidmet hatte, legt nun der Bonner Religionswissenschaftler Hutter eine Gesamtübersicht über die religiösen Traditionen vor, die nach allgemeiner Konvention als „Weltreligionen“ bezeichnet werden. Bemerkenswert ist, dass in diesen Reigen erstmalig auch die Baha’i aufgenommen werden, derer sich Hutter vorher in Einzelstudien gründlich angenommen hatte. In jeweils aufsatzlangen Abschnitten werden Buddhismus, Judentum, Christentum, Daoismus, Islam, Baha’i und Hinduismus behandelt. Dies geschieht mit bemerkenswerter Sorgfalt und Prägnanz, unter Berücksichtigung der neuesten Forschungslage und zugleich gut lesbar. Jeder Einzeldarstellung sind je drei „Tafeln“ beigegeben, d.h. eine gerahmte Übersicht von einer Seite mit ausgewählten Texten, einer Zeittafel und der Kurzdarstellung der betreffenden Religion in einem bestimmten Kontext (Buddhismus in Myanmar, Christentum in Armenien u.a.).
In seiner Einleitung bemüht sich Hutter um eine Klärung des Begriffs „Weltreligion“, der keineswegs religionswissenschaftlich eindeutig, geschweige denn überhaupt „wissenschaftlich“ ist. Die von ihm genannten Kriterien – universeller Anspruch, Mitgliederzahl und geographische Ausbreitung, Alter – hält er nur für begrenzt brauchbar. Es bleibt dabei, dass es sich bei „Weltreligion“ um einen Begriff des „alltäglichen Sprachgebrauchs“ handelt, mit einer Anwendungsbreite, die immer wieder die Einbeziehung oder Ausschließung der einen oder anderen Religion erlaubt hat.
Wer nach einem prägnanten ersten Überblick über die Religionen sucht, sollte in Anbetracht der vielfältigen populärwissenschaftlichen Anfechtungen auf mittelmäßigem Niveau zunächst zu diesem gelungenen Buch greifen.
Ulrich Dehn