Gesellschaft

East goes West

(Letzter Bericht: 3/2001, 104 f, 179) Die Interessenvereinigung für humanistische Jugendarbeit und Jugendweihe, gegründet 1990 als Nachfolgerin des ehemaligen DDR-Jugendweiheausschuss', hat sich Anfang Dezember 2001 umbenannt. Sie heißt jetzt Jugendweihe Deutschland e.V. Der neue Name ist ein Hinweis darauf, das man das Image eines ostdeutschen Regionalvereins abstreifen will und die Arbeit auf die westlichen Bundesländer ausweiten möchte. Auf der Bundesversammlung der Jugendweihe Deutschland am 8. Dezember 2001 wurde auch der Verein Jugendweihe Hamburg e.V. aufgenommen. Damit ist erstmals ein traditionsreicher westdeutscher Jugendweiheverein Mitglied in diesem Dachverband.

Eigenartig ist, dass die Jugendweihe Deutschland e.V. die Namenskorrektur förmlich "in aller Stille" vollzogen hat. Pressemeldungen, die sich bestimmt gut hätten platzieren lassen, unterblieben gänzlich. Im Internet wurde die Homepage www.jugendweihe.de mit mehrwöchiger Verspätung nur halbherzig korrigiert. So tragen zahlreiche Mitgliedsverbände nach wie vor den alten Namen Interessenvereinigung.

Dennoch zeigt die Umbenennung, dass die Jugendweihe auch weiterhin ein Thema sein wird. Allein für das Jahr 2001 hatte der Verein knapp 95 000 Jugendweihe-Teilnehmer gemeldet, in den zehn Jahren von 1991 bis 2001 haben - ebenfalls nach eigenen Auskünften - etwa 940 000 junge Menschen die Feiern absolviert. Angebote der Interessenvereinigung im Rahmen der sog. "offenen Jugendarbeit" haben von 1993 bis 2001 knapp 2 Millionen Jugendliche wahrgenommen. Auffällig ist, dass diese hohen Teilnehmerzahlen in einem eigenartigen Missverhältnis zur Präsentation der Interessenvereinigung im Internet stehen. So ist ihre Homepage von erstaunlicher Dürftigkeit und wenig jugendgemäß. Das verwundert um so mehr, als man sich ja an Jugendliche und damit an die "Internet-Generation" wendet. Offensichtlich gibt es eine viel wirksamere Werbung über private, familiäre und schulische Kontakte, so dass man in die öffentliche Präsentation nicht allzu viel investieren muss.

Andreas Fincke