"Ein Kurs in Wundern" und biblische Aussagen im Widerspruch
(Letzter Bericht: 10/1999, 306 ff) Was in den letzten Jahren im MD schon häufiger festgestellt wurde (vgl. MD 9/1996, 256 ff; 10/2000, 346 ff), wird nun auch von Anhängern der 138 Seiten umfassenden Schrift "Ein Kurs in Wundern" eingeräumt: Die Aussagen des von Helen Schucman über Channeling empfangenen Materials und die biblische Perpektive sind zwei einander ausschließende Richtungen. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs zwischen dem Psychologen Kenneth Wapnick, der die "Foundation for A Course in Miracles" leitet, und dem 1985 emeritierten Professor für Philosophie und Jesuitenpater W. Norris Clarke (zuletzt Fordham-Universität, New York). Die einzelnen Themen und Ergebnisse des Gesprächs, das bereits im Januar 1989 stattfand, liegen in gedruckter Form vor. Die deutsche Übersetzung ist 2001 im Greuthof Verlag (Gutach i. Br.) erschienen, der für den deutschsprachigen Raum den "Kurs" sowie weitere einschlägige Titel vertreibt.
Die 138 Seiten umfassende Schrift, die bereits 1995 in den USA publiziert wurde, trägt den Titel "Ein Kurs in Wundern und das Christentum". Die einzelnen Gesprächsgänge zwischen Wapnick und Clarke befassen sich mit der Entstehung der Welt (21–50), Jesu Wesen und Rolle (51–56), mit der Bedeutung von Kreuzigung und Auferstehung (57– 66), mit der Eucharistie und dem Leben in der Welt (81–108). Im Anhang des Buches finden sich zudem ein kurzes Glossar, das Nizänische Glaubensbekenntnis sowie einige Hintergrundinformationen zur Entstehung und zum Inhalt von "Ein Kurs in Wundern".
Bereits in der Einführung nimmt Wapnick das Ergebnis vorweg: "Der Kurs und die Bibel vertreten völlig verschiedene und einander gegenseitig ausschließende Theologiesysteme, die sich keineswegs in eine in sich schlüssige Spiritualität integrieren lassen" (11 f). Der katholische Theologe Clarke konstatiert im Gespräch: "Eine Schwierigkeit bei der Verbreitung und der zunehmenden Anerkennung des Kurses liegt … darin, dass nicht wenige, darunter auch manche katholischen Priester und Nonnen, tatsächlich dazu neigen, die Unterschiede zu verwischen, Teile aus beiden miteinander zu verbinden oder den Kurs in das Christentum einzubauen, weil in beiden von Jesus die Rede ist. Das führt, so Leid es mir tut, zu einer beträchtlichen Verwirrung" (115). Besonders gravierend und nicht miteinander kompatibel seien die unterschiedlichen Aussagen zur Entstehung der Welt, denn der "Kurs" geht davon aus, "dass GOTT das physische Universum einschließlich aller Materie, Formen und Körper nicht erschaffen hat" (13). Ebenso bestreitet er die Realität der Sünde. Ein unüberbrückbarer Widerspruch besteht nicht zuletzt auch darin, dass im Gegensatz zum Neuen Testament der "Kurs" nicht an der gegenüber anderen Menschen herausgehobenen Stellung Jesu Christi festhält. Somit könne "Ein Kurs in Wundern" keinesfalls als "Drittes Testament" neben der Schrift Alten und Neuen Testaments oder gar als "Berichtigung des Christentums" betrachtet werden (ebd.). Damit korrigiert Wapnick, der – so der Klappentext des Buches – als "bester Kenner des Kurses" gilt, seine früher vertretene Auffassung.
Matthias Pöhlmann