Hansjörg Hemminger, Annette Kick, Andrew Schäfer

Ein Land voller Propheten

Neureligiöse und spirituelle Kleingruppen um Medien, Gurus und erleuchtete Meister (Teil 2)

Neureligiöse Kleingruppen haben derzeit Konjunktur. Sie sind Ausdruck religiöser Pluralisierungs- und Individualisierungsprozesse, aber auch ein Hinweis auf die zunehmende Popularisierung esoterischer Vorstellungen in der Gesellschaft. Welche Spannungen und Konflikte ergeben sich für den Einzelnen durch die Mitgliedschaft in Kleingruppen um selbsternannte Gurus, Schamanen und spirituelle Lehrer? Der nachfolgende Beitrag setzt die in MD 5/2008, 163-173, begonnene Spurensuche fort und entwickelt kirchlich-theologische Beurteilungshilfen für ein interessantes wie schillerndes Phänomen gegenwärtiger Religionskultur.

„Ich fühle mich ein wenig mikrokosmisch.“

Charles Williams

Klein, aber fein?

Kleine, familiäre Anhängergruppen um einen (religionsgeschichtlich betrachtet) ebenso kleinen Meister, eine Meisterin oder einen Guru gab es auch in früheren Jahrzehnten. Bekannt wurde die Gruppe um die Psychologin und ehemalige Anhängerin von Brahma Kumaris, Heide Fittkau-Garthe.1 Die Auflösung dieser Gruppe liegt nur ein Jahrzehnt zurück. Als sie auf dem Gipfel des Teide, des höchsten Berges der Kanarischen Inseln, von Aliens abgeholt werden wollte, wurden die Mitglieder von der spanischen Polizei verhaftet. Die Szene der Neuoffenbarer lieferte ähnliche Beispiele, denn nicht alle hatten den Erfolg von Gabriele Wittek oder Uriella.2 Einige blieben relativ unbeachtet wie die „Bieberauer Schule“3. Sie fiel erst auf, als die kleine Anhängerschaft aus dem Hunsrück flüchtete und sich in ein Feriendomizil am Mittelmeer zurückzog.

Die These dieses Textes lautet, dass sich die Zahl solcher Gruppen in den letzten zehn bis zwanzig Jahren stark vermehrt hat, und zwar besonders in ihrer kleinsten, unauffälligsten und privatesten Form. Der gesellschaftliche Hintergrund für diese Entwicklung wird durch die Stichworte Globalisierung, Pluralisierung, Beschleunigung und Individualisierung beschrieben.4 Das Förderband, das die Ideen und Methoden von den alten Religionen Asiens, den „neuen religiösen Bewegungen“ und dem Esoterizismus in den spirituellen Markt und letztlich auch zu diesen Gruppen transportiert, ist immer noch die vielgestaltige Esoterikbewegung. Der Übergang von Persönlichkeitstraining, Wellness-Wochenende und Meditationsgruppe zur spirituellen Dienstleistung und zur Gemeinschaftsbildung um spirituelle Führerfiguren ist in dieser Bewegung fließend. Die bürgerliche Akzeptanz der Esoterik und die damit verbundene Banalisierung und „Veralltäglichung“ der Angebote bilden nach dieser These die Voraussetzung für die inflationäre Vermehrung der Meister, Gurus und Erlöser. Man kann, ohne Aufsehen zu erregen, eine solche Rolle einnehmen, weil das Meister- und Erleuchtetsein zumindest im entsprechenden Milieu etwas Alltägliches und deshalb tendenziell Harmloses wurde. Der Anspruch auf einen besonderen Zugang zur unsichtbaren Welt, auf Erleuchtung, auf den Status des Avatars oder Bodhisattwas darf dann allerdings nach außen nicht in dem Maß deviant wirken, dass Abgrenzungs- oder gar Ächtungsmechanismen greifen. Dass dadurch der traditionelle Sinn dieser Begriffe, die einmalige oder sehr seltene Personen bezeichnen, nachhaltig verfälscht wird, spielt dabei keine Rolle. Religiöse Authentizität ist in unserer Kultur kein Maßstab, nach dem sich die gesellschaftliche Akzeptanz von Personen und Gruppen richtet.

Nur deshalb ist es möglich, dass bürgerlich lebende Menschen, (zumindest zunächst) ohne einen Bruch mit ihrem bisherigen Leben wahrzunehmen, zu gläubigen Anhängerinnen oder Anhängern eines kleinen Meisters werden, der in ihrer Nachbarschaft zu Hause oder der für sie persönlich erreichbar ist. Es muss Szenen trivialer Esoterik und alltäglicher okkulter Lebenshilfe geben, damit sich in ihnen viele kleine Intensivgruppen bilden können, die „mehr vom selben“ wollen. Dass es diese Szenen gibt und dass sie von einem früher undenkbaren Konsens getragen werden, belegen zahlreiche Beispiele5. Als Belege seien Artikel aus Tageszeitungen (Internet) aus einem kurzen Zeitraum 2007 genannt, die das Phänomen „Banalisierung der Esoterik“ mehr oder weniger drastisch demonstrieren:

• [O. A.] Es steht in den Sternen – oder nicht? Suedkurier.de, 21.6.2007: ein Bericht über das Geschäft mit der Astrologie und ein Interview mit Dr. Martin Reuter (Universität Gießen) über den nicht vorhandenen Zusammenhang von Persönlichkeit und Sternzeichen.

• Melanie Mühl / Michael Hanfeld, Die Seelenverkäufer, Frankfurter Allgemeine FAZ.NET, 24.7.2007: ein immerhin acht Seiten langer Artikel über die zahlreichen Kartenleger, Wahrsager und Astrologen, die mit der Psyche ihrer Klienten Schindluder treiben und sie in Abhängigkeit bringen. Besondere Beachtung findet die Questico AG, die Astro TV betreibt und das Geschäft mit der Astrologie in großem Maßstab wirtschaftlich ausbaute, unter anderem durch das Monatsmagazin Zukunftsblick sowie den astrologischen Service des Gesellschafters und Astrologen Winfried Noé, Noé Astro.

• Wolfgang Görl, Die Orakel-Junkies, Sueddeutsche.de, 26.6.2007: ein vierseitiger Bericht über die Abhängigkeit von okkulter Lebensberatung, wieder mit einem Blick auf die Berliner Questico AG, besonders auf die Internet-Seiten, die für 2500 okkulte Helfer werben.

• [O. A.] Mit Feng Shui gegen Gewalt, focus.de, 27.6.2007: ein Bericht über die Grundschule in Laatzen (Hannover), die zur präventiven Gewalteindämmung Klassenzimmer nach der chinesischen Feng-Shui-Geomantie gestaltet: „Grundlage der Neugestaltung sind Regeln, die dafür sorgen sollen, dass die Lebensenergie Chi frei im Raum fließen kann.“ Das Programm soll auf weitere Schulen in Niedersachsen ausgedehnt werden.

• Ulrich Berger, Die Pendelprofis der Asfinag, Der Standard, 24.11.2007: ein Bericht über die österreichische ASFINAG (Autobahn- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft), die unfallträchtige Zonen auf Autobahnen durch Rutengeher entstören lässt. „Längsdrehende Kraftfelder“, „Kultstrahlen“ und „morphogenetische Felder“ werden mit Symbolen, grünen Magnetkärtchen und „Hohlraumresonatoren“ entschärft. Die ASFINAG ist Eigentum der Republik Österreich.

• Gunnar Sohn, Mit Hechelatmung zur Spitzenleistung – Manager zwischen esoterischer Beratungspraxis und ostfriesischen Dampfplaudereien, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 1.12.2007: ein Bericht über ein „skurriles Netzwerk aus Beratern, Managementgurus, Esoterikern, Wirtschaftsastrologen, Trainern und Agenturen“ in großen Unternehmen.

• [O. A.] Sex-Aktivistin Sprinkle tritt in der Kirche auf, www.morgenpost.de, 16.5.2007: Bericht über die Verlegung des esoterischen Kongresses „Spiritualität/Sexualität 2007“ aus der Katholischen Akademie in Berlin in die evangelische Zwölf-Apostel-Kirche, obwohl der Gesamtkirchengemeinderat über die esoterischen und schamanistischen Hintergründe der Veranstaltung informiert wurde.

• Manfred Engeser, Botschaft aus dem Herzen, wiwo.de, Wirtschaftswoche 21/2007: langer Bericht über die rapide Ausweitung des Esoterikmarkts mit zahlreichen Beispielen erfolgreicher Vermarktung esoterischer Praktiken im Handel, im Wellness- und Gesundheitsbereich, bis hin zur Landwirtschaft.

Eine alltägliche Esoterik, die Erleuchtung als eine Sache der Freizeitgestaltung behandelt, kann im Rahmen dieses spirituellen Lebenshilfe- und Wellness-Marktes und des ihn tragenden Konsenses mit begrenzten finanziellen und sozialen Kosten realisiert werden. Es gibt sogar gewisse Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der Bewegung bereits überschritten ist und dass der Markt für esoterische Dienste stagniert oder schrumpft.6 Wäre es so, wäre dies kein Gegensatz zur Banalisierung esoterischer Spiritualität, sondern ein weiteres Indiz für sie. Je enger der Markt, desto weiter greifen die Anbieter in alle möglichen Lebensbereiche aus und desto tiefer reichen die Angebote in die persönlichen Alltagsfragen und -sorgen hinein; desto attraktiver wird es allerdings auch für sie, Klienten in Anhänger zu verwandeln und sich so ihre Ressourcen jenseits des Marktbetriebes zu sichern. Einstiegshindernisse gibt es dafür kaum, denn ein solcher Prozess führt nicht sofort oder nicht automatisch in schwerwiegende innerpsychische und soziale Spannungen.

Gerade die Alltäglichkeit der Esoterik-Bewegung und ihr Stagnieren als Bewegung schaffen die Bedingungen für ihre „Versektung“ in Intensivgruppen. In ähnlicher Weise war die kulturelle Allgegenwart der großen christlichen Kirchen (und die Liberalisierung des Religionsrechts seit dem 19. Jahrhundert) Bedingung der Möglichkeit immer neuer christlicher Intensivgruppen und Sektenbildungen. Der allmähliche Geltungsverlust der Kirchen behindert die innerchristliche Aufsplitterung keineswegs – wie wir heute nur zu gut wissen –, sondern verstärkt sie. Die Analogie zum gegenwärtigen Stand der Esoterikbewegung liegt auf der Hand. Solche Überlegungen führen weiterhin zu einer möglichen Antwort auf die Frage, wie es zu erklären ist, dass gebildete, geistig gesunde Menschen einer Person aus dem alltäglichen Lebenskreis, z. B. einer Nachbarin, einem Mitgründer des eigenen Bioladens, einer Lehrerin für Sprecherziehung, einem spielsüchtigen Esoteriker, der im eigenen Haus wohnt, die Autorität einer religiösen Überperson zuschreiben. Man sollte eigentlich meinen, dass aus einer solchen Nähe die banale Menschlichkeit dieser Menschen, ihre Schwäche und ihre Egozentrik überdeutlich sichtbar werden, so dass Projektionen dieser Art nicht entstehen können. Dass es diese Projektionen trotzdem gibt, ist erklärungsbedürftig.

Ein Grund scheint zu sein, dass der private Guru um die Ecke erhebliche Vorteile aufweist, vergleicht man ihn mit den scheinbar bedeutenderen, aber auch unnahbaren Gründergestalten der Jugendreligionen oder mit den erfolgreichen Neuoffenbarerinnen und -offenbarern. Die Mitglieder einer familiären Kleingruppe um die spirituelle Meisterin Anda Sieb oder die Kunden eines Bioladens um Gerhard Olinczuk in Wittenberg, die gleichzeitig Sitzungen beim Meister wahrnehmen, können mehr oder weniger in ihrem Alltagskontext verbleiben. Der Garant ihres religiösen Lebenssinns ist einerseits Überperson, Agent göttlicher Hilfe oder Quell ewiger Weisheit und andererseits nahe, greifbar, Freundin und Kumpel oder sogar Hausgenosse. Dadurch mischt sich die religiöse Hingabe mit anderen, vertrauten Beziehungsformen: Man ist eben auch Feriengast oder Mieter in der Pension, die Schamane Jürgen betreibt, oder neben dem Beruf her Yogalehrerin in Anandajays Zentrum, man hat Unterricht oder Beratungsstunden bei der esoterischen Meisterin, man kauft ihr nicht nur höhere Weisheit, sondern auch magisch wirksamen Schmuck ab usw. Die Tatsache, dass man das Alltagsleben des Gurus als normale Realität erlebt, scheint auch seinen irrealen Ansprüchen Solidität und Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Die Nähe zur Meisterin, zum Erleuchteten, ist so groß, dass eine Konkurrenzsituation zwischen Sinnagenturen (in der die kleinen Meister nicht bestehen könnten) nicht wahrgenommen wird. Der Anspruch, Vertreter der Großen Weißen Bruderschaft auf Erden zu sein (Frank Eickermann, Steed Dölger), wäre fast automatisch hinfällig, würde ein Anhänger die Marktsituation in den Blick nehmen, in der es von Beauftragten und Lichtbringern theosophischer Herkunft nur so wimmelt. Würde man daran gehen, sich zwischen ihnen zu entscheiden, würde man sich vermutlich (einen Rest Vernunft vorausgesetzt) gegen alle entscheiden. Daher gehört es zur Bindung an die kleinen Meister, dass ihr buntes Getümmel gar nicht als gesellschaftlicher Sachverhalt wahrgenommen wird, sondern die spirituelle Suche von vornherein im persönlichen Lebensbereich verbleibt und ganz auf den einen Meister fokussiert ist. Die Diskrepanz zwischen dem ungeheuren Anspruch des Meisters, wie er subjektiv erlebt wird, und seiner objektiv geringen Bedeutung innerhalb der großen Zahl von ähnlichen Anbietern wird den Anhängern und vor allem ihren Angehörigen oft erst dann bewusst, wenn sie sich bei einer Beratungsstelle nach dem Betreffenden erkundigen. Es fällt ihnen schwer zu glauben, dass der Name des Meisters dort vielleicht gar nicht bekannt ist und dass es unzählige Anbieter mit einem ähnlich überzogenen Anspruch gibt.

Die Anhängergruppen weisen viele Merkmale auf, die sie vor allem mit typischen Jugendszenen verbinden und die deshalb gewohnt bzw. unauffällig sind: feste Treffpunkte, relativ leichte Zugänglichkeit, zentrale Themen, gemeinsame Events und eine größere, lockere Anhängerschaft um eine kleine, aber aktive Kerngruppe (Elite) herum, jedoch ohne eine feste und verbindliche Mitgliedschaft. Wie sehr sich die Zugehörigkeit auf die anderen sozialen Rollen auswirkt, die man weiter wahrnimmt, ist unterschiedlich und weitgehend offen. Das bleibende Lebensgefüge erhält allerdings durch die „esoterische Konversion“ zum Druidentum im Heidehof oder durch die Hingabe an den Guru Vishwananda einen anderen Rahmen und damit eine andere erlebte Qualität. Darin liegt nicht zuletzt auch die Attraktivität der spirituellen Intensivgruppe. Man kocht weiter für sich und die Familie, aber man kann sich dabei als Priesterin einer kosmischen Alleinheit erleben.7 Man arbeitet an seiner Karriere als Generalvertreter und gleichzeitig an der Öffnung seines Bewusstseins für göttliche Energien. Wie klein auch der sonstige Wirkungskreis einer Anhängerin erscheinen mag – ihr Leben hat große Bedeutung, insofern sie in ihrer Freizeit die Welt durch intensive Meditation vor der Umweltzerstörung rettet. Sie kann sich als besonders Berufene fühlen und von daher ein Stück Identität beziehen.

Spannungen und Konflikte

Zu Konflikten mit dem sozialen Umfeld kommt es typischerweise erst dann, wenn die Hingabe an den neuen Lebenssinn so weit geht, dass der Alltagskontext gesprengt wird und der bisherige gesellschaftliche Status in Gefahr gerät, wie bei dem Familienvater in guter Position, der seine Arbeitsstelle aufgibt, um mit seinem persönlichen Schamanen nach Togo zu ziehen; oder wenn die finanzielle Hingabe an den Meister schließlich die bürgerliche Existenz der ganzen Familie gefährdet. Aber es muss nicht so weit kommen. Man kann sich die Verbindung zu einer Überwelt, und die damit mögliche Identität, mit einer beschränkten sozialen und moralischen Haftung zulegen.

Die Existenz als Glaubender und Eingeweihter lässt sich (soziologisch gesprochen) in der modernen Lebenswelt auf eine Rolle unter mehreren einschränken. Die anderen Rollen als Arbeitnehmer, als Studentin, als Mitbewohnerin einer WG usw. können weitergespielt werden. Man lebt in zwei völlig verschiedenen Welten. Dies gilt in Grenzen sogar für die Herkunftsfamilie, obwohl Konflikte, wenn überhaupt, zuerst mit Eltern, Partnern oder Freunden aufbrechen. Dort allerdings, im privaten Lebensbereich, sind Spannungen auf Dauer kaum zu vermeiden. Sie sind es, die zu Beratungsbedarf und eventuell sogar zu öffentlicher Kritik am Meister und seiner Anhängerschaft führen. Öffentliche Kritik ist aber eher die Ausnahme, weil die Diskrepanz zwischen den beiden Welten nur im engsten Umfeld auf Dauer unübersehbar ist. Nur dort ragt die spirituelle Sonderwelt mit ihren anderen Werten und Gesetzen unweigerlich auch in die Alltagswelt hinein und führt zu Irritationen. Wenn Angehörige die Diskrepanz beim besten Willen nicht mehr ignorieren können, etwa weil die Ehepartnerin eine notwendige ärztliche Behandlung des gemeinsamen Kindes verweigert, wird ihnen erst bewusst, wie weit sich der andere geistig und seelisch schon in diese Sonderwelt hineinbegeben hat.

Radikalität mit beschränkter Haftung ist in der kleinen Gemeinschaft auch deshalb möglich, weil diese meist unterhalb der Schwelle öffentlicher Aufmerksamkeit bleibt. Kein Fernsehsender und keine große Tageszeitung berichten über finanzielle Ausbeutung und Abhängigkeiten in einer Gurugruppe mit 80 deutschen Anhängerinnen und Anhängern. Allerhöchstens würde eine Lokalzeitung etwas melden, aber Lokalredaktionen sind auf solche Themen kaum eingerichtet. Vor Aufklärung in den Medien ist man daher so gut wie sicher, folglich entsteht auch kein Rechtfertigungsdruck auf die Mitglieder in ihrem jeweiligen sozialen Beziehungsnetz. Es muss nicht weiter ausgeführt werden, dass die Lage völlig anders war, als Studenten in den siebziger Jahren ISKCON beitraten, oder dass sie anders ist, wenn Menschen zum „staff“ einer Scientology-Organisation gehören. Auch ein Mitglied der Zeugen Jehovas befindet sich in einer anderen Lage, schon weil ihn der Missionseifer seiner Gemeinschaft dazu zwingt, ein aktiver Verkünder zu werden. Die kleine Intensivgruppe erspart sich die meisten der Abwehrleistungen, die Zeugen Jehovas erbringen müssen.8

Für die kleinen Gurus, Erleuchteten, Schamanen und Medien selbst gilt die beschränkte soziale Haftung nur begrenzt. Sie müssen den Alltagskontext bürgerlichen Lebens je länger, desto mehr verlassen und eine Sonderexistenz als professionelle Erleuchtete oder Begnadete führen, damit sie auf Dauer als Projektionsfläche für die Sehnsüchte und Ängste des Anhängergrüppchens taugen. Es ist interessant zu beobachten, dass sie dies (anders als die charismatischen Gründergestalten der „Jugendreligionen“) oft nur ungern tun. Denn eigentlich wäre es angenehmer, die Früchte der Hingabe von 30 oder 100 Anhängerinnen und Anhängern genießen zu dürfen und gleichzeitig die Annehmlichkeiten einer gutbürgerlichen Existenz. Aber das ist nur sehr eingeschränkt möglich. Die Spannung zwischen dem Verkauf von Halskettchen an Kundinnen und der Durchgabe göttlicher Botschaften an eben diese Kundinnen ist auf Dauer nicht ohne Änderungen der Lebensführung und der sozialen Rolle durchzuhalten.

Zu den inneren Spannungen kommen zwar vergleichsweise mäßige, aber doch im Einzelfall bedrängende Anfragen von außen. Die kleinen Gurus, Medien und Erleuchteten können deshalb nicht anders, als zur Abwehr dieser Relativierungen und zur Sicherung ihrer Autorität ein besonderes Lebensgefüge in Kauf zu nehmen. Dass dieses leicht aus den Fugen gerät, ist daran abzulesen, dass einige Kleingruppen schließlich aus dem bürgerlichen Alltag flüchten. Das Beispiel des Schamanen Hummes wurde angeführt (MD 5/2008, 168), die Fälle des Pferdeschamanen (165), der Bieberauer Schule und von Heide Fittkau-Garthe wurden zitiert. In diesem Fall wendet sich die Radikalität der Gruppe nach außen, mit üblen Folgen für alle Beteiligten. Aber auch wenn das nicht der Fall ist und die Gruppe mit ihrem Meister von der Umwelt unbeachtet bleibt, wirkt sich der veränderte Deutungs- und Orientierungsrahmen des Lebens auf Dauer negativ für die Anhängerschaft aus. Ein unrealistisch deformiertes Weltbild hat immer praktische Auswirkungen, oft zuerst in den privaten Beziehungen, aber auch in der Berufs- und Ausbildungsplanung oder bei der Gesundheitspflege.

Vor allem die für die Esoterik und für den Neohinduismus typische Entgrenzung des Menschenbilds ist gefährlich. Ständig wiederholte Glaubenssätze wie „Dein Bewusstsein kann alles erreichen“ oder „Jeder Mensch hat unbegrenztes Potential“ wirken sich verheerend auf den Realitätssinn aus und sind (werden sie in die Praxis umgesetzt) für die Umwelt kaum erträglich. Ebenso verheerend für die Lebensführung kann sich die Abhängigkeit von den Meistern und Propheten auswirken, die im Bewusstsein ihrer Übermenschlichkeit in Seele und Leben hinein regieren – ohne einen Blick für die sozialen und finanziellen Folgen.

Das Ergebnis der Analyse lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Es gibt zwei – in vieler Hinsicht gegenteilige – Möglichkeiten, in der modernen, säkularen Gesellschaft einen Teil seiner Identität von einer religiösen oder ideologischen Intensivgruppe zu beziehen. Man kann als Kaderorganisation, mit einem Umfeld aus Mitgliedern und Sympathisanten, die Abgrenzung zur Gesellschaft forcieren. Man kann die Unterschiede suchen, öffentliche Konflikte geradezu inszenieren und die dafür nötigen Abwehrleistungen erbringen. Das Angebot an die Mitglieder ist in diesem Fall das einer religiösen Gegenwelt, die als Rettungsarche in einer angeblich dem Untergang geweihten Welt dient.

Oder man kann um eine lokale, privat verfügbare Zentralgestalt herum radikale Ideen und Praktiken pflegen, ohne äußerlich die weitgehende Partizipation an gesellschaftlichen Funktionen aufzugeben. Die wichtigste Abwehrleistung besteht dann darin, kognitive Dissonanzen auszublenden, um in beiden Welten leben zu können. Das kann geschehen, indem man die Weltanschauung und Lehre auf Praxis abstellt und intellektuelle Klärungsprozesse meidet. In der religiös pluralen und offenen Gesellschaft sind solche Leistungen sowohl privat als auch kollektiv leicht zu erbringen. Deshalb wächst die Zahl radikaler religiöser Kleingruppen um eine Meister- oder Heilergestalt stark an. Die Anpassungs- und Abwehrleistungen zahlenmäßig bedeutender radikaler Organisationen werden durch die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht in gleichem Maße erleichtert. Insofern ist erklärbar, warum die großen radikalen Gemeinschaften (einschließlich der klassischen Sekten wie der Zeugen Jehovas) stagnieren, während die kleinen Gemeinschaften immer zahlreicher werden.

Kirchlich-theologische Überlegungen

In einer komplexen Welt, in der die meisten Menschen nicht mehr selbstverständlich in einer religiösen Tradition aufwachsen, entsteht in bestimmten Lebenssituationen Bedarf nach einer Wegweisung von anderswoher, nach einer persönlichen spirituellen Orientierungshilfe. Man sucht einen besonderen Menschen, der spirituelle Lebenshilfe personal vermitteln kann. Dieses Bedürfnis ist nachvollziehbar. Denn um aus einer religiösen Lehre oder Tradition Lebenshilfe und Orientierung für den Alltag zu gewinnen, ist es unabdingbar, Vermittler, Ratgeber oder glaubwürdige Vorbilder zu erleben, die in dieser Tradition stehen und mindestens einen Schritt in ihr voraus sind.

Das gilt auch für den christlichen Glauben. In 2. Tim 1,5 erinnert Paulus den Briefempfänger an den „ungefärbten Glauben, der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike“. Der christliche Glaube wird nicht automatisch vererbt, auch nicht von Menschen mit einer besonderen Weihe oder besonderen Erkenntnis weitergegeben, sondern von glaubwürdigen Müttern, Großmüttern, Vätern, Nachbarinnen, Lehrern, Pfarrerinnen, Kirchengemeinderätinnen, Presbytern etc. vorgelebt und im persönlichen Umgang und Gespräch als relevant und hilfreich vermittelt. Das geschieht nicht automatisch und es geschieht immer seltener, je säkularer der christliche Glaube in unserer Gesellschaft gelebt wird. Was in vielen Familien nicht mehr geleistet werden kann, geschieht oft auch nicht in den Gemeinden. Eine Scheu vor Bevormundung und eine Abneigung gegen autoritäres Gebaren hält auch Pfarrer, Pfarrerinnen und andere Verantwortliche in der Gemeinde davon ab, im Religionsunterricht, im Konfirmandenunterricht oder in der Seelsorge eben diesen einen Schritt beherzt vorauszugehen und den Suchenden und Lernenden Vorgaben aus dem eigenen Wissen und aus der eigenen Glaubenserfahrung zu machen. Viele Kirchenmitglieder haben nie erlebt, was Vorangehen im Glauben in einer hilfreichen und nicht entmündigenden Form bedeutet; sie wissen nicht, was man von geistlichen Vätern und Müttern erwarten kann und was besser nicht.

Die Begegnung mit einem der oben beschriebenen Meister oder Erleuchteten, die ja oft christliche Vorstellungen und Begriffe aufnehmen, trifft dann auf diese Leerstelle, auf dieses nie gestillte Bedürfnis nach einer persönlichen spirituellen Wegweisung. In einer Welt, in der sich scheinbar alle Beziehungen nach Marktgesetzen richten, erscheint es dann plausibel, dass man den spirituellen Weg nicht mehr selbst gehen muss, sondern dass ein anderer dies stellvertretend tut und sein Produkt, die konkrete Lebenshilfe, mundgerecht zubereitet als Ware verkauft. Wer nie eine echte Einführung in den Glauben erlebt hat, weiß offenbar nicht, dass Glaube ein Geschenk ist und dass der zu Beschenkende dabei unvertretbar ist. Er hat auch keine Maßstäbe, um die unrealistischen und unzuträglichen Formen spiritueller Meisterschaft zu erkennen. Nur durch religiösen Analphabetismus ist der traurige Umstand zu erklären, dass ein Anhänger von Jürgen Hummes tatsächlich glauben konnte, er würde Gott dienen, indem er sich dem Schamanen auslieferte, oder dass jemand einen in der Spielbank verkehrenden Hausgenossen für Gott halten konnte (vgl. MD 5/2008, 168ff).

Ein verstärktes Nachdenken in den Gemeinden über persönliche Anleitung und Wegweisung im Glauben könnte für viele die bessere Alternative und ein Schutz vor der Unterwerfung unter die persönlichen Gurus sein. Denn das christliche Konzept der „spirituellen Lebensberatung“ unterscheidet sich fundamental von den oben beschriebenen Konzepten: Bei den Erleuchteten, den Gurus und Meistern verläuft die entscheidende, kategoriale Grenze zwischen dem Guru auf der einen Seite, der einen einzigartigen Zugang zum Göttlichen zu haben beansprucht, und den Anhängern auf der anderen Seite, die diesen Zugang wesensmäßig nicht haben, sondern die für Geld, durch Gehorsam oder Gelehrigkeit ein kleines Stück aus der großen spirituellen Welt zugeteilt bekommen. Im biblischen Glauben verläuft die einzige kategoriale Grenze dagegen zwischen dem Schöpfer und allen seinen Geschöpfen. Im Verhältnis zu diesem kategorialen Unterschied sind die zwischenmenschlichen Unterschiede an spirituellem Wissen und spiritueller Erfahrung, an Gottesnähe und Fähigkeit zum Leiten und Anleiten nur gradueller und niemals prinzipieller Natur. Die Unterschiede gibt es oft nur für begrenzte Zeit, die Rollen zwischen Lehrer und Lernendem können zum Beispiel auch wieder vertauscht werden. Sie sind funktioneller Art, wenn verschiedene Christen, je nach ihren Gaben, verschiedene Ämter und Funktionen im Dienst der Gemeinde ausüben. Sie sind an den Auftrag und an das Vertrauen der Gemeinde gebunden und erheben die Lehrer, Propheten etc. nicht ein für allemal in eine besondere Position. Es gibt nach biblischem Glauben keine Menschen, die prinzipiell ein höheres Wissen oder einen direkteren Zugang, eine uneinholbar tiefere Erfahrung von Gott haben als andere.

Selbst die Propheten des Alten Testaments, die in besonderer Weise aus dem Volk herausgehoben waren, verfügten nicht über ein Spezialwissen. Sie waren so etwas wie Lautsprecher für die Botschaft, die die Menschen eigentlich hätten selbst wissen und hören sollen, vor der sie aber die Ohren verstopften. Die falschen Propheten dagegen redeten den Menschen für Geld nach dem Mund und taten so, als hätten sie eine andere, eine immer angenehme Botschaft auszurichten (sie lügen und „heilen den Schaden meines Volkes nur obenhin, indem sie sagen: ‚Friede! Friede!’ und ist doch kein Friede“, Jer 7,11). Das verbindet die falschen Propheten von damals mit den falschen Propheten von heute, die aus einem angeblich höheren Wissen heraus den Menschen eine Botschaft ausrichten von einem Leben ohne Schatten, ohne Zwiespältigkeiten und ohne Leid.

Nach christlichem Verständnis gab und gibt es nur einen einzigen Menschen, der tatsächlich ganz nah bei Gott ist und alles von ihm weiß. In Jesus Christus wurde Gott Mensch, eben weil Menschen von sich aus Gott nicht erreichen können. Durch Jesus Christus ist der Zugang zu allem, was in dieser Welt von Gott zu wissen und zu erleben ist, für alle Menschen gleichermaßen eröffnet. Dafür, dass dieser offene Zugang zu Gott kein leidfreies und problemloses Leben bedeutet, ist das Leben Jesu der eindeutigste Hinweis. Jesus Christus, der sagt, „einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder und Schwestern“, lehrt, wie man unter dem offenen Himmel Gottes in Gottvertrauen und Liebe trotz aller Schatten und trotz der Bruchstückhaftigkeit unseres spirituellen Wissens (1. Kor 13,9) ein sinnvolles und glückliches Leben führen kann. Im Hinweisen auf den einzigen Meister, im Ratschlagen und Ringen, welchen Weg der Meister wohl einem Menschen in einer bestimmten Situation weisen würde, hat jeder Christ die Aufgabe, dem anderen zum geschwisterlichen und auch einmal zum väterlichen und mütterlichen Wegbegleiter zu werden. Solche solidarische, im besten Sinne menschliche Wegbegleitung, die alle Menschenverehrung, aber auch alle Menschenfurcht und Menschenverachtung ausschließt, schützt davor, sich den Gurus auszuliefern, die Übermenschen sein wollen und dabei in Gefahr geraten, ihre Menschlichkeit einzubüßen.


Hansjörg Hemminger, Annette Kick und Andrew Schäfer, Stuttgart/Düsseldorf


Anmerkungen

1 Hansjörg Hemminger / Walter Schmidt: Das Paradies und die Planeten.

2 Beide behandelt in: Hans Krech / Matthias Kleiminger (Hg.): Handbuch Religiöse Gemeinschaften undWeltanschauungen.

3 Georg Schmid, Georg Otto Schmid (Hg.): Lebensgemeinschaft Hujetsmühle, 222.

4 Eine knappe Darstellung der Folgen findet sich bei Sebastian Murken und Sussan Namini, Himmlische Dienstleister, 62ff.

5 Als Hinweis auf solche Szenen eignet sich die Zeitschrift Fliege. Leben Heilen Helfen des früheren TV-Pfarrers Fliege mit ihrem unterschiedslosen und unkritischen Sammelsurium vor allem gebrauchsesoterischer Lebenshilfeangebote. Sie öffnet bürgerliche Milieus für esoterische Themen und bedient sie zugleich mit einer Mischung von okkult-esoterischer Lebenshilfe und christlich-kirchlichen Sujets.

6 Erste, noch unsichere Umfrageergebnisse scheinen darauf hinzudeuten, dass die anwachsende Religionskritik in der Öffentlichkeit (Stichwort: neuer Atheismus) sich auch als Kritik an Esoterik und„Aberglauben“ auswirkt.

7 Siehe Annette Kick, Frauen in der Esoterik.

8 Siehe dazu Bruno Deckert, All along the Watchtower.


Literatur

Daecke, Karin, Moderne Erziehung zur Hörigkeit? Die Tradierung strukturell-faschistischer Phänomene in der evolutionären Psychologieentwicklung und auf dem spirituellen Psychomarkt, 3 Bde, Neuendettelsau 2006

Deckert, Bruno, All along the Watchtower. Eine psychoimmunologische Studie zu den Zeugen Jehovas, Zürich 2007

Fromm, Rainer, Schwarze Geister, Neue Nazis. Jugendliche im Visier totalitärer Bewegungen, München 2008

Hemminger, Hansjörg, Was ist eine Sekte? Stuttgart/Mainz 1995

Hemminger, Hansjörg / Schmidt, Walter, Das Paradies und die Planeten. Einblick in die Glaubens- und Erlebniswelt von Heide Fittkau-Garthe, in: MD 3/1998, 77-80

Hemminger, Hansjörg, Religion aus der Retorte? Die Gemeinschaft Miracle of Love der Prophetin Kalindi La Gourasana, in: MD 11/2000, 390-396

Hemminger, Hansjörg / Rohmann, Dieter, Tierliebe, Mystik und Macht. Der Pferdeschamane Klaus Ferdinand Hempfling, in: MD 2/2004, 60-67

Hutten, Kurt, Seher – Grübler – Enthusiasten, Stuttgart, erste Auflage 1950, letzte Auflagen (posthum) Stuttgart 1989 und 1997

Kick, Annette, Frauen in der Esoterik, hg. vom Referat für Religions- und Weltanschauungsfragen der Diözese Augsburg, 2004

Krech, Hans / Kleiminger, Matthias (Hg.), Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen, hg. im Auftrag der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Gütersloh 62006.

Lademann-Priemer, Gabriele / Schmitt, Rüdiger / Wolf, Bernhard (Hg.), Alles fauler Zauber? Beiträge zur heutigen Attraktivität von Magie, Münster 2007

Murken, Sebastian / Namini, Sussan, Himmlische Dienstleister. Religionspsychologische Überlegungen zur Renaissance der Engel, EZW-Texte 196, Berlin 2007

[O. A.] Im Strudel des göttlichen Selbst. Andrew Terkers „Mysterienschule“, in: MD 2/2007, 69-72

Pöhlmann, Matthias (Hg.), Neue Hexen. Zwischen Kommerz, Kult und Verzauberung, EZW-Texte 186, Berlin 2006

Pöhlmann, Matthias, „Jeder ist sein eigener Priester“. Neue Hexen zwischen Esoterik und Neuheidentum, hg. vom Referat für Religions- und Weltanschauungsfragen der Diözese Augsburg, 2007

Schmid, Georg / Schmid, Georg Otto (Hg.), Lebensgemeinschaft Hujetsmühle (Die Bieberauer Schule), in: Die Kirchen, Sekten, Religionen, Zürich 2003

Schnabel, Jens, Das Menschenbild der Esoterik, Neukirchen-Vluyn 2007

Sura, Thomas-Mariam / Umlauf, Devasetu W. (Hg.), Blüten des Erwachens. Vorträge, Satsangs und Lehrreden aus 10 Jahren Rainbow Spirit Festival, Baden-Baden 2004

Utsch, Michael, Die Satsang-Szene zwischen Etabliertheit u. Kritik, in: MD 2/2007, 65-68