Erste Freidenker-Schule seit 1933

Der Berliner Landesverband des „Humanistischen Verbandes Deutschlands“ (HVD) kann zum Schuljahresbeginn 2007/2008 die bundesweit erste Privatschule (Grundschule) mit atheistischem Profil eröffnen. Die erforderlichen Genehmigungen erteilte der Berliner Senat Anfang dieses Jahres. Der Senat erkennt an, dass die vom HVD vorgelegte Konzeption die Zulassungsvoraussetzungen für eine Bekenntnisschule im Sinne von Art. 7 Abs. 5 des Grundgesetzes erfüllt. Damit wird zum Schulbeginn die erste „Freie Humanistische Schule“ Deutschlands den Lehrbetrieb aufnehmen. Der Sprachgebrauch ist erklärungsbedürftig: Mit humanistischer Schule ist in diesem Zusammenhang nicht die klassische, humanistische Bildung gemeint, sondern „humanistisch“ ist i. S. von „freidenkerisch / atheistisch“ zu verstehen.

Betreiber der Bildungsstätte wird der „Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Berlin e. V.“ sein. Das Projekt beginnt als Grundschule. Dazu erklärte der HVD-Landesvorsitzende: „Erstmals seit 1933 wird es in Deutschland wieder eine weltlich-humanistische Privatschule geben.“ Man rechnet mit einem nennenswerten Interesse an diesem Schulmodell, zumal der HVD in Berlin zahlreiche Kindertagesstätten betreibt.

Die Schule soll sich sowohl an humanistischen Zielen als auch an reformpädagogischen Idealen orientieren. Der Unterricht wird jahrgangsübergreifend stattfinden, soll sich zeitig mit philosophischen Fragen beschäftigen und das moralische Urteilsvermögen sowie die interkulturellen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärken.

Fast zeitgleich mit der Berliner Entscheidung hatte das Verwaltungsgericht im Bayerischen Ansbach die Genehmigung einer Humanistischen Schule in Fürth abgelehnt (vgl. zur Vorgeschichte MD 11/2005, 424f). Dennoch ist der HVD bemüht, die Bestrebungen auch in anderen Bundesländern zu intensivieren.

Der HVD wertet die Berliner Genehmigung zudem als ein Signal an Bayern, „die verfassungsmäßige Gleichbehandlung von anerkannten Weltanschauungsgemeinschaften auch politisch zu beachten.“


Andreas Fincke