Neuapostolische Kirche

Erste Kirchenpräsidentin der NAK

(Letzter Bericht: 3/2020, 219 – 222) Die Neuapostolische Kirche (NAK) schlug am 1. September 2019 ein neues Kapitel auf: Erstmals wird eine Frau eine regionale Kirchenpräsidentschaft übernehmen. Seit jenem Tag ist die mit einem Slowenen verheiratete Schweizerin Esther Kompare Kirchenpräsidentin der NAK Slowenien. Die Präsidentschaft ist eine administrative Funktion, die in der kleinen slowenischen Kirche ehrenamtlich ausgeübt wird und für welche Kompare aufgrund ihrer beruflichen Vorerfahrung gut qualifiziert ist. Sie ist künftig unter anderem für die Vertretung der Kirche gegenüber dem Staat zuständig.

Die Kirchenpräsidentschaft ist kein geistliches Amt. Die jetzige Entscheidung ist also nicht die Einführung der Frauenordination. Normalerweise wird zwar die Gebietskirchenpräsidentschaft von geistlichen Amtsträgern ausgeübt, häufig vom höchsten örtlichen geistlichen Amtsträger, einem Bezirksapostel, Apostel oder Bischof, aber das ist nicht so vorgeschrieben. In Slowenien werden nun Verwaltungsleitung und geistliche Leitung getrennt.

Zunächst einmal ist der jetzige Schritt als Ausfluss einer Neuordnung der Ämter zu sehen, welche die Kirchenleitung der NAK um Stammapostel Jean-Luc Schneider im Oktober 2017 beschlossen hatte. Damals wurde angekündigt, man wolle das geistliche Amt stärker von weltlichen Führungsaufgaben trennen. Denn diese beiden Arbeitsbereiche einer Kirche verlangten nicht unbedingt identische Talente, und die Ordination verleihe diese auch nicht automatisch (vgl. MdEZW 1/2018, 28f). Demnach wäre die Wahl Esther Kompares rein pragmatisch als Umsetzung des damaligen Beschlusses zu deuten.

Darüber hinaus aber wird der Schritt durchaus symbolisch wahrgenommen und zum Beispiel von der 2020 gegründeten neuapostolischen Laien-Initiative für die Frauenordination „Junia heute“ begrüßt. Auch Kompare scheint der Frauenordination gegenüber aufgeschlossen zu sein und verweist dabei auf die guten Erfahrungen in anderen Kirchen. Im Interview mit „Juniaheute“ erklärte sie:

„In Bezug auf die Ordination von Frauen in geistliche Ämter hat Stammapostel Schneider bereits auf zukünftige Beratungen und Beschlüsse der Bezirksapostelversammlung verwiesen. Persönlich kann ich mir vorstellen, dass dies in der Zukunft durchaus möglich sein könnte, sollte eine Frau durch Gottes Willen dazu berufen sein. Ich bin sicher und glaube fest, dass der Stammapostel und die Bezirksapostel die richtigen Entscheidungen treffen werden, sobald dieses Thema reif ist. In den Kirchen der Reformation dürfen wir ja seit Langem erleben, welche Herausforderungen, Ansprüche und Möglichkeiten die Ordination von Frauen mit sich bringt. In diesen Gemeinschaften verkündigen Frauen Wort Gottes und sind gute Vorbilder. Sie sind gefühlsbetont, verständnisvoll, familienfreundlich, verfügen über gute Sozialkompetenz, logisches und transparentes Denken. Allerdings sollten Frauen nicht in geistliche Ämter eingeführt werden, nur weil es in vielen kirchlichen Gemeinschaften an jungen Männern mangelt, die eine geistliche Aufgabe annehmen wollen … Junia heute wünsche ich Beharrlichkeit (‚klopfe an, so wird dir aufgemacht‘), Freude an der Sache, Durchhaltewillen und ein klares Ziel vor Augen“ (www.juniaheute.de/aktuelles).


Kai Funkschmidt, 05.01.2021