Erzbischof Emmanuel Milingo wieder Single
(Letzter Bericht: 4/1999, 117 f) Die ca. dreimonatige Seifenoper um den sambischen katholischen Geistlichen Emmanuel Milingo und seine “Angesegnete”, die koreanische Ärztin Maria Sung Ryae Soon, ging Ende August mit knappen Meldungen in den Tageszeitungen (vorläufig) zu Ende: Nachdem Milingo und Maria Sung sich am 27. 5. 2001 in New York als eines von 60 Paaren einer “Blessing”-Zeremonie durch das Ehepaar Moon unterzogen hatten, sah es zunächst so aus, als sei der Moon-Bewegung (der Milingo allerdings nicht beigetreten ist) hier ein außerordentlich öffentlichkeitswirksamer Coup gelungen: Der für Glaubensheilungen und Exorzismen bekannt gewordene charismatische Erzbischof wäre sicherlich für manches gut gewesen – Mitgliederzugewinn für die Vereinigungsbewegung oder, was in Rom wohl eher befürchtet wurde, Gründung einer neuen eigenen Kirche. Milingo gedachte in der katholischen Kirche zu verbleiben und erhoffte sich eine wie auch immer geartete Innovation zur Aufhebung des Zölibats. Der Vatikan reagierte mit einem Ultimatum, das bis zum 20. August die Trennung von der “Ehefrau”, Abbruch aller Beziehungen zur Moon-Bewegung und eine öffentliche Treueerklärung zu Lehre und Praxis des Zölibats und zum Gehorsam gegenüber dem Papst verlangte und andernfalls mit der Exkommunikation drohte. Milingo gab diesem Ultimatum zunächst anscheinend nicht nach, begab sich aber Anfang August nach Rom, eine “Ortsveränderung”, die je nach Sichtweise als “Flucht aus der Sekte” (und angeblich aufgequollen, wie unter Drogen, mit unverständlicher Artikulation, so die katholische Seite) bzw. als Entführung berichtet wurde. Maria Sung folgte ihm und begann am 14. August mit einer Fastenaktion auf dem Petersplatz, die mit der Wiederbegegnung mit Milingo oder mit ihrem Tode enden sollte. Zu diesem Zeitpunkt war auch aus der Umgebung Milingos noch die Rede davon, dass alle Schritte in Absprache mit seiner “Ehefrau” geschehen würden. Milingo erreichte unter spektakulären Umständen am 7. August eine fast zweistündige Audienz beim Papst in dessen Sommerresidenz Castel Gandolfo, die mutmaßlich den letztendlichen Sinneswandel einleitete – daran konnte auch der Versuch Maria Sungs, ihn durch Wirbel um einen Schwangerschaftstest auf den Petersplatz hinauszuzwingen, nichts ändern. Am 25. August sagte Milingo sich bei einem Auftritt im italienischen Fernsehen von seiner “Ehefrau” los, die weiterhin wie eine “Schwester” für ihn sei und für die er sein Leben lang beten werde, wie er in seinem offenen Brief an Maria Sung schrieb. Sein Zustand im Fernsehen (“abgemagert, mit Bart und sichtlich nervös”, so der Berliner Tagesspiegel) schien nicht sonderlich besser als zum Zeitpunkt der Flucht/Entführung nach Rom. Bald darauf fand ein Treffen mit Maria Sung statt, der nachgesagt wird, sich noch in einer vor Jahren geschlossenen Ehe mit einem Italiener zu befinden. Es scheint, dass der schillernde Ex-Erzbischof u. a. einer Alkoholentziehungskur unterworfen wird, die ihm zusetzt. Der Vatikan hofft, dass nun die peinliche Affäre um den lebensfrohen Geistlichen ausgestanden ist, und denkt angeblich über zukünftige Einsatzorte nach, die Milingo nicht mehr erotischen oder exorzistischen Versuchungen aussetzen, z. B. in Kanada. Über ein einjähriges Sabbath-Schweigejahr wird nachgedacht. – Der Stoff ist drehbuchreif. Vielleicht beginnt ja in Hollywood bald das Casting …
Ulrich Dehn