Michael Klöcker, Udo Tworuschka (Hg.)

Ethik der Weltreligionen. Ein Handbuch

Michael Klöcker, Udo Tworuschka (Hg.), Ethik der Weltreligionen. Ein Handbuch, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, VIII+310 Seiten, 39,90 Euro.


Das bewährte Herausgebergespann Klöcker und Tworuschka hat hier ein Werk vorgelegt, das aktuelle ethische Fragestellungen aufgreift und über die Positionen der Religionen zu diesen Fragestellungen informiert. Im Unterschied etwa zu Vorgängerbüchern wie dem „Ethos der Weltreligionen“ (1993), herausgegeben von A. Th. Khoury, das in großen Kapiteln je eine Religion zu den diversen Themen abhandelte, stehen hier die Themen im Vordergrund und bestimmen die Struktur des Buches. So kommen auch Abtreibung/Empfängnisverhütung, Gentechnologie, Sexualität, Umgang mit der Umwelt/Tiere, Umgang mit Minderheiten und die Frage von Wirtschaft und Globalisierung zu ihrem Recht. Die Qualität ist nicht ebenmäßig verteilt, ebenso variiert (naturgemäß) die Länge der Einträge. Auffällig ist, dass manche Fachgebietszuständige (je verantwortlich für eine Religion) wie F. Usarski (Buddhismus) und H.-J. Loth (Judentum) (fast) sämtliche Beiträge selber schrieben (und nicht zu jedem Thema wirklich selber die Stärksten sind), während andere überwiegend an jeweilige Experten weitergaben. Manche Autoren kämpfen mit der Tatsache, dass „ihre“ Religion zu einem bestimmten Thema eher verstreut und en passant oder nur implizit spricht (z.B. Buddhismus zu Menschenrechten), während eine andere dazu Bemerkenswertes bietet (z.B. Islam, der entsprechende Eintrag allerdings auch recht kurz) – eine Beobachtung, aus der schnell auch eine Anfrage an den Sinn eines solchen Unternehmens werden kann. Die Stichprobe am Thema Gentechnologie ergab jedoch eine höchst ertragreiche Benutzbarkeit des Handbuchs, auch wenn sich hier die fehlende Kompatibilität der Religionen deutlich offenbart: Während der Eintrag zu Katholizismus/Protestantismus (N. Knoepffler) weitgehend an kirchenoffiziellen Texten (DBK/EKD) arbeitet, berichtet der Abschnitt zum Judentum (Loth) über die liberale Genforschungspraxis in Israel und zitiert aus der Thora, der rabbinischen Literatur und dem Talmud.

Neben der feingliedrigen Inhaltsstruktur aus je ca. 1,5 bis 5-seitigen Abschnitten wird das Buch durch ein Personen- und ein Sachregister erschlossen. Das schwierige Unterfangen, manches schwer Vergleichbare miteinander in Beziehung zu setzen und in einem Handbuch gut zugänglich zu machen, ist hier unter den gegebenen Bedingungen in erfreulicher Weise gelungen.


Ulrich Dehn