Ex-Muslime fordern Kopftuchverbot an Schulen
(Letzter Bericht: 8/2007, 297ff) Der Zentralrat der Ex-Muslime (ZdE) fordert ein generelles Kopftuchverbot für Lehrerinnen und Schülerinnen an öffentlichen Schulen. In einer entsprechenden Erklärung vom November 2007 heißt es, die Verschleierung von Mädchen sei „eine Form mentaler Kindesmisshandlung“. Eltern, die ihre Töchter zum Tragen des Kopftuchs anhalten, „verbauen die Zukunft ihrer Kinder, indem sie diese in das Korsett einer patriarchalen, autoritären Ideologie zwängen, die mit den Prinzipien eines demokratischen, an der Gleichberechtigung der Geschlechter orientierten Rechtsstaats nicht zu vereinbaren ist“. Im Kopftuch sehen die Ex-Muslime „ein hochwirksames Zwangsinstrument zur Zurichtung von Mädchen und Frauen auf die Herrschaftskultur des Islam“. Mit einem Kopftuchverbot würde der Staat nicht nur das Emanzipationsstreben jener Mädchen unterstützen, die sich dem Zwang nur aufgrund des elterlichen Drucks unterwerfen, er würde auch Mädchen, die freiwillig das Kopftuch tragen, Gelegenheit geben, Liberalität zu erleben. Den Ex-Muslimen ist die Problematik ihrer Forderung durchaus bewusst. So schreiben sie: Zwar sei es für eine offene Gesellschaft „keineswegs unproblematisch, wenn der Staat in die Kleiderordnung seiner Bürger“ eingreife, dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass man „jene gewähren ließe, die die offene Gesellschaft am liebsten ganz abschaffen würden“. Auf der Basis der Verfassung der Bundesrepublik können in den Augen der Ex-Muslime nur „aufgeklärte Versionen des Islam toleriert werden, die etwa die Gleichberechtigung von Mann und Frau akzeptieren“. (www.kritische-islamkonferenz.de/pmZdE1107.pdf)
Bereits Ende Oktober 2007 wurde Mina Ahadi, die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, mit dem „Irwin Prize for Secularist of the Year“ ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich von der britischen „National Secular Society“, der führenden Freidenker-Organisation in Großbritannien, an Personen oder Organisationen verliehen, die nach Ansicht der Gesellschaft Herausragendes zur Sache des Säkularismus beigetragen haben.
Mina Ahadi begann ihre politischen Aktivitäten mit sechzehn Jahren im Iran. 1979, während der Iranischen Revolution, organisierte sie Demonstrationen und Versammlungen, um gegen die Zwangsverschleierung zu protestieren. Aufgrund politischer Verfolgung musste sie in den Untergrund gehen. Ende 1980 wurde ihr Haus von der Polizei gestürmt, ihr Ehemann und vier ihrer Kameraden wurden verhaftet. Mina entkam, weil sie nicht anwesend war. Ihr Ehemann und die vier Freunde wurden hingerichtet. Für eine Weile lebte sie im Untergrund und floh dann 1981 ins iranische Kurdistan, von wo aus sie für die nächsten zehn Jahre gegen das islamische Regime kämpfte. Seit 1990 lebt sie in Europa. Immer wieder hat Mina Ahadi sich für die Rechte der Frauen engagiert. Sie hat das „Internationale Komitee gegen die Steinigung“ gegründet, sie leitet das „Internationale Komitee gegen Hinrichtungen“ und ist Vorsitzende einer neu gegründeten Organisation für Frauenrechte. Anfang 2007 gehörte sie zu den Gründern des Zentralrats der Ex-Muslime in Deutschland.
Andreas Fincke, Berlin