Externe Wissenschaftler mit Geschichtsaufarbeitung beauftragt
(Letzter Bericht: 8/2011, 307ff) Erstmals will die Neuapostolische Kirche (NAK) ihre eigene konfliktreiche Geschichte mithilfe externer Wissenschaftler aufarbeiten. Das Institut für Geschichte und Biografie der Fernuniversität Hagen soll eine Zeitzeugenbefragung zum Thema „Neuapostolische und apostolische Christen im Umgang mit der sogenannten ‚Botschaft’ des Stammapostels Bischoff“ durchführen. Der Stammapostel hatte 1951 verkündet, dass die Wiederkunft Christi noch zu seinen Lebzeiten erfolgen würde.
Die Entscheidung, externe Wissenschaftler hinzuzuziehen, markiert einen Umdenkprozess. Der erste Anlauf der NAK vor vier Jahren, interne Lösungen und Sprachregelungen in Bezug auf die „Botschaft“ Bischoffs und die dadurch entstandenen Konflikte zu finden, schlug kläglich fehl. Die umfangreiche Ausarbeitung der „Projektgruppe Geschichte“, die im Dezember 2007 an einem Informationsabend in Zürich vorgestellt wurde, überging viele drängende Fragen oder bot kaum mehr als Ausflüchte. Es war kein Wunder, dass heftige Kontroversen innerhalb und außerhalb der NAK folgten. Kurz vor dem 50. Todestag von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff im Juli 2010 setzte dann der amtierende Stammapostel Wilhelm Leber ein Zeichen, indem er das umstrittene Geschichtspapier von der Internet-Präsenz der NAK entfernen ließ.
Mit dem neuen Projekt wird nun in einem wissenschaftlichen Rahmen das vertieft, was in der NAK-Mitgliederzeitschrift „Unsere Familie“ (12/2010) zum 50. Todestag des früheren Kirchenleiters schon begonnen hat: Ohne redaktionelle Interpretationen wurden auf acht Seiten Erinnerungen und Gefühle von 22 Zeitzeugen wiedergegeben, die seit der „Botschaft“ im Jahr 1951 neun Jahre lang an die Wiederkunft Christi zu Lebzeiten Bischoffs geglaubt hatten und dann durch seinen Tod mit dem Irrtum ihres Stammapostels konfrontiert worden waren (vgl. MD 8/2010, 302ff).
Michael Utsch