Fernsehprediger und Präsidentenberater James Kennedy gestorben
(Letzter Bericht: 5/2003, 191, vgl. auch 5/2002, 150ff) Am 5. September ist Dr. James Kennedy (76), einer der einflussreichsten evangelikalen Radio- und Fernsehprediger in den USA, an einem Herzleiden verstorben. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er Weihnachten 2006. Im August gab seine Gemeinde Kennedys Rücktritt von der Leitung bekannt und leitete die Suche nach einem Nachfolger ein.
Kennedy war seit 1959 Pastor der von ihm gegründeten „Coral Ridge Presbyterian Church“ in Fort Lauderdale (Florida). 1966 entwickelte er das Zeugnismodell „Evangelism Explosion“, das weltweit in der evangelikalen Missionsarbeit eingesetzt wird. 1974 wurde das Missionswerk „Coral Ridge Ministries“ gegründet, das seit 1974 bzw. 1976 Radio- und Fernsehsendungen produziert. Die Sendungen werden in den USA von rund 750 Radiostationen und 400 Fernsehsendern ausgestrahlt und erreichen nach langjährigen Angaben 3 bis 3,5 Millionen Hörer und Zuschauer. Zum Umfeld der Megakirche gehören auch die christliche Schule „Westminster Academy“ und das „Knox Theological Seminary“, das Pastoren und Missionare ausbildet.
In den neunziger Jahren hat sich James Kennedy immer stärker in politischen und kulturellen Fragen engagiert. So wurde 1995 das „D. James Kennedy Center for Christian Statesmanship“ in Washington D.C. als Lobbyeinrichtung für konservativ-protestantische Einstellungen eröffnet, 1996 das jüngst wieder geschlossene „Center for Reclaiming America“, das entsprechende Bestrebungen auf lokaler Ebene unterstützen sollte. Kennedy gehörte zum Kreis der konservativen Pastoren, bei denen sich US-Präsident George W. Bush vor seinem Antritt als Präsidentschaftskandidat rückversicherte.
2005 ehrten die „National Religious Broadcasters“ James Kennedy für sein Lebenswerk mit der Aufnahme in ihre „Hall of Fame“. Wenige Jahre zuvor hatten Kennedy und Freunde den Interessenverband der US-amerikanischen „Electronic Church“ fast gespalten.
Wayne Pederson hatte 2002 noch vor Dienstantritt als NRB-Präsident einen Sturm der Entrüstung entfacht, als er den Medienwerken mehr Religion und weniger Politik in den Programmen empfahl. Kennedy und andere Radio- und Fernsehevangelisten hatten damals den Verband vor die Wahl gestellt, Pederson fallen zu lassen oder einen Massenaustritt der politischen Prediger hinzunehmen. Dr. Frank Wright, seit 2003 Präsident der National Religious Broadcasters, kam damals vom „D. James Kennedy Center for Christian Statesmanship“.
In diesen Monaten verlor die „Electronic Church“ zahlreiche Gründergestalten, so vor Kennedy schon Jerry Falwell (15.5.2007), Tammy Fay Bakker Messner (20.7.2007) und George Otis (22.7.2007).
Hansjörg Biener, Nürnberg