Thorsten Dietz

"Game of Thrones" - ein Spiegel aktueller Religionsentwicklungen

„Game of Thrones“ war das Serienereignis der 2010er Jahre. Nichts war so erfolgreich wie die HBO-Verfilmung einer Buchserie von George R. R. Martin.1  Der Stoff scheint zunächst einmal typisch für Fantasy-Geschichten zu sein. In einer fiktiven Welt kämpfen einige Herrscherhäuser um die Macht.2  Zugleich ist diese Welt von Untoten bedroht, die jegliche Zivilisation zerstören wollen. Natürlich fehlt es nicht an den Themen Liebe und Eifersucht, Krieg und Frieden – und das in einer Welt voller Drachen und Magie.

Aus religionsinteressierter Sicht ist vor allem ein Umstand reizvoll.3  Der Autor George R. R. Martin war unzufrieden damit, wie Religion in vielen klassischen Fantasy-Werken dargestellt wurde. In seinem Universum haben verschiedene Stämme bzw. Länder jeweils unterschiedliche Religionen. Kennt man von Tolkien oder C. S. Lewis eine christlich geprägte Grundstimmung der Handlung, so ist das bei Game of Thrones anders. Die Beschreibungen der Religionen sind ausführlich, differenziert – und in ihrer Gesamttendenz kritisch. Game of Thrones bietet intelligente Religionskritik.

Nun hat man vielfach versucht, die historischen Hintergründe der Religionen in der Serie auszuleuchten.4  So interessant das ist: Noch spannender sind die Bezüge zu unserer Gegenwart. Die Welt von Westeros hält einen Spiegel vor, der gleichsam fern und nah ist. Vermeintlich werden weitgehend vormoderne Gestalten der Religion beschrieben, doch die Serie setzt den religiösen Kosmos ihrer Welt einem Druck beginnender Säkularisierung aus.5  Viele wichtige Figuren lösen sich aus allen Glaubensformen. Religionen verlieren ihre Selbstverständlichkeit. Sie verhärten sich und werden gewalttätig. Oder sie verändern ihre Gestalt radikal und werden eine Sache der Sinnsuche der Einzelnen. Game of Thrones zeigt uns vor allem unsere eigene Welt.

Im Rahmen dieser Darstellung ist es weder möglich noch nötig, auf den Verlauf der Handlung oder auch nur auf die Entwicklung wichtiger Personen einzugehen. Stattdessen möchte ich drei große Trends nachzeichnen, die in der Serie gespiegelt werden: 1. die Faszination für Naturreligionen, 2. Gefahren fundamentalistischer Verhärtungen und 3. Anzeichen religiöser Neuaufbrüche.

Faszination Naturreligion

Die meisten Begebenheiten der Serie spielen auf einem Kontinent namens Westeros. Für diesen ist das Gegenüber zweier großer Religionsformen typisch: der Glaube an die alten und der Glaube an die neuen Götter. Die alten Götter6  werden nur noch im Norden des Kontinents verehrt. Die dortige Bevölkerung stammt noch von den Ureinwohnern ab. Die Verehrung der alten Götter ist nicht durch Dogmen oder göttliche Vorschriften geprägt. Es gibt weder heilige Schriften noch so etwas wie eine Kirchenstruktur. Präsent sind die alten Götter in Flüssen, Bergen oder Bäumen, vor allem in Götterhainen, in denen man in ihre Gegenwart treten kann.7  An diesen heiligen Orten kommt man zur persönlichen Besinnung. Die alten Götter sind keine transzendenten Wesen. Vielmehr geht es um eine Art spirituelle Innenseite allen Seins, um das Bewusstsein tieferer Einheit und die Verbundenheit aller Kreaturen. Die Wahrheit liegt nicht in irgendeinem Jenseits, sondern in einem ganzheitlich erfahrenen Diesseits.

In der Darstellung von Game of Thrones schillert das Bild der alten Götter merkwürdig. Ihre Mythen enthalten Einsichten, die sich immer wieder als real erweisen, und doch ist dieser Glaube hilflos der Auflösung ausgesetzt. Wirkliche Verehrung der alten Götter findet sich in Game of Thrones kaum noch.

Was ist der Sinn der frühen Religion? Es geht um Verbundenheit. Diese Religion ist kein Set von Vorstellungen, Dogmen und Überzeugungen. Sie ist Praxis, Herstellung von Verbundenheit. Zunächst geht es um die Verbundenheit der Menschen untereinander, im gemeinsamen Hören, Singen, Tanzen, Feiern festigt sich die Gemeinschaft einer Gruppe. Darin findet diese zugleich eine Verbundenheit mit der Welt, einer Welt, die wie selbstverständlich als erfüllt gilt von guten wie auch von bedrohlichen Mächten, jedenfalls von Mächten, denen der Mensch nicht ausweichen kann.

Offenkundig schwingt bei der Darstellung dieser frühen Religion sowohl in den Romanen wie auch in der Serie eine gewisse Sympathie mit. Aber auch sonst scheint eine solche naturreligiöse Frömmigkeit moderne Sehnsüchte anzurühren. Die alten Götter verlangen nichts, ebenso wenig versprechen sie. Die Bilder naturreligiöser Frömmigkeit in Game of Thrones zeigen uns Einzelne auf der Suche nach seelischer Erhebung oder nach tieferer spiritueller Einsicht. Ein solches Bild ist denkbar modern. Der kanadische Philosoph Charles Taylor hat es einmal als bemerkenswertes Zeichen unserer Zeit bezeichnet, dass sie zur Idealisierung vormoderner Religiosität neige:

„Das vielleicht klarste Zeichen der Veränderung unserer Welt besteht darin, dass es heute viele Menschen gibt, die auf die Welt des porösen Ichs mit Wehmut zurückblicken, so als würde die Schaffung einer dichten emotionalen Grenze zwischen uns und dem Kosmos als Verlust erlebt.“8

Seit einigen Jahrzehnten ist es ein gewisser Trend in der westlichen Welt: die Faszination für naturreligiöse Anfänge bzw. frühe Religion insgesamt. Häufig wurde eine solche Welt als Gegenideal zur Moderne empfunden, die man als gewalttätig, geistlos und düster erlebte. Manche gehen davon aus, dass diese Welt Muttergottheiten verehrte, von weiblicher Weisheit und Intuition bestimmt war, in gewaltloser Solidargemeinschaft und in enger Verbundenheit mit der Natur lebte.

Im Kino wurde die Faszination für früheste Religion am eindrücklichsten sichtbar im inflationsbereinigt immer noch kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten: Avatar. Auf dem Planeten Pandora leben die Na’vi in einer fast perfekten Synthese von Seele und Leib, dem Einzelnen und der Gemeinschaft bzw. der Gemeinschaft und der Natur und damit dem Göttlichen. Und so wird ihre Welt auch anziehend für Mitglieder der intergalaktisch-imperialistischen Menschheit, die in jeder Hinsicht einen Prozess der Exkarnation hinter sich haben. Mehr Einkehr in die Erfahrung von Ganzheit und Verbundenheit mit der Natur – eine solche Einstellung ist selbst recht modern.

Ohne von der Handlung (zu) viel zu verraten, sei so viel gesagt: In den beiden großen Auseinandersetzungen in Game of Thrones (dem Kampf der Menschen untereinander um die Macht über Westeros und der Herausforderung durch eine böse Macht aus dem Norden) spielen am Ende Figuren eine Schlüsselrolle, deren Lebensweg vom Glauben an die alten Götter geprägt ist. Dieser Glaube schwindet dahin, aber wer sich auf ihn einlässt, erfährt seine ungeheure Kraft.

Fundamentalismus als Krisenphänomen

Weitaus häufiger als die alten Götter kommen andere, aggressive Religionsformen in den Blick. Nicht zuletzt darin dürfte Game of Thrones ein Spiegel unserer Welt sein, zumindest im Blick auf das religiöse Leben, das heute intensiv wahrgenommen und diskutiert wird. Man kann das ungerecht nennen und auf die übergroße Mehrheit religiöser Menschen verweisen, die ihren Glauben still und friedlich praktizieren und ihn dabei als Lebenshilfe erfahren. Aber zugleich ist der Einfluss radikaler Religion auf die Weltpolitik nicht zu leugnen. Der moderne Trend zur radikalen Vereinfachung von Religion ist unübersehbar.9  Eine immer komplexere Welt weckt die Sehnsucht nach einfachen Antworten und klaren Lösungen. In Sachen Religion heißt dies nicht selten: nach einer Frömmigkeit, die nicht mit der Komplexität der Welt mitwächst, sondern als eine tragende Gegenmacht in einer unbegreiflichen Welt erscheint. Die meisten stark wachsenden Religionsphänomene bieten genau das. Diese Erscheinungen des religiösen Fundamentalismus gehören zur prekären Situation des Glaubens in der Moderne.10

Gleich in doppelter Ausführung gibt Game of Thrones fundamentalistischen Religionsformen breiten Raum: als totale Religion (die Reformbewegung der Spatzen innerhalb des Glaubens an die neuen Götter) und als dualistische Religion (der Glaube an den Roten Gott bzw. an den Herrn des Lichts).

Totale Religion

Die neuen Götter unterscheiden sich grundlegend von den alten.11  Sie sind nicht nur irgendwie anwesend in Bäumen, Träumen und Visionen. Sie entsprechen menschheitsgeschichtlich den „Big Gods“12, Gotteskonzepten, die in größeren Gesellschaftsformationen auftreten, wo Menschen nicht mehr in überschaubaren und auf der Ebene persönlicher Loyalitäten gestaltbaren Sozialverbänden wohnen. Sie offenbaren ihren Willen durch eine heilige Schrift, für deren Auslegung es ausgebildete Experten gibt. Dieser Glaube wird sichtbar in großen Tempeln, Bildern und Statuen, diese Religion kennt Glaubensgrundsätze, die man anerkennen muss, und sie bietet moralische Gebote für alle Lebensfragen. Eine solche Religion kann als Volksfrömmigkeit bzw. Staatskult sehr selbstverständlich sein, aber Game of Thrones zeigt uns diese Religionsform im Modus der Krise.

In der Hauptstadt Königsmund wächst die Spannung zwischen der etablierten Priesterschaft und einer radikalen Reformbewegung, den Spatzen. Diese Gruppe erfreut sich im Volk zunehmender Beliebtheit. Sie gewinnt Zustimmung vor allem über ihren Dienst an den Armen. Konsequent betreibt sie Hilfsprojekte für die Hungernden, die Ideale der Religion werden praktisch umgesetzt. Anhänger laufen barfuß, weil sie ihre Schuhe Armen gegeben haben. Einheit von Wort und Tat, konkrete Hilfe für andere – offensichtlich kann eine Glaubensgemeinschaft so an Ausstrahlung und Überzeugungskraft gewinnen.

Worum geht es in dieser Bewegung? Mit einem Wort: Es geht um Ganzheit. Die Frömmigkeit besteht nicht nur aus Worten, sie ist zutiefst geistlich und sozial. Den Mitgliedern der Spatzen geht es nicht um Privilegien und Wohlstand, ihr ganzes Leben steht im Dienst der Werte, die sie predigen. Sie wollen die ganze Wahrheit ihres Glaubens umsetzen, die Gesetze der Götter sollen für alle Schichten gelten. Aus ihrer Sicht haben sich viele hohe Würdenträger der Welt angepasst, sie haben Wasser gepredigt und Wein getrunken. Aber die moralischen Normen müssen für alle gelten. An dieser Stelle wollen die Spatzen konsequent sein, und so beginnen sie ihre Revolution.

Was macht das Fanatische der Bewegung aus? Die erfahrbare Realität der Welt ist für ihre Anhänger in erster Linie ein Raum der Gestaltung. Sie nehmen auf die Wirklichkeit keine Rücksicht; sie wollen die Wirklichkeit erzeugen, die ihnen aus ihrem Glauben heraus als allein akzeptabel erscheint. Dabei suchen sie keine Kompromisse, scheuen keine Opfer. Als die Vertreter der traditionellen politischen Macht ihre Truppen vor der großen Septe (Gotteshaus) aufmarschieren lassen und drohen, jeder einzelne Spatz werde sterben, antwortet deren Anführer nur: „Im Dienste der Götter zu sterben würde jeden Einzelnen von uns verzücken. Wir verzehren uns danach.“13

Radikalität kann sehr erfolgreich machen. Man kennt es vom sog. Feiglingsspiel: Zwei Autos rasen aufeinander oder auf einen Abhang zu. Wer zuerst bremst oder abbiegt, hat verloren. Wer gewinnt? Immer der Rücksichtslosere, derjenige, der nicht zerrissen ist von der Angst zu sterben und dem Wunsch zu gewinnen. Moralische Skrupel machen zögerlich, bereit zum Einlenken. Für manche religiöse Menschen ist die Kompromisslosigkeit und Rücksichtslosigkeit in der Behauptung des eigenen Wahrheitsanspruchs bis heute attraktiv, weil sie so in einer chaotischen Welt klare Orientierung zu finden glauben. In Wahrheit dürfte dieser radikale Anspruch auf absolute Wahrheit ein Zeichen der Schwäche sein. Bei den Spatzen ist das ganz offensichtlich. Sie versuchen gar nicht, andere mit Argumenten zu überzeugen. Sie setzen andere psychisch unter Druck. Sie ritzen Menschen das Zeichen ihres Glaubens auf die Stirn. Warum tun Menschen so etwas? Weil sie so überzeugt sind von ihrer Wahrheit? Ich schlage vor: weil sie so sehr von ihrer Wahrheit überzeugt sein wollen. Gelassene Gewissheit zeichnet sich dadurch aus, nicht über jeden Zweifel erhaben sein zu wollen.

Je größer die allgemeine Verunsicherung, desto eher werden sich Menschen finden, die so eine Kultur der Eindeutigkeit brauchen. Mancherorts ist das eine Mehrheitsversuchung. Staaten und Kulturen, in denen lange Zeit eine bestimmte Glaubensweise selbstverständlich war, sehen sich durch die globalen Wanderungsströme der Menschen und der Ideen bedroht. Umso intensiver bemüht man sich nun um die Festigung der bisherigen Ordnung.

Dualistische Religion

Neben den Hauptreligionen von Westeros zeigen sich dort vermehrt auch neue, exotische Kulte. Besonders erfolgreich ist der Glaube an den Roten Gott, der auch als Herr des Lichts bezeichnet wird.14  In dieser Religion offenbart sich Gott nicht nur durch seine heiligen Schriften, sondern vor allem auch durch Weissagungen, Visionen im offenen Feuer, Zeichen und Wunder. Die Priesterinnen des Roten Gottes vermögen viel. Sie sehen in die Zukunft, sie töten mittels magischer Beschwörungen – und das alles, weil sie ihrem Herrn bedingungslos vertrauen.

Worum geht es in dieser Religion? Es geht um Gewissheit. Die rote Frau strahlt absolute Gewissheit aus. „Die Nacht ist dunkel und voller Schrecken.“ In dieser Metaphorik verdichtet sich ein umfassendes Lebensgefühl: Die Welt ist ein finsteres Chaos, wir sind hier in der Fremde, ja in der Hölle. Unsere Heimat liegt im Himmel unseres Gottes. In dieser Religion herrscht immer geistiger Krieg, es geht um den Sieg über die Feinde. Beim Glauben an den Herrn des Lichts nimmt die Erzählung unverkennbar Maß an der antiken Gnosis und vergleichbaren dualistischen Religionen.15  Der Erlösergott ist Licht und Liebe, er ist der einzige Halt in einer dunklen und bedrohlichen Welt. Darum bedarf es der Hoffnung auf den Auserwählten, der den entscheidenden Krieg anführen und gewinnen wird. Diese Religion kennt keine Ruhe. Sie kennt nicht einmal einen heiligen geschichtlichen Anfang, auf den man sich zurückbesinnen müsste. Ihr Horizont ist stets das Ende. Hier herrscht eine apokalyptische Grundstimmung, die permanente Vorbereitung auf den großen Endkampf. Und wer da kämpft, wird doch nicht gekrönt, er kämpfe denn mit aller Härte.

Weil es immer um alles geht, gibt es keine wirkliche Unterscheidung von Religion und Politik, so wenig wie von Religion und Moral. Diese Religion will den ganzen Menschen. Einer der mächtigsten Könige von Westeros schließt sich diesem Glauben an. Im Feuer der Begeisterung feiert man große Siege. Zeichen und Wunder sprechen lauter als Zweifel und Begründungen. Aber auf ihren Feldzügen bleiben den Gläubigen Krisen nicht erspart, es gibt Rückschläge, ja Niederlagen. Wie verarbeitet man das eigene Scheitern, wenn man doch in der Kraft eines allmächtigen Gottes wandelt? Wer wirklich auf den Herrn vertraut, der muss offenbar auch darauf vertrauen, dass er wirklich auf ihn vertraut. Oder er muss sich seines eigenen Vertrauens neu versichern. Wie aber bekommt man Klarheit darüber, ob man selbst wirklich vertraut? Indem man es beweist. Wie beweist man sein Vertrauen? Durch Opfer. Wer große Opfer bringt, hat darin den Beweis seines Vertrauens vor Augen. Oder mit den Worten der Priesterin Melisandre: „Manchmal müssen Opfer gebracht werden, um den Sieg zu sichern.“16

In großer Not kann die Priesterin ihren König dazu bewegen, ihrem Gott seine eigene Tochter zu opfern. Entsetzt weist er die Idee zuerst zurück. Aber was tut ein Mensch, der für seinen Weg schon viele Opfer gebracht hat? Umkehren und alle bisherigen Opfer für sinnlos erklären? Eher wird er weitergehen und die bisherigen Opfer durch noch größere rechtfertigen. Am Rande des Abgrunds fallen letzte Hemmungen. Das Kind wird geopfert. Noch in derselben Nacht begeht die Mutter Selbstmord. Und schlimmer: Das ungeheure Opfer bleibt wirkungslos. Die Niederlage tritt ein, trotz aller Gebete, trotz aller Opfer, trotz all des Glaubens, der zu diesen Opfern motiviert hat. Im Morgengrauen flieht auch die Priesterin. Melisandres Glaube wird widerlegt, sie wird gezwungen, ihrem eigenen Scheitern ins Auge zu blicken. Sie muss sich getäuscht haben, und diese Erkenntnis trifft sie mit solcher Wucht, dass man sich dem Mitgefühl kaum entziehen kann.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Religionstypen

Betrachten wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Spatzen und den Anhängern des Roten Gottes. Gemeinsam ist ihnen das Absolutsetzen der eigenen Überzeugungen, die Unfähigkeit, eigene Erkenntnis zu relativieren. Beide kennen nur Jünger oder Gegner.

Die beiden Bewegungen in Game of Thrones sind gekonnt konstruierte Idealtypen. Im Typus „Roter Gott“ spielen Weissagungen eine große Rolle, Visionen, Wunder und charismatische Machterweise. Das unmittelbare Wirken Gottes erleuchtet und überwältigt. Hier handelt es sich um einen Erfahrungsfundamentalismus, eine Absolutheit von Geist- und Machterfahrungen. Im Typus „Spatzen“ gibt es das alles nicht, hier zählt allein: das Wort. Und das Wort gilt als klar – wie die Erkenntnis der Spatzen bzw. vor allem ihres Anführers, des Hohen Spatzen. Es handelt sich um einen Schriftfundamentalismus.

So unterscheidet auch die heutige Religionsforschung z. B. für das Christentum zwischen einem Wortfundamentalismus und einem Geistfundamentalismus.17  Trotz aller Ähnlichkeiten können sich diese Strömungen nur dann einigermaßen verbünden, wenn sie einen gemeinsamen Feind finden. Aber dauerhafte Zusammenarbeit ist in der Regel ausgeschlossen, dafür sind beide wesensmäßig zu sehr auf ihre Binnenlogik angelegt.

Irrende kann man belehren, Heuchler bekehren. Aber Verblendete? Menschen, die ihre eigenen Konstruktionen glauben? Man lernt, an den religiösen Fanatikern zu verzweifeln. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Serie die Schreckensfiguren nicht völlig schwarz zeichnet. Ausgerechnet die große Priesterin des Roten Gottes durchläuft eine Wandlung. Sie kann der Einsicht nicht entkommen, dass sie gescheitert ist. Und sie lernt, das anzuerkennen, sie räumt ein, Fehler begangen zu haben, furchtbare Fehler. Schließlich wird sie in der letzten Staffel zu einer Schlüsselfigur im Kampf gegen die Untoten. Auch sie, die doch so eindeutig böse erschien, gerät in das für Game of Thrones so typische Zwielicht. Kein Held ohne Makel – und kein Bösewicht ohne menschliche Züge. Offenbar gilt das auch für religiöse Strömungen.

Religiöse Neuaufbrüche

Erzählt Game of Thrones in seiner Welt das, was wir in der unseren als die große Erzählung von der Säkularisierung bezeichnen würden? Ja und nein. Ja, denn der Niedergang der traditionellen Religionen ist das dominante Narrativ, das sich durch die Staffeln zieht. Die Zeit der Religionen läuft ab, zumindest als politische und gesellschaftliche Gestaltungsmächte. Und zugleich geschieht mehr. Neuaufbrüche finden statt, mehr als einer. Die empirischen Religionen scheitern auf die eine oder andere Art, aber religiöse Fragen bleiben: Wie gehe ich um mit der Erfahrung, schuldig zu werden? Hat mein Leben irgendeinen Sinn? Gibt es Grund zur Hoffnung, gar über den Tod hinaus?

Da ist eine kleine Lebensgemeinschaft, die von einem Mann namens Ray geleitet wird. Alle, die ihr angehören, haben aus unterschiedlichen Gründen mit ihrem bisherigen Leben abgeschlossen. Sie haben auf der Suche nach einer alternativen Lebensform zusammengefunden. Bei ihnen gibt es ein anderes zentrales Thema: Sie sind Büßer, sie alle fühlen sich schuldig, sie haben Verbrechen, ja Gräueltaten begangen, die sie nicht vergessen können. Sie suchen Erneuerung für ihr Leben in einfachen Lebensformen. Sie halten Versammlungen ab, deren Atmosphäre am ehesten an eine Versammlung Anonymer Alkoholiker erinnert.

Ray: „Ich weiß nicht viel über die Götter. Es gibt reichlich fromme Wichser, die glauben, das Wort Gottes zu kennen oder die Götter. Ich nicht. Ich kenne nicht mal ihre richtigen Namen. Vielleicht wirklich die Sieben, vielleicht die alten Götter, womöglich der Herr des Lichts. Oder womöglich sind das alles dieselben Scheißkerle. Ich weiß das nicht. Was für mich zählt, im Endeffekt, ist, dass es etwas Größeres gibt als uns.“18

Sie fangen nicht völlig neu an: Sie bauen eine Septe für den siebeneinigen Gott. Der religiöse Aufbruch ist kein völliger Neustart, ihr Aufbruch arbeitet mit einem Mosaik von alten und neuen Gedanken und Praktiken.19

Charles Taylor sprach im Blick auf unsere Zeit von „neuen Routen“ zum Glauben.20  Für viele Menschen sind Fragen des Lebenssinns und die Sehnsucht nach „Erlebnissen der Fülle“21  wesentlich. Oft haben Menschen das Gefühl, dass sie das nicht mehr in den traditionellen Religionen finden werden. Alternative Quellen öffnen sich – in der Liebe, im Rausch oder in der Kunst, aber eben auch weiterhin religiös, und das in überwältigender Vielfalt. Und sie sind für viele Menschen schlechthin wesentlich.

Das eindrücklichste Beispiel in Game of Thrones ist die Bruderschaft ohne Banner. Die Gruppe entsteht während einer kriegerischen Auseinandersetzung mehrerer Häuser von Westeros. Eine Gruppe von vierzig Männern möchte nicht Teil dieser sinnlosen Kriege um Macht und Einfluss sein. So werden sie eine Art Bande, die an Robin Hood erinnert, eine bewaffnete Gruppe, die sich zumindest teilweise für den Schutz der Bevölkerung einsetzt, teilweise aber auch vom Raub oder vom Verkauf von Geiseln leben muss.

Zugleich ist diese Gruppe auch eine neureligiöse Gemeinschaft. Einer ihrer Anführer ist ein ehemaliger Priester des Herrn des Lichts. Einmal berichtet er von seiner Bekehrung:22

„Es ist schlimm das sagen zu müssen, aber als ich in Westeros ankam, glaubte ich nicht an unseren Herrn. Ich beschloss, dass er, dass alle Götter nur Geschichten sind, die wir den Kindern erzählen, damit sie sich benehmen. Also trug ich die Roben und hin und wieder sagte ich Gebete auf, aber alles nur zum Schein, als Spektakel für die Bevölkerung ...“

Das ändert sich, als ein Freund vom ihm zu Tode kommt:

„Ich kniete neben seinem kalten Leib und sprach die alten Worte, nicht weil ich daran glaubte, aber er war mein Freund und er war tot, und es waren die einzigen Worte, die ich kannte. Und zum ersten Mal in meinen Leben hatte er mich erhört. Berics Augen öffneten sich und ich sah die Wahrheit. Unser Gott ist der einzig wahre Gott und alle Menschen müssen ihm dienen.“

Die Erzählung bietet ein Musterbeispiel einer posttraditionellen Erweckung. Posttraditionell ist diese Erfahrung insofern, als sie nicht einfach in eine klassische Gestalt des Glaubens zurückführt. Die Männer verlassen alle Banner, egal ob politische oder religiöse. Erweckung findet insofern statt, als hier offensichtlich eigene Transzendenzerfahrungen zu einer neuen Glaubensmitte werden: der Erfahrung des heilenden Wirkens Gottes. Zugleich ist es aber kein völliger Neubeginn. Sie sind und bleiben Anhänger des Herrn des Lichts. Auf neuen, bisher ungewöhnlichen Wegen. Es ist eine Zeichen-und-Wunder-Bewegung, die alte und neue Symbole zu einer kreativen Collage verbindet. Wer die Augen aufmacht, wird in unserer Welt vieles entdecken, was sich ähnlich beschreiben ließe.23  Schon mit ihrem Namen macht die Bruderschaft ohne Banner deutlich, dass sie nicht mehr irgendeiner Staats- oder Stammesideologie unterworfen sein möchte, auch keiner religiösen. Diese Gemeinschaft der Freien und Unabhängigen folgt den eigenen Erfahrungen, und sie lehnt sich an uralte Traditionen und Gebete an.

In Game of Thrones finden sich also nicht nur Abwicklungen und religionskritische Darstellungen des Glaubens, sondern auch etwas, was Taylor als „epiphanisches Erlebnis“24  des Glaubens bezeichnet. Auch wenn Religion als menschliche, allzu menschliche Angelegenheit massiver Skepsis ausgesetzt ist: In ihr geht es um Fragen, die untrennbar zum menschlichen Leben gehören. Angesichts dieser Fragen brechen Menschen zu neuen Routen des Glaubens auf. Die postreligiöse Welt wird nicht einfach vollständig säkular; in ihr kommt es immer wieder zu postsäkularen Ausbrüchen hinein in die Welt religiöser Sinndeutungen. Viele Sympathieträger der Serie (Jon Schnee, Tyrion Lennister, Daenerys Targaryen) sind nicht „gläubig“ in irgendeinem traditionellen Sinn, und doch ringen sie mit religiösen Fragen, die sie auch dann bewegen, wenn sie sich von der dogmatischen Eindeutigkeit früherer Angebote abgrenzen. Deutlich wird dies in folgendem Gespräch zweier wichtiger Figuren:

Jon: „Was bringt es, einem Gott zu dienen, wenn keiner weiß, was er will?“ Beric: „Ununterbrochen denke ich darüber nach. Ich glaube, es ist nicht unsere Bestimmung, alles zu verstehen. Bis auf eins. Wir sind Soldaten. Wir müssen wissen, wofür wir kämpfen … Wir können das Leben anderer retten. Wir können die verteidigen, die sich nicht selbst verteidigen können … Vielleicht brauchen wir ja auch gar nicht mehr zu verstehen. Vielleicht genügt das.“25

Gibt es solche epiphanischen Erlebnisse nur jenseits der traditionellen Religionen und ihrer Inhalte? Ist die Botschaft von Game of Thrones: Für immer neue religiöse Aufschwünge gibt es Hoffnung, aber nicht für eine klassische Glaubensgemeinschaft, wie es in unserer Welt das Christentum wäre?

Nun sind gerade die zentralen Helden der Serie Erlöserfiguren, die offensichtlich biblischen Motiven nachempfunden sind. Daenerys Targaryen wird als „Sprengerin der Ketten“ (so lautet der Titel der dritten Folge der vierten Staffel) bezeichnet, als Befreierin der Sklaven und Hoffnung der Unterdrückten. Daenerys ist eine klassische Mosesfigur, inklusive der damit verbundenen Versuchlichkeit. Jon Schnee erlebt im Verlauf der Handlung Tod und Auferstehung auf eine Weise, die schon fast ein wenig zu plump an das Vorbild Jesu angelehnt ist. Der vermeintliche Abgesang auf viele Gestaltwerdungen der Religion sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich auch in Westeros die Sehnsucht nach Glauben, nach Erfahrungen der Fülle als höchst vital erweist.

Fazit

Game of Thrones ist voller Religion. Es gibt viel spektakuläre Religion, wenig Alltagsfrömmigkeit. Aber bei einer Unterhaltungsserie sollte das nicht wirklich überraschen. Viel problematischer ist es, wenn die mediale Abbildung von Religion ähnliche Schwerpunkte setzt wie eine solche Serie. Dabei gelingt der Serie eine differenzierte Abbildung von Vielfalt, die nicht selbstverständlich ist. Sie folgt dabei dem Autor der Buchreihe, George R. R. Martin. Martin bezeichnet sich zwar als abgefallenen Katholiken,26  hat aber ein durchaus differenziertes Verhältnis zur Religion, wie in einer Reihe von Interviews deutlich wird.27  Seine im folgenden dargestellte Sicht lässt sich so zusammenfassen: Religion ist bedeutend, gefährlich und faszinierend.28

1. Religion ist für die menschliche Geschichte wesentlich. Religionen haben unsere Gesellschaft geprägt, unser Selbstverständnis, unsere Werte. Religion ist für die Menschheit so wesentlich wie Kunst, Sexualität, Krieg oder die Entwicklung der Wissenschaften. Diese Bereiche sind da, man kann sich ihnen persönlich entziehen, aber man kann sich keine Gesellschaft vorstellen, in der diese Lebenssphären gar nicht existieren. In der bisherigen Menschheitsgeschichte gilt das auch für die Religion.

2. Religion ist gefährlich. Sie motiviert Menschen, sich von anderen abzugrenzen, sie auszugrenzen oder zu hassen. Immer wieder haben Menschen andere Menschen getötet, weil sie glaubten, ein unsichtbarer Gott verlange das von ihnen oder billige es zumindest. Radikale Religionen teilen die Welt in Verbündete und Feinde, Gut und Böse ein. Sie machen taub für kritische Fragen und motivieren zu radikaler Hingabe im Kampf. Das mag lange Zeit folgenlos bleiben. Aber unter Druck bricht die Gewalt aus.

3. Religion ist faszinierend. Ihre Götter begegnen uns in fantastischer Vielfalt. Sie fordert uns durch ihre existenziellen Fragen heraus. Ihre Erzählungen handeln von Kraft und großen Machttaten. Und mehr: Sie handeln von Erlösung. Menschen erfahren sich immer wieder in Schuld und Scheitern verstrickt, und sie können diese Fragen nach Vergebung und Versöhnung nicht abschütteln.29

Diesen Dreiklang hat auch die Serie eindrücklich ins Bild gesetzt. Sicherlich wird sie bei oberflächlicher Betrachtung klassische Ängste vor vitaler Religion schüren. Aber wer näher hinsieht, findet einen religiösen Kosmos, der weitaus komplexer und ambivalenter ist als das meiste, was heute als Alltagswissen über

Religion verfügbar ist. Und zugleich macht die Serie deutlich: Jeder einzelne Gläubige ist mehr als der Vertreter einer Ideologie. Menschen können wachsen, sich verändern – und mit ihnen ihr religiöser Glaube.


Thorsten Dietz, 01.09.2021

 

Literatur

Aland, Barbara (2014): Die Gnosis, Stuttgart.

Assmann, Jan (2016): Totale Religion. Ursprünge und Formen puritanischer Verschärfung, Wien.

Bellah, Robert N. (2011): Religion in Human Evolution. From the Paleolithic to the Axial Age, Cambridge, M. A.

Dietz, Thorsten (2019): Der Herr des Lichts, die alten und die neuen Götter – zwischen Glaube und Skepsis. Religionsgeschichte als Religionskritik in der Filmserie „Game of Thrones“, in: Beuttler, Ulrich u. a. (Hg.): Ist Religion ein Produkt der Evolution?, Jahrbuch der Karl-Heim-Gesellschaft 32, 97 – 110.

Dietz, Thorsten (2020): Gott in Game of Thrones. Überraschende Erkenntnisse über die Religionen von Westeros, Aßlar.

Jacoby, Henry (2014): Die Philosophie bei Game of Thrones. Das Lied von Eis und Feuer: Macht, Moral, Intrigen, Weinheim.

Harari, Yuval Noah (2015): Eine kurze Geschichte der Menschheit, München.

Harari, Yuval Noah (2017): Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen, München.

Harari, Yuval Noah (2018): 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert, München.

Hubbard, A. Ron / Le Donne, Anthony (2018): Gods of Thrones. A Pilgrim’s Guide to the Religions of Ice and Fire, Bd. 1.

Hubbard, A. Ron / Le Donne, Anthony (2019): Gods of Thrones. A Pilgrim’s Guide to the Religions of Ice and Fire, Bd. 2.

Larrington, Carolyne (2016): Winter is Coming. Die mittelalterliche Welt von Game of Thrones, Darmstadt.

MacGregor, Neil (2018): Leben mit den Göttern, München.

Markschies, Christoph (2006): Die Gnosis, 2. Aufl., München.

May, Markus u. a. (Hg., 2016): Die Welt von „Game und Thrones“. Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf George R. R. Martins „A Song of Ice and Fire“, Berlin.

Norenzayan, Ara (2013): Big Gods. How Religion Transformed Cooperation and Conflict, Princeton.

Pfürtner, Stephan H. (1991): Fundamentalismus. Die Flucht ins Radikale, Freiburg i. Br.

Reckwitz, Andreas (2017): Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne, Berlin.

Riesebrodt, Martin (2000): Die Rückkehr der Religion. Fundamentalismus und der „Kampf der Kulturen“, München.

Roy, Olivier (2010): Heilige Einfalt. Über die politischen Gefahren entwurzelter Religionen, München.

Servos, Stefan (2014): Gewalt, Götter und Intrigen. Die Welt von Game of Thrones, Ludwigsburg.

Taylor, Charles (2012): Ein säkulares Zeitalter, Frankfurt a. M.

 

Anmerkungen

1  Von der Buchreihe sind bislang fünf Bände erschienen (bzw. zehn Bände in der deutschen Übersetzung). Diese Bücher sind Grundlage der ersten fünf Staffeln der HBO-Fernsehserie, die im Frühjahr 2019 mit der achten Staffel an ein Ende gekommen ist. Die Fortsetzung des Romans ist seit Jahren angekündigt und mehrfach verschoben worden.

2  Die Serie macht dabei eine Reihe von Anleihen an das europäische Mittelalter. Die Grundidee lässt sich auf die englischen Rosenkriege des 15. Jahrhunderts zurückführen, vgl. Larrington 2016, 14. Zu kulturwissenschaftlichen Studien siehe vor allem auch Servos 2014 und May 2016.

3  Vgl. die ausführliche Deutung der wichtigsten Handlungsstränge und ihre religiösen Implikationen bei Dietz 2020. Eine erste Skizze zu den Religionen und ihren realgeschichtlichen Hintergründen findet sich bei Dietz 2019. Diese Studie sieht von der Handlungsebene und den geschichtlichen Hintergründen weitgehend ab und konzentriert sich auf die Deutung gegenwärtiger Religionsphänomene.

4  Vgl. vor allem Hubbard / Le Donne 2018 und 2019. Siehe auch Jacoby 2014.

5   In meiner Darstellung (Dietz 2020) stelle ich zu Beginn die einflussreichen Deutungen der Säkularisierungshypothese bei Yuval Noah Harari (Harari 2015, 2017, 2018) und Charles Taylor (2012) einander gegenüber und diskutiere diese beiden Paradigmen aus einer von Taylor bestimmten Sichtweise.

6  Vgl. Dietz 2020, 34 – 55.

7  Vgl. die reich bebilderten kurzen Einführungen zu frühen Religionsformen bei MacGregor 2018. Siehe auch die umfassende Gesamtschau bei Bellah 2011.

8  Taylor 2012, 73.

9  Vgl. vor allem Roy 2010.

10  Vgl. Riesebrodt 2000; Pfürtner 1991.

11  Vgl. für das Folgende Dietz 2020, 56 – 91.

12  Norenzayan 2013.

13  06/06, 34, 15f. Aus Gründen der Geschlossenheit der Gesamtdeutung ist dieser Aufsatz (wie auch Dietz 2020) auf die Serie und nicht auf die Bücher bezogen; denn diese führen die Geschichte mindestens in Teilen anders weiter als die Verfilmung, ohne dass absehbar ist, wann die Buchreihe ein Ende findet. In der Zitation werden genannt: Staffel / Folge, h / Min.

14  Vgl. Dietz 2020, 92 – 110.

15  Vgl. Aland 2014; Markschies 2006.

16  05/07, 17, 58ff.

17  Vgl. Riesebrodt 2000, 53.

18  06/07, 5, 33ff.

19  Ebenso lässt sich Arya Starks Weg als eine solche postreligiöse wie spirituelle Suchbewegung lesen. Nach etlichen Krisen zieht sie nach Braavos ins Haus von Schwarz und Weiß und lässt sich auf eine spirituelle Lebensform ein.

20  Taylor 2012, 1233.

21  Taylor 2012, 1206.

22  03/06, 16, 17ff.

23  Der Soziologe Andreas Reckwitz spricht von religiösen „Neogemeinschaften“ im Unterschied zu früheren Gemeinschaftsgestalten: „In die traditionalen Gemeinschaften wurde man qua Herkunft hineingeboren, die Neogemeinschaften sind hingegen Wahlgemeinschaften, für die sich das Individuum entscheidet“ (Reckwitz 2017, 264).

24  Taylor 2012, 1205. Taylor nennt klassische (Franz von Assisi, Teresa von Avila, John Wesley) und moderne (Bede Griffiths, Václav Havel) Beispiele für solche epiphanischen Erlebnisse, die individuelle Erfahrung „der überwältigenden Kraft der göttlichen Liebe“.

25  07/06, 15, 20ff.

26  „I suppose I’m a lapsed Catholic. You would consider me an atheist or agnostic. I find religion and spirituality fascinating. I would like to believe this isn’t the end and there‘s something more, but I can‘t convince the rational part of me that makes any sense whatsoever“, https://ew.com/article/2011/07/12/george-martin-talks-a-dance-with-dragon.

27  Vgl. www.youtube.com/watch?time_continue=3818&v=Vcy-EhkHXnE, ab Min. 1.04, 30ff.

28  Vgl. Dietz 2020, 22f.

29  Auf dieses Thema kommt Martin in einem Gespräch am 23.10.2014 an der Brown University zu sprechen: www.youtube.com/watch?v=TB5AU_bCZJg. Auch wenn er nicht mehr religiös sei, lasse ihn die Frage der Erlösung nicht los: „The question of redemption [is] fascinating“ (ab Min. 55).