Geldstrafe für Bikram Choudhury
Der Gründer des Bikram Yoga, Bikram Choudhury (geb. 10.2.1946), wurde Ende Januar 2016 zu insgesamt rund sieben Millionen Euro Schadensersatz und Schmerzensgeld wegen sexueller Belästigung und Mobbings am Arbeitsplatz verurteilt. Wie Presseagenturen meldeten, gab ein Gericht in Los Angeles der Anwältin und ehemaligen Mitarbeiterin Choudhurys, Minakshi Jafa-Bodden, recht, die für ihn gearbeitet und von 2011 bis 2013 die Justizabteilung seines Yoga-Unternehmens geleitet hatte.
Gegen den gebürtigen Inder wurden schon früher Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe laut. 2013 zeigten ihn zwei ehemalige Schülerinnen an, 2015 gab es neue Anschuldigungen. Sechs Yogalehrerinnen verklagten den Guru zivilrechtlich. Der in Kolkota (Kalkutta) geborene Choudhury bestreitet die Vorwürfe. Den Angaben der Klägerin Jafa-Bodden zufolge nutzte er seine Position systematisch aus und legte ein diskriminierendes und aggressives Verhalten gegenüber Frauen, Homosexuellen und anderen Minderheiten an den Tag. Da sie sich um Fälle von sexueller Belästigung bis hin zum Vorwurf der Vergewaltigung gekümmert habe, sei sie bedroht und ihr schließlich gekündigt worden. Sie sei auch selbst von dem Yogameister sexuell belästigt worden.
Bikram Choudhury, ein Schüler von Bishnu Charan Ghosh, dem Bruder des bekannten Gurus Yogananda („Autobiographie eines Yogi“), wurde mit dem nach ihm benannten Yogastil seit den frühen 1970er Jahren sehr erfolgreich, vor allem in den USA und von dort aus weltweit. Sein Schwitz-Yoga, auch Hot Yoga genannt, besteht aus einer festgelegten Abfolge von 26 Yoga-Übungen und zwei Atemübungen, die in einem auf 35 bis 40 Grad Celsius aufgeheizten Raum praktiziert werden. Es soll ungefähr 650 Bikram Yogaschulen weltweit geben (so laut Presseberichten, Wikipedia: 1200 in den USA und Europa); unterrichten darf nur, wer die entsprechende regelrechte Ausbildung absolviert hat.
Choudhury ließ den Markennamen schützen, im Grunde erhebt er Anspruch auf das Copyright für die gesamte Yoga-Sequenz. Ein solches Gebaren wird in den Yoga-Szenen keineswegs von allen geschätzt, ebenso wenig, dass der Yogi in Los Angeles ein Championship durchführen lässt, das Äußerlichkeiten wie Kleidung und Ausführung der Asanas bewertet. Frei von Bescheidenheit äußert sich Choudhury über die gesundheitsfördernde Wirkung seiner Yogamethode (das Schwitzen soll den Körper entgiften, was allerdings wissenschaftlich nicht haltbar ist) und seine Fähigkeit zu heilen. Menschen mit Bluthochdruck oder Herzproblemen sei die intensive körperliche Aktivität bei hoher Temperatur indessen nicht zu empfehlen, sagen Ärzte.
Prominente wie Madonna, Gwyneth Paltrow oder John McEnroe haben den „heißen Yoga“ populär gemacht. Ob der Boom durch die Gerichtsverfahren und die Verurteilung einen Dämpfer erhält, bleibt abzuwarten. Einige Studios sollen das „Bikram“ aus ihrem Namen entfernt haben und stattdessen nur noch „Hot Yoga“ anbieten.
Friedmann Eißler, 15.02.2016