Glaube hinterfragt. Was Menschen wissen wollen
Beirat der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen (Hg.), Glaube hinterfragt. Was Menschen wissen wollen. Hören und Antworten in der Weltanschauungsarbeit, Hänssler-Verlag, Holzgerlingen 2012, 80 Seiten, 9,90 Euro.
Der Beirat der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg hat eine ungewöhnliche 80-seitige Publikation herausgebracht. Charakteristische Fragen, die immer wieder an die Arbeitsstelle gerichtet werden, wurden gesammelt, thematisch gegliedert (I. Gott als Grund des Glaubens, II. Der Mensch vor Gott, III. Rettung und Heil) und kurz beantwortet. Hier eine kleine Auswahl der behandelten Fragen: „Wenn es Gott gibt, warum lässt er dann so viel Unheil in der Welt zu?“ (14) – „Ist es gleichgültig, ob man Christ, Muslim, Buddhist oder was auch immer ist?“ (19) – „Ist Jesus ein aufgestiegener Meister?“ (22) – „Woran spürt man, dass man den Heiligen Geist hat?“ (24) – „Was heißt es, die Schrift beim Wort zu nehmen?“ (32) – „Braucht man für den eigenen Glauben eine verfasste Kirche?“ (44) – „In allen Kirchen geht es um das Heil. Was ist dabei typisch evangelisch?“ (63) – „Kann man überhaupt an Wunder glauben, wenn sie sogar Naturgesetze durchbrechen?“ (75)
Die Antworten, die gegeben werden, sind präzise, erfahrungsnah und allgemein verständlich geschrieben. Das Buch führt katechismusartig in den christlichen Glauben ein. Es zeigt in anschaulicher Weise, wodurch das Gottes- und Weltverständnis des christlichen Glaubens heute herausgefordert ist. Christinnen und Christen müssen sich mit moderner Esoterik, mit Phänomenen der Relativierung und Fundamentalisierung christlicher Wahrheit auseinandersetzen. Sie müssen sich mit Fragen zur Bibel befassen, zur Gestalt von Kirche, zum Umgang mit dem Okkultismus, zur Beurteilung enthusiastischer Frömmigkeitsformen.
Den Verfassern dieser Broschüre ist dafür zu danken, dass sie in sehr praktischer Weise zeigen, wie wichtig eine dialogisch orientierte Apologetik für eine auftragsbewusste Kirche ist und warum diese „Kunst des Antwortens“ einzuüben ist und nicht vernachlässigt werden darf. Christlicher Glaube ist fragender und antwortender Glaube. So sehr er der denkerischen Durchdringung seiner Erfahrungen nicht ausweicht, so sehr sucht er das verständliche und nachvollziehbare Wort, das auf die Denk- und Sprachwelt des religiös interessierten oder skeptischen Zeitgenossen eingeht und das Anliegen christlichen Glaubens begründend darlegt.
„Die Fragen kommen manchmal von weit her, und manchmal kommen sie mitten aus der evangelischen Kirche“ (11). Theologische Einsichten müssen stets neu unter Einbeziehung ihres Gegenübers artikuliert und elementarisiert werden. Zahlreiche Passagen des Buches sind so geschrieben, dass sie im Religionsunterricht, in der Erwachsenenbildung, auch in Andachten und Predigten unmittelbar aufgegriffen werden können. Das Buch gibt wertvolle Impulse: für die Wahrnehmung weltanschaulicher Entwicklungen der Gegenwart und für die Stärkung von Sprach- und Unterscheidungsfähigkeit in einem durch weltanschauliche Vielfalt geprägten Kontext.
Reinhard Hempelmann