Hindu-Tempel in Bielefeld eingeweiht
In Bielefeld-Ummeln ist der Kalyana Thiru Murugan Tempel eingeweiht worden. Fast über zwei Monate zogen sich die spezielle Zeremonien und Prozessionen umfassenden Feierlichkeiten hin. Wie aus Presseberichten hervorgeht, hatte der örtliche Tamilische Kultur- und Bildungsverein schon vor etwa zwölf Jahren den Industriebau am Rande der Stadt gekauft. 2006 wurde der Bauantrag gestellt, im Oktober 2012 konnten die Umbauarbeiten zu einem 240 Quadratmeter großen Gebetsraum mit Fußbodenheizung abgeschlossen werden. Der Tempel ist Murugan geweiht, in der hinduistischen Mythologie der Sohn Shivas und in Südindien und Sri Lanka eine der beliebtesten Gottheiten. Der Tempel soll zunächst freitags geöffnet sein.
Im Januar 2013 hatten Hindupriester zunächst mit der rituellen Reinigung des Ortes vor ungünstigen Einflüssen begonnen. Unter Anteilnahme einer größeren Öffentlichkeit wurden dann zu einer von Astrologen genau berechneten Zeit die Gottheiten installiert und gleichsam zum Leben erweckt. Dabei wird heiliges Wasser gebraucht, das zuvor in einem mehrstündigen Ritual zu Rezitationen aus den heiligen Schriften, den Veden, mit Kraft aufgeladen worden war. Feuerzeremonien gehören ebenso zum feierlichen Ablauf wie eine Prozession um den Tempel, außerdem Blumen, Opfergaben, Musik und Speisen für alle Anwesenden. Sogar eine Kuh aus der Nachbarschaft ist mit dabei. Als heiliges Tier bei den Hindus verehrt, wird sie mit Punkten aus heiliger Asche und Blumenkränzen geschmückt.
In der Region Ostwestfalen leben etwa 2500 Tamilen, die meisten von ihnen Hindus und Flüchtlinge des Bürgerkrieges in Sri Lanka, die zum Teil schon vor 30 Jahren nach Deutschland kamen. Bisher mussten die Gläubigen den Tempel in Hamm aufsuchen. Dort steht seit 2002 der tamilische Sri Kamadchi Ampal Tempel, der zweitgrößte hinduistische Tempel Europas, der rund 240 Gottheiten beherbergt. Derzeit leben etwa 60 000 tamilische Flüchtlinge in Deutschland, rund 45 000 von ihnen sind Hindus.
Bundesweit gibt es über 20 Hindu-Tempel, so etwa in Berlin, Hannover, Bonn, den ebenfalls nach Murugan benannten Tempel in Gummersbach seit 2008 und andere. Einige Tempel werden von der ISKCON unterhalten (Hare-Krishna-Bewegung), auch sie werden teils mangels Alternativen von Hindus anderer Glaubensrichtungen aufgesucht.
Friedmann Eißler