Interreligiöser Dialog

House of One: „Botschafterin“ Catherine Dussmann zieht sich zurück

(Letzter Bericht: MD 10/2016, 386-388) „Mit Ihrer Hilfe wollen wir Toleranz aufbauen und für Verständnis und Frieden zwischen den drei monotheistischen Religionen sorgen.“ So wirbt Catherine von Fürstenberg Dussmann in einem kleinen Werbevideo noch im März 2019 auf der Internetseite des künftigen interreligiösen Sakralbaus. Zu dem Zeitpunkt ist sie allerdings schon nicht mehr „Botschafterin für das House of One in Berlin“, wie sie dort präsentiert wird. Die Berliner Unternehmerin, seit 2011 Vorsitzende des Stiftungsrates der Dussmann Group, die in Berlin unter anderem das Kulturkaufhaus Dussmann betreibt, beendete ihr Engagement für das House of One. Als Grund nannte sie wachsende Spannungen um die polarisierende Präsenz des muslimischen Trägervereins in dem Projekt. Dabei handelt es sich um den Verein Forum Dialog, der zur Gülen-Bewegung (Hizmet) in Deutschland gehört. „Ich kann kein Projekt unterstützen, das anstelle Verständigung und Dialog zwischen und innerhalb der Religionen zu fördern neue Konflikte erzeugt“, so Dussmann in einer Stellungnahme. Die Beteiligung der auf muslimischer Seite umstrittenen Gülen-Bewegung sei „zu wenig, um islamische Gläubige in Deutschland insgesamt anzusprechen“, wurde sie in der Presse zitiert.

Die Tatsache, dass der (einzige) offizielle muslimische Partner des großen Projekts ein kleiner Verein der Hizmet-Bewegung ist, der keinerlei Moscheegemeinden repräsentiert oder hinter sich hat, stellt in der Tat eine Schwierigkeit dar, deren Ausmaß sich durch die hierzulande durchschlagenden politischen Konflikte der Türkei mit der rabiaten Verfolgung von jedem und allem, was nur im Entferntesten mit „Gülen“ in Verbindung gebracht wird, gewissermaßen potenziert hat. War es von vornherein nicht einfach, muslimische Partner zu gewinnen, und die Aussicht gering, dass sich neben einem „Gülen-Verein“ andere muslimische Akteure engagieren würden, so hat sich dieser Aspekt verschärft.

Allerdings ist das House of One von Anfang an sehr transparent und offen mit der Situation umgegangen. Die zusätzlichen Schwierigkeiten, die der Putschversuch in der Türkei mit seinen dramatischen Folgen nach sich zieht, sind dem Dialogprojekt nicht anzulasten. Die Initiatoren wollen eine breite Beteiligung, nicht nur von muslimischen, sondern auch von christlichen und jüdischen Akteuren. So bemüht sich auch Imam Kadir Sanci vom House of One um Austausch und Kooperationen mit muslimischen Persönlichkeiten und Institutionen, was auf vielen Ebenen und in verschiedenen Ländern, etwa dem nordirakischen Kurdistan, oder mit „Botschaftern“ aus Georgien und der Zentralafrikanischen Republik, auch gelinge. „Dass das nur in kleinen Schritten geschehen kann, ist Teil unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit“, sagte Verwaltungsdirektor Roland Stolte von der Stiftung House of One – Bet- und Lehrhaus Berlin, die in einer Pressemitteilung ihr „Bedauern über den Rückzug von Catherine Dussmann“ ausdrückte und zugleich „für die vielen Jahre der vertrauensvollen und schönen Zusammenarbeit“ dankte.

Catherine Dussmann gab ihre Entscheidung offiziell bekannt, kurz nachdem der Berliner Senat das für den Bau vorgesehene Grundstück am Petriplatz für einen symbolischen Euro per Erbpacht für 99 Jahre übertragen hatte. Die Grundsteinlegung für den 43,5 Millionen-Euro-Bau ist im April 2020 geplant.


Friedmann Eißler