HVD Bayern trennt sich vom Bundesverband
Der Humanistische Verband Deutschlands (HVD), die Dachorganisation der rechtlich anerkannten Weltanschauungsgemeinschaften von deutschen Humanistinnen und Humanisten, wird in diesem Jahr seinen zweitgrößten Mitgliederverband verlieren. Der 1993 gegründeten Dachorganisation gehören gegenwärtig zwölf Landesverbände in 13 Bundesländern an. Als Dachorganisation versucht der HVD, verschiedene Positionen über die Strukturen, die Ausrichtung, die Kooperationspartner und die Zielsetzungen der Landesverbände zusammenzuhalten. Dass diesen Bemühungen jedoch Grenzen gesetzt sind, zeigte sich im April dieses Jahres. Auf der Bundesdelegiertenversammlung verließen die Delegierten des HVD-Landesverbands Bayern geschlossen die Versammlung vor deren Ende. Ulrike von Chossy, Vizepräsidenten des Dachverbandes sowie Mitglied im HVD Bayern, berichtet in „humanistisch!“, dem Magazin des HVD Bayern, dass dieser Entscheidung eine Abstimmung auf der Bundesdelegiertenversammlung vorausgegangen war, durch welche die Autonomie der einzelnen Mitgliederorganisationen stärker als bisher eingeschränkt werden sollte. Diese neuen Bestimmungen hätten insbesondere den HVD Bayern betroffen.
Diesem Vorfall waren jedoch weitere Unstimmigkeiten vorausgegangen. Ulrike von Chossy führt aus, dass etwa die Mitgliedschaft des HVD-Dachverbandes im Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO) strittig war. Diese habe die Kompromissbildung im HVD zusätzlich erschwert. Kompromisse des Dachverbandes seien im KORSO noch einmal zur Kompromissbildung vorgelegt worden, wodurch das Profil des HVD empfindlich geschwächt worden sei. Strittig war beispielsweise der Humanistische Unterricht an öffentlichen Schulen, für den sich der HVD Bayern einsetzte und der vom KORSO vehement kritisiert wurde. Ulrike von Chossy sieht darin insgesamt eine Schwächung der humanistischen Position.
Der Landesverband Bayern wird seine Konsequenzen daraus ziehen und sich Ende des Jahres vom HVD trennen. Erste Schritte der Ablösung hat der Verband bereits durch eine Namensänderung durchgeführt. Seit Juli 2019 ist er nicht mehr als HVD Bayern, sondern als Humanistische Vereinigung (HV) eingetragen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Bundesverband des HVD in Zukunft entwickeln wird. Dabei wird besonders zu beobachten sein, ob die humanistischen oder die säkular-laizistischen Strömungen mehr Gewicht bekommen werden. Der Austritt des bayerischen Landesverbandes deutet darauf hin, dass sich zukünftig die säkular-laizistische Position stärker etablieren wird. Doch es bleibt abzuwarten, ob sich diese Prognose bewahrheiten wird.
Interview mit Ulrike von Chossy: www.humanistisch.net/36702/zeit-fuer-veraenderung
Hanna Fülling