Icordo gibt seinen Gemeinderatssitz auf
Im Vorfeld der baden-württembergischen Kommunalwahlen vom 13. Juni hat Eberhard Bertschinger-Eicke alias "Icordo", Ehemann der als "Uriella" bekannten Chefin des "Ordens Fiat Lux", erklärt, sich nicht mehr als Gemeinderat der Südschwarzwaldgemeinde Ibach zur Verfügung zu stellen. Vor fünf Jahren hatte Icordo dank des Umstandes, dass rund 10 Prozent der ca. 300 Einwohner Ibachs Fiat Lux-Mitglieder sind, problemlos den Einzug in den Gemeinderat geschafft. Begleitet war diese Kandidatur einmal mehr von einem unverhältnismäßig großen Medieninteresse (siehe dazu ausführlicher MD 12/1999, 378f).
Vor allem in den ersten Monaten seines Mandats kam es wiederholt zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Icordo und den übrigen Gemeinderäten. So musste im Mai 2000 eine öffentliche Gemeindeversammlung abgebrochen werden, weil zu ihr ein Großaufgebot auswärtiger Fiat Lux-Anhänger erschienen war, vor denen die Ibacher Bürger ihre Anliegen allerdings nicht besprechen wollten. Der Gemeinderat beschloss daraufhin, zu den Gemeindeversammlungen nur noch Einheimische zuzulassen. Kritisiert wurde außerdem, dass Icordo vertrauliche Interna aus dem Gemeinderat sektenintern bekannt machte und Fiat Lux-Mitglieder die Frageviertelstunde des Gemeinderats regelmäßig für ihre Anliegen und Statements missbrauchten. Im Laufe der Zeit setzte jedoch eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen Icordo und seinen Ratskollegen ein.
Um so mehr überraschte nun die Erklärung, dass weder Icordo noch ein anderes Mitglied des "Ordens" für die Kommunalwahl zu kandidieren gedächten. Zur Begründung des Verzichts erklärte Icordo vor der lokalen Presse: "Wir erwarten weltweit Veränderungen. Der Orden ist an der Front. Dazu bedarf es eines Sprechers, eines Oberbefehlshabers weltlicher Natur. Wichtige Vorbereitungen müssen getroffen werden, auch in Verbindung mit zu erwartenden Flüchtlingsströmen. Dies alles erfordert vermehrten und erhöhten Einsatz und meine voll umfassende Präsenz." Einzelheiten über die Art dieser "Veränderungen" wollte Icordo nicht bekannt geben, erklärte jedoch, nach ihrem Ablauf zum "weltlichen Sprecher einer gereinigten Menschheit" aufzusteigen.
Diese Stellungnahme verrät nicht nur ein übersteigertes Selbst- und Sendungsbewusstsein Icordos, sondern auch, dass apokalyptische Szenarien bei Fiat Lux nach wie vor kultiviert werden. Bereits zu Beginn des Jahres hatte Uriella militärische Schläge der USA gegen Europa prophezeit (siehe dazu MD 3/2004, 114f). Neu und eher bedenklich ist der martialische Tonfall der Stellungnahme. Begriffe wie "Front" und "Oberbefehlshaber" waren bisher kaum Bestandteil des Fiat Lux-Jargons. Es stellt sich die Frage, ob Icordo und Uriella nach den heftigen internen Krisen der vergangenen Jahre ihre Umwelt nun als noch feindseliger als bisher schon wahrnehmen und dementsprechend eine verstärkte Abwehr- und Verteidigungshaltung einnehmen. Für die Fiat Lux-Mitglieder wäre dies keine gute Entwicklung, weil dies den Druck innerhalb der Sekte wieder verstärken dürfte.
Die Ibacher jedenfalls werden ihrem ungeliebten Gemeinderat kaum nachtrauern und froh sein, dass wenigstens in ihrem Rathaus wieder Normalität einkehrt.
Christian Ruch, Zürich