Internationaler Jugendtag der NAK mit beeindruckendem Programm
(Letzter Bericht: 3/2019, 106-108) Vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 fand in der Düsseldorfer Messe bzw. in der Merkur Arena Düsseldorf ein Internationaler Jugendtag der Neuapostolischen Kirche (NAK) statt. Mehr als 30 000 Jugendliche und Betreuer aus allen Regionen dieser inzwischen weltweit verbreiteten Gemeinschaft waren angereist. Unter dem Motto „Hier bin ich“ wurden etwa 250 Veranstaltungen angeboten, darunter Vorträge, Diskussionen, Podiumsgespräche, Ausstellungen, Workshops und Konzerte. Höhepunkt war ein Gottesdienst mit Stammapostel Jean-Luc Schneider am Sonntag. Häufig wurden die Veranstaltungen in Deutsch und Englisch angeboten oder simultan in zahlreiche Sprachen übersetzt. Denn inzwischen leben etwa 85 % der neuapostolischen Gemeindeglieder in Afrika. Hier ist das Wachstum der NAK gewaltig. Viele Gemeindeglieder waren aus Afrika angereist, wenngleich sich die Beschaffung von Visa schwierig gestaltet hatte.
Atmosphärisch erinnerte der Jugendtag sehr an die Kirchentage (bzw. Katholikentage) der großen Kirchen. Zweifellos hat man sich an diesen orientiert; ein nennenswerter Unterschied besteht darin, dass beim NAK-Jugendtag keine politische Prominenz zugegen war. Diese Differenz erklärt die vergleichsweise geringe öffentliche Resonanz auf das Großereignis. Im Unterschied zu den großen Kirchen erhält die NAK zudem keinerlei finanzielle Zuwendung der öffentlichen Hand.
Im Rahmen des Jugendtags fanden in der Merkur Arena neben dem Messegelände mehrere Großveranstaltungen statt, so am Freitagabend die Aufführung des Pop-Oratoriums „I AM“ und am Samstagabend eine Musik- und Lasershow zu „Jesus the Light in us“. Hier präsentierten sich die verschiedenen Gebietskirchen der NAK mit typischen Rhythmen aller fünf Kontinente. Europa wurde mit einem Fahnenlauf europäischer Nationen und mit Beethovens „Ode an die Freude“ repräsentiert. Spontan erhoben sich 30 000 junge Menschen und sangen, unterstützt von einem großen Chor, „Freude, schöner Götterfunken“. Sie zeigten so ihre Verbundenheit und Solidarität mit einem vereinten Europa und seinen Werten.
Im Rahmen dieser Show persiflierte eine Darstellung sogar einen NAK-Gottesdienst: Die Tänzer verharrten einsam schweigend in Reih und Glied, während die Stimme eines Predigers immer schneller und verzerrter sprach. Ein „Amen“ beendete die dröge Veranstaltung, und schon sprangen die Tänzer zu neuen Rhythmen auf.
Das war alles sehr erstaunlich. Nicht nur wegen der Musik, der Bilder, der heiteren Distanz zu sich selbst und der positiven Hinwendung zu Europa in Zeiten zunehmender Europaverdrossenheit, sondern wegen des offensichtlichen Kulturwandels, den die NAK in den letzten Jahren vollzogen hat. Noch vor wenigen Jahrzehnten hat man die eigenen Jugendlichen vor moderner Popmusik gewarnt und versucht, sie von Einflüssen der „Welt“ (neuapostolisch übersetzt: Wehe, Elend, Leid, Tod) fernzuhalten. Jetzt präsentiert die NAK unter den Augen des Stammapostels eine eindrucksvoll und derart flott gestaltete Licht-Show, wie ich sie auf einem Kirchen- oder Katholikentag nie gesehen habe.
Während der Show habe ich mich gefragt, wie die Stammapostel der ersten Generation (Krebs, Niehaus, Bischoff) wohl vom Himmel herab auf diese Show blicken. Sie dürften „ihre“ NAK nicht wiedererkennen.
Andreas Fincke, Erfurt