Interreligiöser Dialog

Interreligiöser Sakralbau in Berlin nimmt Formen an

(Letzter Bericht: 12/2011, 466f) Ein Berliner Architektenbüro (Kühn Malvezzi) wird den interreligiösen Sakralbau in der Mitte Berlins realisieren. Dieses Ergebnis eines internationalen Architekturwettbewerbs gab der Vorstand des Bet- und Lehrhauses Petriplatz Berlin e.V. nach einstimmigem Beschluss des Preisgerichts Anfang September 2012 bekannt. Der Entwurf wurde unter knapp 40 Mitbewerbern ausgewählt, die sich der Herausforderung des deutschlandweit einmaligen Projektes gestellt hatten. Das Siegermodell zeichnet sich durch gerade Linien und eine sparsame, kompakte Gestaltung aus. Die Komplexität dessen, wofür der Ort steht und was er symbolisieren soll, wurde in einfache Formensprache übersetzt. Das Gebäude soll von allen Seiten unterschiedliche Ansichten bieten, die dennoch das Gemeinsame erkennen lassen. Wie der blockige, hell verkleidete Bau mit einem über 40 Meter hohen turmartigen Aufbau am Ende wirken wird, bleibt abzuwarten. Im obersten Teil wird er längsgitterartig durchbrochene Seiten haben, sodass er als Aussichtsplattform genutzt werden kann, was auf jeden Fall schon touristisch interessant ist. Der Sakralbau soll unter einem Dach eine Kirche, eine Moschee und eine Synagoge in getrennten Räumen beherbergen, die sich zu einem gemeinsamen zentralen Raum hin öffnen lassen. Gläubige, Religionsdistanzierte, Touristen und Einheimische sollen mit gottesdienstlichen und anderen Angeboten angelockt werden, um Raum für ein redliches Kennenlernen zu schaffen und dadurch eine gute Nachbarschaft von Juden, Christen und Muslimen zu fördern.

Im Oktober 2011 wurde der Trägerverein gegründet, Gründungsmitglieder sind die Jüdische Gemeinde zu Berlin, das Abraham-Geiger-Kolleg Potsdam, das Forum für interkulturellen Dialog e.V. (Gülen-Bewegung), der Evang. Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte, die Evang. Kirchengemeinde St. Petri-St. Marien und das Land Berlin. Über die Kosten des Großprojekts gibt es noch keine Auskünfte, schon die bisherigen Schritte waren offensichtlich kostspielig. Die örtliche Kirchengemeinde als Initiatorin gibt sich verhalten optimistisch, der Kostenrahmen sei bewusst offen gehalten. Um das Konzept tragfähig umzusetzen, bedarf es sicherlich einer breiten Trägerschaft. Die Beteiligten betonen ihre Offenheit und den Wunsch, weitere Partner zu gewinnen. Das sei auf der Basis der Charta, die als gemeinsame Grundlage festgelegt wurde, angestrebt. Ob dies mit dem Verein der Gülen-Bewegung (50-100 Mitglieder) als derzeit einzigem muslimischem Partner Aussicht auf Erfolg haben kann, ist eine offene Frage, ebenso inwieweit die katholische Kirche mit ins Boot geholt werden kann.


Friedmann Eißler