Kurt Hübner

Irrwege und Wege der Theologie in der Moderne. Ein kritischer Leitfaden zu einer Problemgeschichte

Kurt Hübner, Irrwege und Wege der Theologie in der Moderne. Ein kritischer Leitfaden zu einer Problemgeschichte, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2006, 304 Seiten, 18,90 Euro.


Das Buch stellt prägende evangelische und katholische Theologen in der Moderne vor, beginnend mit Schleiermacher (15-35) und Kierkegaard (36-50). Beiden gemeinsam ist nach Hübner das Bemühen, den christlichen Glauben aus der Verfasstheit menschlicher Subjektivität abzuleiten. Hübner hält dem entgegen, dass das schlechthinnige Abhängigkeitsgefühl „viel zu vage ist, um eine dialektische Beziehung des Bewusstseins zum Monotheismus eines transzendenten Gottes zu begründen.“ (35) Das Ziel der Ableitung des Religiösen werde auch bei Kierkegaard nicht erreicht. Es sei umgekehrt. „Man muss den Glauben und die in ihm liegende Erlösungsbedürftigkeit schon haben, um in dieser Verzweiflung zu sein, die nach Kierkegaard für die Existenz kennzeichnend ist“. (46) Die weitere Geschichte neuzeitlicher Theologie wird anhand von Harnack und Troeltsch dargestellt (53-74), die das Christentum als kulturgeschichtliches Phänomen verstehen. Weitere Skizzen gelten der dialektischen Theologie Barths (77-95), der existentialanalytischen Theologie von Bultmann und Tillich (99-142), ebenso den katholischen Theologen Guardini (145-160), Teilhard de Chardin (161-176) und Rahner (177-226). Die beiden letzten Darstellungen sind Pannenberg (229-256) und Ratzinger (257-293) gewidmet. Fast alle neuzeitlichen Theologien lassen sich, so die zentrale These des Buches, als Reaktion auf ein aufklärerisches Vernunftverständnis interpretieren, durch das man sich in die Defensive gedrängt sah. Hübner sieht moderne theologische Entwürfe vor allem deshalb auf Irrwegen, weil sie sich zu unkritisch gegenüber Aufklärung und Moderne verhalten. Im Kapitel „Vernunft der Aufklärung und Vernunft der Offenbarung“ zeigt Hübner sich als Anhänger der Theologie Ratzingers, der er attestiert, zu einem erweiterten Vernunftbegriff vorzustoßen, „der denjenigen der Aufklärung wie denjenigen der Offenbarung ebenso in ihren Unterschieden wie in ihrem Zusammenhang erfasst“ (256). Dabei übersieht er allerdings die Abhängigkeit des Vernunftverständnisses Ratzingers von den dogmatischen Festlegungen der römisch-katholischen Tradition (u.a. Vatikanum I und II).


Reinhard Hempelmann