ISKCON in Moskau
(Letzter Bericht: 1/2004, 32) Laut einer epd-Meldung erregt in Moskau bereits seit Monaten eine Kontroverse um ein geplantes Bauprojekt der Hare-Krishna-Bewegung unweit des Moskauer Stadtzentrums die Gemüter. Das bisherige Zentrum der dortigen ISKCON muss wegen Baufälligkeit abgerissen werden, so dass die Stadtverwaltung eine andere Baufläche zur Verfügung stellen musste. Das neue Projekt soll ein "Zentrum für vedische Kultur" werden und außer dem Tempel auch esoterische Läden und vegetarische Restaurants beherbergen. Die orthodoxen Moskauer Bürger jedoch fühlen sich bedrängt und haben zuletzt eine Demonstration von ca. 1500 Teilnehmern auf die Beine gebracht, die insbesondere von dem Sektenexperten Alexander Dworkin geleitet wurde. Da auch Scientology und die Mormonen dabei seien, Gelder für Bauprojekte in Moskau zu sammeln, könne man demnächst Moskau in "Sektograd" (Sektenstadt) umbenennen, so Dworkin in seiner Rede vor den Demonstranten. Die russisch-orthodoxe Kirche, die in der Hauptstadt im Verhältnis zur gesamtrussischen Bevölkerung schwach vertreten ist (normalerweise 12000 orthodoxe Gemeinden auf 10 Mio. Einwohner, in der 10-Mio.-Metropole Moskau jedoch nur 500 Gemeinden), sieht das neue Projekt als bedrohlichen "heidnischen Götzentempel". Die Krishna-Bewegung verweist darauf, dass sie im Registrierungsprozess 1989 positiv begutachtet wurde und zudem Demokratisierungsprozesse durchgemacht habe (keine Beziehungsabbrüche der Mitglieder mehr, gute Beziehungen zum traditionellen Hinduismus und zur indischen Führung). Sie habe derzeit in Russland ca. 10000 russische und 15000 indische Mitglieder. Die Demonstranten auf dem Puschkin-Platz trugen laut epd "kirchliche Prozessionsfahnen und Banner der russischen Monarchisten".
Ulrich Dehn