Jahrbuch 2016 von Jehovas Zeugen erschienen
Seit 1927 – also seit 90 (!) Jahren – bringt die Wachtturm-Gesellschaft in Brooklyn regelmäßig ein kleines, ca. 250 Seiten umfassendes „Jahrbuch“ heraus, in dem die Aktivitäten ihrer Mitglieder des vergangenen Jahres akribisch dokumentiert sind (www.jw.org/de/publikationen/buecher).
Die rund 170 000 Bibellehrer von Jehovas Zeugen in Deutschland setzten sich nach eigenen Angaben im Jahr 2016 besonders dafür ein, Menschen aus anderen Kulturen über ihren Glauben zu informieren. Dafür kommt ihnen die moderne Technik zugute, die sie seit jeher intensiv nutzen. Im Oktober 2014 wurde das Pilotprojekt „JW Broadcasting“ gestartet, ein Internet-TV-Sender in englischer Sprache. Seit August 2015 werden diese Sendungen in über 70 Sprachen übersetzt, was einen hohen ehrenamtlichen und teilweise auch professionellen Einsatz erfordert.
Viele Mitglieder von Jehovas Zeugen lernten 2016 eine neue Fremdsprache, um mit ihren ausländischen Nachbarn besser kommunizieren zu können. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, mit ihnen in ihrer Muttersprache über Glaubensfragen zu reden. Auf diesem Weg bekommen in Deutschland nach Angaben der Religionsgemeinschaft derzeit wöchentlich rund 81 500 Bibelschüler Antworten auf ihre Fragen – unabhängig von ihrer Herkunft, Bildung oder Religion. Die Wachtturm-Gesellschaft stellt dafür spezielle Sprach-Apps sowie ihre benutzerfreundlich gestaltete Website jw.org zur Verfügung, die zahllose Print-, Audio- und Videodateien in mehr als 870 Sprachen zum kostenlosen Download bereithält.
Das Jahrbuch 2016 wartet wie immer mit imponierenden Zahlen für die weltweit verbreitete Gemeinschaft auf. Demnach sind aktuell rund 8,3 Millionen Zeugen Jehovas rund um den Globus als Bibellehrer aktiv. Sie haben 2016 weltweit mehr als 1,9 Milliarden Stunden (in Deutschland 29,3 Millionen) dafür investiert. 264 535 (3224) neue Mitglieder schlossen sich ihnen an. Über 20 Millionen (274 000) besuchten im April 2016 am Gedenktag des Todes Jesu, der Jehovas Zeugen als wichtigster Feiertag gilt, das „Abendmahl des Herrn“. Allerdings nimmt dort niemand vom Brot und vom Wein, weil nach der Lehre der Wachtturm-Gesellschaft die 144 000 Plätze im Himmel schon besetzt sind.
Das Jahrbuch, das mit seinen Zahlen beeindrucken will, verschweigt den erheblichen Druck, unter dem viele Mitglieder dieser geschlossenen Gruppe leiden, und die soziale Ächtung, die sie Aussteigern entgegenbringt.
Michael Utsch