Katholische Charismatiker gegen Peter C. Wagners Dämonologie
(Letzter Bericht: 10/2001, 347ff) Der evangelikale Missionswissenschaftler Peter C. Wagner sieht in der Herrschaft einer dämonischen Macht die zentrale Ursache für die Erfolglosigkeit der christlichen Mission in der Region zwischen dem 40. und 70. Breitengrad, dem sog. „40/70er Fenster”. Seiner Auffassung nach wird die finstere Macht, die er „Queen of Heaven” nennt, in verschiedenen Regionen der Welt mit unterschiedlichem Namen verehrt, in Japan als „Fürstin der Sonne”, in Indien als „Kali”, in der Katholischen Kirche als „Jungfrau Maria”.
Der Neutestamentler Norbert Baumert, ebenso Diakon Helmut Hanusch, die beide der „Charismatischen Erneuerung in der Katholischen Kirche” angehören, haben sich von dieser Sicht Wagners mit Nachdruck distanziert und ihm Diffamierung und Dämonisierung katholischer und orthodoxer Marienverehrung vorgeworfen. Ein Miteinander von Christen im Dienst von Mission und Evangelisation sei durch Wagners Vorwürfe in grundsätzlicher Weise infrage gestellt.
Mit ihrer Erklärung distanziert sich die Charismatische Erneuerung in der Katholischen Kirche nicht nur von Wagners spekulativer Dämonologie, sondern auch von der strategischen Gebetsbewegung, deren Hauptmotor Global Harvest Ministries ist. Für katholische Charismatiker dürfte damit die Teilnahme an der internationalen Konferenz, die vom 1. bis 3. Oktober 2001 in Hannover stattfand, Tabu gewesen sein. Die Organisation Global Harvest Ministries hat mit diesem Treffen eine weltweite Gebetsinitiative eröffnet.
Reinhard Hempelmann