Gesellschaft

Krebsarzt Rath droht Prozess

(Letzte Meldung: 3/2004, 106f) Der umstrittene Arzt Dr. Matthias Rath, der mit seiner „Zellular-Medizin“ Krebs, Schlaganfälle und Herzkrankheiten zu besiegen glaubt, muss mit einer Verleumdungsklage rechnen. Rath hatte den krebskranken neunjährigen Dominik F. monatelang auf seinen Veranstaltungen als Werbeträger für die Wirksamkeit seiner Vitaminpillen vorgeführt. Die Eltern, die auch jetzt noch an Rath glauben, hatten im Mai 2003 eine Chemotherapie ihres Sohnes abgebrochen, weil sie sich von diesen Präparaten bessere Heilungschancen erhofften. Doch am 1. November 2004 verstarb Dominik. Sofort schaltete Rath großflächige Anzeigen mit der Behauptung, Dominik sei nicht an Krebs, sondern an Herzversagen und ärztlichen Kunstfehlern – dem „Pfusch der Schulmedizin“ – gestorben. Bei der Obduktion der Leiche wurde allerdings ein großer Tumor in der Brust festgestellt, der auf Lunge und Herz gedrückt hat. Deshalb wollen die Ärzte, die Dominik zuletzt behandelt haben, gegen Rath klagen.

Parallelen zu dem Krebsarzt Dr. Geerd Hamer sind unschwer zu erkennen. Dieser führte gegen den Krebs allerdings keine Vitaminpräparate, sondern eine mentale Konfliktlösung ins Feld. Mit seiner „Germanischen Neuen Medizin“ behauptete auch er, Tumore beseitigen zu können. Im Fall seiner damals sechsjährigen Patientin Olivia gelang ihm dies aber nicht – ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends. Nach monatelangem Streit und einem Gerichtsurteil – die Eltern sind nach wie vor Anhänger der Neuen Medizin und werben (!) gegen teures Geld für diese Alternativmedizin – wurde Hamer die Weiterbehandlung schließlich entzogen und Olivia schulmedizinisch kuriert. Im Oktober 2004 wurde Hamer nun in Spanien verhaftet und nach Frankreich ausgeliefert, wo er eine Freiheitsstrafe wegen Betrugs und Beihilfe zur illegalen Arzttätigkeit abbüßen muss.

Michael Utsch