Esoterik

Kriele-Kreis in der Krise

(Letzter Bericht: 1/2006, 30ff)) Die „Engel-Dolmetscherin“ Alexa Kriele will sich in der kommenden Zeit stärker aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Wie sie und ihr Ehemann, der frühere Richter am Verfassungsgerichtshof Nordrhein-Westfalen, Prof. em. Dr. Martin Kriele, im aktuellen „Brief an die Freunde“ des „Hauses der Christosophie“ mit Sitz in Möggers (Österreich) mitteilen, wird Alexa Kriele keine „Lesereisen“ mehr durchführen und auch bei esoterischen „Engelkongressen“ nicht mehr auftreten: „Das 13. Jahr war für uns ein Jahr der Krise mit intensivierten Infragestellungen von zwei Seiten: Einerseits soll Esoterik weder christlich noch intellektuell anspruchsvoll sein, andererseits soll Christlichkeit die Mauern der Tradition nicht aufbrechen dürfen; die Engel sollen den Mund halten und den Theologen das Feld überlassen. Nun ist das persönliche Einstehen wieder stärker gefordert, und wir hatten menschliche Enttäuschungen zu verkraften. Viele Freunde haben sich in wunderbarer Weise bewährt, und es haben sich neue Türen geöffnet ... Die neuen Aufgaben erfordern ein größeres Maß an Zurückgezogenheit und Konzentration, auch auf unsere sechsköpfige Familie.“ (4/2008, 1) Derzeit scheint also der Kriele-Kreis, der seit dem 20. Februar 1995 „mit den Engeln arbeitet“, eine innere Krise zu durchleben. Für Irritationen und auch für Ernüchterung im „Haus der Christosophie“ dürfte die mehrfache Mitwirkung Alexa Krieles im Rahmen der von Wulfing von Rohr1 initiierten „Engeltage“ (www.engeltage.org) gesorgt haben, bei denen typische esoterische Engel-Medien („Channels“) wie Doreen Virtue und Sabrina Fox2 aufgetreten sind. Alexa Kriele möchte indes nicht als Channel-Medium gelten.3

In dem Rundbrief rät der „Hohelehrer“ in einer Mitteilung an Alexa Kriele: „Das 13. Jahr ist immer Krisenzeit. Der Kreis ist durchschritten. Entweder ihr öffnet ihn zur Spirale, d. h. ihr setzt die Arbeit auf einer höheren Ebene fort. Oder ihr erstarrt in unfruchtbarer Wiederholung. Deshalb: Die Krise bewusst als solche durchleben, loslassen, abwarten, zuversichtlich sein, nicht resignieren oder gar verzweifeln, auch nicht angesichts missbrauchten Vertrauens und anderer menschlicher Enttäuschungen“ (10). An anderer Stelle übt der „Hohelehrer“ nicht nur scharfe Kritik an kirchlich Distanzierten, sondern verliert auch über die gegenwärtige Esoterik-Szene deutliche Worte: „Andere lassen sich faszinieren von fremden, vor allem fernöstlichen Religionen, von Astrologie oder von dem, was sich heute auf den sogenannten ‚Esoterikmessen’ oder ‚Esoterikkongressen’ präsentiert, was allerdings mit Esoterik nicht mehr viel zu tun hat. Da findet ihr ein Konglomerat von ein bisschen Medizin, Wissenschaft, Kunst, Kultur, Bildung, Wellness, Lebenshilfe usw., nur nicht mit derselben Seriosität und Gründlichkeit wie in den jeweiligen Fachdisziplinen, und es spielt auch viel Aberglaube hinein. Da finden sich Menschen zusammen, die eine gewisse Sensibilität für das Mysterium haben, aber nicht wirklich arbeiten wollen, sondern sich sozusagen mit ‚fast food’ abspeisen lassen“ (6). Die zurückliegenden zwölf Jahre standen nach eigenen Angaben im Zeichen der Verbreitung der Engelmitteilungen, jetzt sei jedoch deren praktische Umsetzung gefordert. Die Engel eröffneten jetzt einen „mystischen Weg“. Dies würde eine höhere Konzentration erfordern. Deshalb will die „Engel-Dolmetscherin“ in diesem Jahr nur den jährlichen Sommerkurs und „einige Seminare“ anbieten.

Mittlerweile liegt ein Kartenset zum Buch „Die Engel weisen Wege zur Heilung“ vor. Für September 2008 ist ein Buch über die „Farben des Regenbogens“ geplant. Für 2009 soll wieder der Kalender mit „Engelworten“ erscheinen. Regelmäßig finden an jedem ersten Freitag des Monats im Kriele’schen Privathaus „Offene Abende“ statt. Im Rahmen des „Sommerkurses“ gibt es täglich eine 90-Minuten-„Engelstunde“, „in der Engel zu grundlegenden Fragen rund um das Thema ‚Wunder’ sowie zu den einzelnen Wundern Jesu Stellung nehmen werden.“ Zwei Tagesveranstaltungen mit „gemeinsamer Engelstunde“ im Herbst stehen unter dem Thema „Schutz, Trost, Zuversicht – die Engel der Mutter“ bzw. „Glücklich leben“. Besonders apart ist der beigefügte Hinweis auf den Veranstaltungsort im österreichischen Lochau: Schloss Hofen – Zentrum für Wissenschaft und Weiterbildung.

1 Vgl. den vorstehenden Beitrag „Mit Lichtwesen das eigene Leben versüßen?“ S. 227ff.

2 Siehe S. Murken / S. Namini, Himmlische Dienstleister. Religionspsychologische Überlegungen zur Renaissance der Engel, EZW-Texte 196, Berlin 2007.

3 Vgl. Matthias Pöhlmann, Beruf: „Engel-Dolmetscherin“. Alexa Kriele und ihr „Haus der Christosophie“, in: Michael N. Ebertz / Richard Faber (Hg.), Engel unter uns. Soziologische und theologische Miniaturen, Würzburg 2008, 59-66.


Matthias Pöhlmann