Lebenshilfe im buddhistischen Gewand
Beobachtungen zur Transformation des ZEN in „Buddhas Weg"
Wer ins Odenwalddorf Siedelsbrunn kommt, wird vielleicht überrascht sein: Die Bushaltestelle beim Wanderparkplatz am Ortseingang trägt den Namen „Buddhas Weg“. Folgt man vom Parkplatz aus „Buddhas Weg“, steht man tatsächlich nach einigen Metern vor einem großen, nach asiatischem Vorbild erbauten Tor, vermeintlich der Eingang zu einem buddhistischen Tempel, dahinter – von zahlreichen Buddhastatuen gesäumt – ein Stufenweg hinauf zu einem schlichten, funktional anmutenden Bau: eher ein Klinikgebäude als eine religiöse Stätte. Die Verwunderung dürfte sich nochmals steigern, wenn man den Garten hinter der Klinik betritt: ein Ort der Ruhe unter den Augen einer Statue des Padmasambhava, der Legende nach der Begründer des tibetischen Buddhismus und zugleich Inkarnation des Buddha Amitabha. Augenscheinlich hat hier eine Transformation von einer Klinik zu einem buddhistischen Zentrum stattgefunden. Was genau verbirgt sich hinter den Mauern der ehemaligen Klinik? Was erwartet Menschen, die Buddhas Weg in Siedelsbrunn folgen? Wie hat sich Buddhismus auf seinem Weg in den Odenwald und in ein ehemaliges Klinikgebäude transformiert?
1 „Buddhas Weg“ in Siedelsbrunn
Buddhas Weg ist nach eigenen Angaben ein buddhistisches Kloster, Seminar- und Gästehaus und Gesundheitszentrum. Es befindet sich in Trägerschaft der deutsch-vietnamesisch-buddhistischen Gemeinde e. V. (DVBG) mit Sitz in Frankfurt am Main, die zugleich Trägerin der Pagode Phat Hue in Frankfurt ist. Diese wurde 2002 von Thich Thien Son (bürgerlicher Name: Mai Hue Giang Tran)1, einem vietnamesischen Zen-Meister,2 eröffnet; die Eröffnung des Zentrums Buddhas Weg in Wald-Michelbach, Ortsteil Siedelsbrunn, im Odenwald folgte 2009.3 Hierfür wurde die Liegenschaft einer ehemaligen psychosomatischen Klinik erworben und umgestaltet.
Kloster und Gesundheitszentrum: Über die Klostergemeinschaft im Zentrum erfährt man aus dem Internet, dass Mönche und Nonnen der Mahayana- und der Theravada-Tradition zusammenleben; geleitet wird die Gemeinschaft von Young Gong, einer koreanischen Nonne der Mahayana-Tradition.4 Im ans Kloster angeschlossenen Gesundheitszentrum sind mehrere Heilpraktiker:innen und Wellness-Therapeut:innen tätig. Als Schwerpunkte sind Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und Beratungsangebote auf der Grundlage buddhistischer Psychologie auszumachen. Hinzu kommen Wellness-Angebote (v. a. unterschiedliche Formen von Massage) und Fastenkurse. Die Anbieter:innen sind teilweise zugleich Kursleiter:innen im Rahmen des Seminarprogramms.5
Gästehaus mit Seminarbetrieb: Die größte Außenwirkung des Zentrums haben das Seminar- und Gästehaus mit angeschlossenem Café (Teehaus). Das Seminarprogramm besteht aus wiederkehrenden Kursen mit einem festen Team von Kursleitungen; im Jahr 2022 wurden rund 220 Seminare und Workshops angeboten, darunter viele ein- oder zweitägige Veranstaltungen. Die große Mehrzahl der Seminare bezieht sich auf die buddhistische Praxis oder die buddhistische Psychologie; weitere Angebote, die den Feldern der Esoterik und der Lebenshilfe zugerechnet werden können, ergänzen das Programm.
2 „Thay“ alias Thich Thien Son und der Lin Chi-Zen in vietnamesischer Tradition
Mehrmals im Monat finden Seminare im Rahmen einer größeren Reihe unter dem Titel „Weg zu sich mit ZEN“ statt. Dies ist offenbar ein Schwerpunkt des Seminarangebots. Nach Auskunft auf der Homepage handelt es sich um Zen in der Tradition des Lin Chi.6 Lin Chi war ein chinesischer Chan (jap. Zen)-Meister im 9. Jahrhundert u. Z. Er lehrte die Koan-Praxis und das plötzliche Erwachen und soll seine Schüler auch angeschrien oder geschlagen haben, um das Erwachen zu provozieren.7 Generell gilt Lin Chi als undogmatisch; es ging ihm darum, dass seine Schüler Vertrauen in die ihnen innewohnende Buddha-Qualität gewinnen, um zu erwachen.8 Aus dieser Tradition ging die Rinzai-Schule hervor, eine der beiden großen japanischen Zen-Schulen.
Der Kursleiter für diese so wichtige Zen-Seminarreihe ist „Thay“, über den man auf der Homepage von Buddhas Weg keine näheren Informationen erhält. Es bedarf einiger Recherche im Internet, um herauszufinden, dass es sich bei „Thay“ um Thich Thien Son handelt, den Gründer der Pagode Phat Hue und des Zentrums Buddhas Weg. Er stammt aus Vietnam und war buddhistischer Mönch. Bis 2014 war er Abt der Pagode Phat Hue und des Klosters Buddhas Weg. Seit 2009 stehen Missbrauchsvorwürfe gegen ihn im Raum, die im Februar 2011 zu seinem Ausschluss aus der Deutschen Buddhistischen Ordensgemeinschaft (DBO) geführt sowie im Januar 2014 seinen Rücktritt vom Amt des Abtes motiviert haben.9 Offenbar verwendet er seit seinem Austritt aus dem Ordensstand nicht mehr seinen Mönchsnamen Thich Thien Son, sondern lässt sich mit dem Namen „Thay“ anreden. Im Folgenden wird von Thay Thien Son – so nennen ihn auch seine Schüler:innen – die Rede sein. Er hat bis heute das Amt des Ehrenvorsitzenden der DVBG inne.10
Was den heutzutage in Vietnam praktizierten Buddhismus betrifft, so ist dieser in der Regel eine Verbindung verschiedener Mahayana-Schulen, darunter auch die Zen-(vietn. Thien-)Schule. Weit verbreitet ist zudem die Volksreligion „Drei Lehren“, die Mahayana-Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus vereint.11 Die Geschichte des vietnamesischen Zen-Buddhismus zeigt eine eigenständige Entwicklung der Tradition, die sich nicht allein als eine Beeinflussung durch chinesischen Chan-Buddhismus erklären lässt, doch geht das heute in Vietnam verbreitete Zen durchweg auf Lin Chi zurück.12 Es ist also erwartbar, dass Thay Thien Son in der Tradition des Lin Chi steht. Zugleich ist klar, dass wir es bei ihm nicht mit dem Zen der japanischen Rinzai-Schule zu tun haben, sondern mit einer eigenen vietnamesischen Tradition, die von Thay Thien Son so transformiert wurde, dass sie „mehr auf die Individualität des Einzelnen ausgerichtet [ist] im Vergleich zu der in Asien verbreiteten ZEN [sic!] -Praxis.“13 Diese Weiterentwicklung lässt sich in eine lange Reihe von Transformationen einzeichnen, die der Zen-Buddhismus seit seiner Entstehung im 7./8. Jahrhundert u. Z. durchlaufen hat.
3 Transformationen des Zen – Ein kurzer Überblick
Traditioneller Zen-Buddhismus
Zen ist eine Schule des Mahayana-Buddhismus. Die legendarische Gründergestalt ist der Mönch Bodhidharma, auf den die zentralen Merkmale des Zen zurückgeführt werden: die Praxis des stundenlangen stillen Sitzens mit gegenstandslos konzentriertem Geist, die Erleuchtung im Sinne des Erkennens der wahren Natur des Seins, eine Überlieferung jenseits heiliger Schriften und die Traditionsweitergabe jenseits des rationalen Denkens („von Herz zu Herz“) unmittelbar von Lehrer zu Schüler.14 In den Lehraussagen, die es gleichwohl gibt, unterscheidet sich der Zen-Buddhismus nicht wesentlich von anderen Mahayana-Schulen.15
Ausgehend von China hat sich der Zen-Buddhismus im südostasiatischen Raum vor allem in Japan, Korea, Taiwan und Vietnam ausgebreitet. Seit dem 20. Jahrhundert findet er auch weltweit immer mehr Anhänger:innen.
Zen im Westen – „Suzuki-Zen“
Zen, wie es heute in westlichen Ländern gelehrt und praktiziert wird, unterscheidet sich von älteren Formen und auch von der Praxis des Zen in den traditionellen Herkunftsländern. Zugleich hat diese Transformation Auswirkungen auf die Lehre und Praxis in den Herkunftsländern.16 Geprägt ist das westliche Bild des Zen-Buddhismus vom japanischen Zen mit seiner strengen und schlichten Ästhetik. Mit dem Begriff Zen werden Einfachheit, Konzentration, Entspannung, Friedfertigkeit und Ausgeglichenheit assoziiert.17
Westliches Zen ist vor allem durch die Schriften Daisetz Teitaro Suzukis geprägt. In seiner Interpretation wurde Zen an westliches Denken anschlussfähig. Von Suzuki stammt die Idee, Zen sei eine religions- und weltanschauungsfreie Praxis,18 in deren Mittelpunkt persönliche Heilssuche und individuelle Erfahrung stehen. Als Ziel der langen und mühevollen Praxis des Sitzens in der Stille (jap. zazen) wird ein die Persönlichkeit umwälzendes Erlebnis in Aussicht gestellt (jap. satori). Merkmale des „Suzuki-Zen“ sind weiterhin Unkonventionalität, das Ablehnen von Dogmen und die Ablehnung von Ritualen, sofern sie nicht unmittelbar mit der Praxis der Sitz-Meditation verbunden sind.19 Suzuki konstruiert Zen als einen Gegensatz zwischen technisch-logischem westlichem Denken und synthetischem, intuitivem, nicht-diskursivem asiatischem Denken; dabei greift er auf klassische romantische Motive zurück wie Ursprünglichkeit, Hochschätzung der Natur oder Intuition.20
Neo-Buddhismus und Psychotherapie
Suzukis Schriften und Vorträge stießen auf Resonanz bei westlichen Gelehrten, u. a. im Bereich der Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Insbesondere durch die Begegnung Suzukis mit Carl Gustav Jung und Erich Fromm wurde Zen „im Westen … als eine Form psychologischer Heilung bekannt“21. Zen und Psychotherapie scheinen das gleiche Ziel zu verfolgen, nämlich Wiederherstellung von Ganzheit. Das, was beim Erleuchtungserlebnis zum Vorschein kommt, interpretierte Jung als Inhalte aus dem Unbewussten. Durch diesen Rezeptionsstrang wurde die Grundlage dafür gelegt, Zen als eine Technik zur Veränderung des Selbst zu verstehen.22
Westliches Zen wie auch andere neo-buddhistische Formen üben auf Menschen in Deutschland (und anderen Industrienationen) im 21. Jahrhundert eine große Faszination aus. Der Buddhismus in dieser Transformation erweist sich an mehrere gesellschaftliche Megatrends als anschlussfähig: Es handelt sich um eine am Individuum ausgerichtete Praxis (Individualisierung), die undogmatisch und institutionskritisch erscheint; es bedarf keines religiösen Bekenntnisses, um (Zen-)Buddhismus zu praktizieren (Säkularisierung); dennoch wird Transzendenzerfahrung verheißen, die zugleich Einsichtnahme in das eigene wahre Wesen verspricht und somit Wege zur Selbsterkenntnis und Selbstoptimierung eröffnet. Im Zentrum steht die Erfahrung. Der Weg zu dieser Erfahrung ist – als Weg der Entspannung und Stille – ein Gegen-Konzept zur Konsumorientierung des Kapitalismus. Auch die Ästhetik ist ansprechend: Sie ist schlicht und zugleich unkonventionell und exotisch. Im Gegensatz zu Angeboten der Esoterik-Szene, die ebenfalls an konsum- und zivilisationskritischen Megatrends der Gegenwart partizipiert, scheint die Anbindung spiritueller Selbsterfahrung an die Tradition des als undogmatisch und friedfertig23 geltenden Zen-Buddhismus auch deshalb attraktiv, weil sie dem eigenen spirituellen Weg nochmals mehr Seriosität verleiht.
4 Transformation des Zen in „Buddhas Weg“
Auch bei Thay Thien Son in Buddhas Weg haben wir es mit westlich transformiertem Zen zu tun. In der Darstellung des Kurses „Weg zu sich mit ZEN“ und der mit dem Kurs assoziierten weiteren Seminare im Internet lassen sich Grundzüge erkennen. Durch Einblicke, die die Autorin bei der Online-Teilnahme am Winter-Retreat 2022 gewinnen konnte, werden diese bestätigt.
Transformation der Praxis
Die Seminarreihe „Weg zu sich mit ZEN“ will eine speziell auf die Bedürfnisse westlicher Menschen zugeschnittene Transformation des Zen vermitteln: Die Individualität des Einzelnen wird stärker betont,24 es wird kein Beitritt zu einer religiösen Institution erwartet,25 jedoch bedarf es eines Lehrers oder Meisters, der einen individuell auf diesem Weg begleitet.26 Explizit erwähnt wird, dass das in Siedelsbrunn und in der Pagode Phat Hue gelehrte Zen mehr ist als Sitz-Meditation. Die Angebotsform sind aufeinander aufbauende Seminare. Wer den kompletten 13-stufigen Weg durchlaufen will, kann damit rechnen, dafür rund vier Jahre lang regelmäßig an Seminaren teilzunehmen.27 Es werden eine Ausbildung zum Zen-Lehrer angeboten sowie Ergänzungs-Kurse (Karmalehre, Generationsaufstellung/Familienkarma, Bewusstseinsschule) und einwöchige Retreats.
Der Kurs wird anhand des buddhistischen Konzepts der fünf Skandhas (sog. Aneignungsgruppen, die nach buddhistischem Verständnis die Persönlichkeit ausmachen) als Stufenweg beschrieben, auf dem der/die Schüler:in zunehmend Klarheit über den eigenen Körper, die eigenen Gefühle und Emotionen, über eigene Ansichten und Konzepte sowie über eigene Gewohnheitsstrukturen und Wahrnehmungsprozesse erlangen kann.28
Die Ziele entsprechen denen, die auch anderswo auf dem Lebenshilfe-Markt und im Bereich alternativ-therapeutischer Angebote verheißen werden: Selbstfindung, Befreiung von inneren und äußeren Blockaden, Zugang zu den eigenen Bedürfnissen, das Erkennen und Auflösen von Denkmustern, Steigerung von Lebensfreude und Lebensqualität, leichterer Umgang mit Alltagsproblemen, das Auflösen blockierender Ängste und einschränkender Sehnsüchte, Entfaltung des eigenen Potenzials. Wer diese Ziele erreicht, wird als „erwachter Mensch“ bezeichnet.29 Was vollständig in der Kursbeschreibung fehlt, sind religiöse oder spirituelle Ziele.
Als Methoden werden erwähnt: Arbeit mit inneren Anteilen (innere Eltern, innerer Richter), in Gefühle hineinspüren,30 Familien- und Themenaufstellungen, Rückführungen in die Kindheit, den Urschrei befreien31, die Arbeit mit Chakren32. Auch hier fehlen religiöse „Methoden“ wie Rituale oder die Sitz-Meditation.33 Eine kohärente Darstellung des 13-stufigen Zen-Wegs ist trotz der ausführlichen Darstellungen auf beiden Homepages nicht zu finden. Dieser Befund irritiert in Anbetracht der offensichtlich großen Bedeutung dieses umfangreichen Kurses im Seminarprogramm von Buddhas Weg.
Inszenierung des Zen-Lehrers
Betritt man in Siedelsbrunn das ehemalige Klinikgelände, so findet man viele buddhistische Bilder aus unterschiedlichen Traditionslinien. Insbesondere das Außengelände ist mit zahlreichen Buddhafiguren gestaltet. Thay Thien Son inszeniert sich als buddhistischer Lehrer, indem er seine Vorträge in der Buddha-Halle vor einer großen Buddha-Statue sitzend hält. Sein Betreten des Raums erfolgt erst, wenn die Zuhörenden bereits versammelt sind, und wird durch ein Klangzeichen markiert; vergleichbar wird sein Verlassen des Raums inszeniert. Seinem Selbstverständnis nach, aber auch im Verständnis der Schüler:innen ist er der Lehrer mit deutlichem Wissens- und Erfahrungsvorsprung, der durch Vermittlung seiner Lehre seine Anhänger:innen ebenfalls zur Erfahrung des Erwachens führen kann. Auf dem Weg dorthin ist er Wegbegleiter und Ratgeber auch oder gerade in Alltagsfragen.34 Es finden in Buddhas Weg Zufluchtnahme-Zeremonien statt, in denen Schüler:innen in die Traditionslinie des Lin Chi aufgenommen werden.35 In seinen Lehrvorträgen verwendet Thay Thien Son viele buddhistische Begriffe auf Sanskrit (z. B. skandha, dharma), was ebenfalls seinen Vorsprung in der Kenntnis des Buddhismus markiert.
Eigenständige Verbindung von Zen und Psychotherapie
Merkmale des in Buddhas Weg gelehrten Zen sind Fokussierung auf das Individuum, Primat der Erfahrung, Erleuchtung als bewusstseinserweiterndes Erlebnis, Demokratisierung der Praxis durch die Eröffnung von Zugangswegen für Laien – ähnlich der japanischen Sanbokyodan-Schule – und Autorisierung von Laien zu Lehrer:innen36 sowie, damit einhergehend, der Alltag als Ort und Zeit der Praxis. Wir haben es also mit neo-buddhistischem westlichem Zen zu tun, das zugleich an die Entwicklung anknüpft, Zen und Psychotherapie miteinander zu verbinden. Offensichtlich hat Thay Thien Son eine eigene Form der Aufstellungsarbeit und einen eigenen Beitrag zur buddhistischen Psychologie – eine Art Erweiterung der Arbeit mit dem „inneren Kind“ oder mit inneren Persönlichkeitsanteilen – entwickelt; ab 2023 bietet er hierzu eine Seminarreihe an.37 Details über seine Konzepte sind ansatzweise über Veröffentlichungen seiner Schüler:innen im Internet zu finden.38
Im Zuge der damit einhergehenden Transformation des Zen geschieht etwas höchst Überraschendes: Auf häufige, lang andauernde Sitz-Meditationen,39 die in allen Traditionslinien und bei allen bisherigen Transformationen des Zen die zentrale, sich aus der Gründungslegende ableitende Praxis darstellt, wird verzichtet. Doch was tritt nun bei Thay Thien Son an die Stelle der Sitz-Meditation? Nach Analyse der Beschreibung der Seminarreihe „Weg zu sich mit ZEN“ wie auch der Programme der Zen-Retreats und aufgrund des persönlichen Eindrucks der Autorin während der Online-Teilnahme an diversen Vorträgen Thay Thien Sons drängt sich der Eindruck auf, dass die Praxis der Sitz-Meditation weitgehend durch alternativ-therapeutische Selbsterfahrungseinheiten und auf diese bezogene Lehrvorträge ersetzt wird. Die Selbsterfahrung findet nicht nur bei Seminaren und Retreats statt, sondern wird durch Übungen im Alltag weitergeführt. Diese Transformation der Zen-Praxis steht in Wechselwirkung mit einer Transformation zentraler buddhistischer Inhalte, wie dies am Beispiel des Verständnisses der Buddha-Natur exemplarisch gezeigt werden soll.
5 Refigurationen der Buddha-Natur im Kontext der Transformation des Zen
Was im Mahayana-Buddhismus unter Buddha-Natur verstanden wird, hat bis heute eine lange Reihe von Transformationen durchlaufen. Unterschiedliche Sichtweisen stehen nebeneinander. Im Lotus-Sutra wird vorausgesetzt, „dass jeder das Potenzial besitzt, zum Buddha zu werden“40. Da der Geist durch Gier, Hass und Verblendung befleckt ist, bedarf es der Reinigung. Eine andere Tradition geht von der Identität zwischen dem Potenzial zur Buddhaschaft (tathagatagarbha) und der vollen Buddhaschaft aus. Zweck der Praxis ist dann eine Veränderung der Wahrnehmung: Im Moment des Erwachens wird der/die Praktizierende der eigenen Buddha-Natur vollständig gewahr. Daneben existiert das Verständnis, dass der ewige, transzendente Buddha-Körper mit der wahren Natur alles Seienden gleichzusetzen sei, wodurch alles Anteil an der Buddha-Natur hat.41
Buddha-Natur im frühen Chan-Buddhismus und im japanischen Soto-Zen
Bereits der 6. Zen-Patriarch des Hui-neng übte Kritik an buddhistischer Praxis als einer andauernden Reinigung. Er postulierte die Unterschiedslosigkeit zwischen Buddha-Natur und Befleckung in der Leerheit. Dabei ging es ihm letztlich um eine Radikalisierung der Übung des Loslassens: Selbst die Intention, mithilfe der Praxis ein bestimmtes Ziel zu erreichen, soll losgelassen werden.42 Die völlig absichtslos geübte Sitz-Meditation, d. h. die Realisation der Leerheit (shunyata), ist die Vollendung dieser Praxis. Vertreter der „plötzlichen Erleuchtung“, wie beispielsweise Lin Chi, lehnen darum die Vorstellung einer graduell fortschreitenden Erleuchtung ab, weil diese ein Ausdruck dualistischen Denkens wäre, von dem man jedoch in der Leerheit befreit ist.43 Das Aufgeben aller Formen des dualistischen Denkens ist der Inhalt der Praxis, die in der Form der Sitz-Meditation, aber auch in anderen Formen wie beispielsweise der Koan-Schulung oder den Zen-Künsten geübt werden kann.44 Im japanischen Zen postuliert Dogen, der Begründer der Soto-Schule, die Non-Dualität von Übung und Erleuchtung; somit ist „das traditionelle Streben nach der Erleuchtung selbst bereits die wahre Manifestation der authentischen Erleuchtung“45 und damit Realisation der Buddha-Natur.
Erfahrungsmäßiger Zugang zur Buddha-Natur im „Suzuki-Zen“
Auch im Zuge der Transformation des Zen im Westen („Suzuki-Zen“) kam es zu einer Neuinterpretation des Topos Buddha-Natur: Die Erleuchtungserfahrung wird als eine unmittelbare Einsicht in die Wirklichkeit an sich interpretiert; sie findet jenseits von Worten und jeder Dualität statt. Erkenntnis der Buddha-Natur wird so zugleich zur Erkenntnis des Seins an sich in der Erfahrung der Non-Dualität alles Seienden. In der Verbindung von Zen-Buddhismus und humanistischer Psychologie wurde daran anknüpfend das Erkennen der Buddha-Natur als Erkennen des wahren Selbst interpretiert. Letzteres wird mittels Befreiung von psychischen Störungen (Stichwort Selbst-Verwirklichung) erlangt.46 In beiden voneinander abhängigen Interpretationssträngen fällt die starke Betonung des Erfahrungsmoments der Erleuchtung auf. Die Buddha-Natur als Natur alles Seienden oder als wahres Selbst ist kein Lehrgegenstand, sondern eine unmittelbare Erfahrung jenseits von Lehre und jenseits von Worten.
Einheitsbewusstsein und transformiertes Leid in „Buddhas Weg"
Thay Thien Sons Verständnis der Buddha-Natur nimmt vorangegangene Transformationen auf, führt sie aber in spezifischer Weise weiter: Er versteht Buddha-Natur als ein Einheitsbewusstsein, als reine Energie, als den inneren Buddha und das Allumfassende zugleich. Ziel der buddhistischen Praxis ist die Erkenntnis der Buddha-Natur im Sinne einer das Leben verändernden Erfahrung: Diese Erfahrung ist nicht logisch und sprengt geläufige Vorstellungen von Zeit und Raum. Erreicht wird sie durch eine höhere Bewusstseinsebene, in der die Dualität aufgehoben ist. In dieser Erfahrung erweitert sich das Ich in die Unendlichkeit, womit zugleich die Individualität aufgehoben ist. Diese Erfahrung bedeutet nicht das Ende von Karma und Samsara, sondern die Integration in eine Daseinsform, die sich von Karma und Samsara nicht mehr affizieren lässt; der Mensch erfährt dies als Selbst-Akzeptanz und erkennt, dass Leid zum Leben dazugehört und das Leben selbst einem alles gibt, was man braucht.47
Entscheidende Momente von Thay Thien Sons Verständnis der Buddha-Natur sind demzufolge der radikale Ich-Bezug und die ebenso radikale Erfahrungsorientierung. Der Weg zu dieser Erfahrung ist die Bewusstseinsschulung im Sinne therapeutischer Arbeit an der eigenen Persönlichkeit mithilfe der von ihm geleiteten Seminare. Deren Hauptziel ist es, als störend empfundene psychische Prägungen abzulegen und Distanz zur eigenen Emotionalität zu trainieren, um so alles loszulassen, was von der Erfahrung der Non-Dualität als einer Karma und Samsara integrierenden Daseinsform trennt. Thay Thien Son knüpft an die auf Hui-neng zurückgeführte Tradition an, wenn er das Loslassen als wichtige Übung lehrt. Jedoch transformiert er die Übung des Loslassens, die in der absichtslos geübten Sitz-Meditation ihre Vollendung gefunden hatte, radikal zur trainierbaren – und somit verfügbaren – Selbst-Erfahrung, die in Selbst-Akzeptanz münden soll. Die zentralen Momente der Absichtslosigkeit der Übungen und der Unverfügbarkeit der Erfahrung gehen hierbei verloren.
Diese Refiguration der Buddha-Natur setzt ein transformiertes Verständnis von Leid, einem zentralen Begriff buddhistischer Anthropologie und Soteriologie, voraus. Wird traditionell unter „Leid“ (sanskr. dukha) das unerlöste menschliche Leben verstanden,48 gebraucht Thay Thien Son den Begriff im Sinne des Alltagsverständnisses für individuell als unangenehm empfundene Zustände. In seinen Vorträgen veranschaulicht er dies durch Beispiele: Konflikte in Partnerschaften, zwischen Eltern und Kindern, mit Nachbarn oder Vermietern, am Arbeitsplatz, finanzielle Sorgen, Leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl usw.
Auch hier wird Zen als radikal individualisierte Praxis gelehrt. Das traditionell buddhistisch formulierte Ziel der Befreiung vom Leid wird beibehalten, der Weg dorthin wird an das Verständnis von Leid angepasst, indem die Ursachen solcher als leidvoll erlebten Konflikte durch die Teilnahme an den Zen-Seminaren und die Befolgung von Ratschlägen zur Umsetzung des dort und in wöchentlich stattfindenden Dharma-Vorträgen Gelernten vom Individuum ausgeräumt werden sollen. Die Verheißung, die am Ende dieses Weges steht, heißt volle Entfaltung des eigenen Potenzials, welches – wie bereits beschrieben – mit der wahren Natur, d. h. der Buddha-Natur, identifiziert wird.
Transformiertes Lehrer-Schüler-Verhältnis – Life-Coach und Ratsuchende
Auch die Rolle des Zen-Lehrers transformiert sich bei Thay Thien Son. Nach seinem Rückzug aus der Leitung des Klosters und damit aus der Öffentlichkeit ist er weiterhin der wichtigste Zen-Lehrer in Buddhas Weg. Mit der Mönchsordination wurde ihm die Lehrbefähigung als buddhistischer Lehrer verliehen; seine Autorisierung bezieht sich also auf buddhistische Lehre und Praxis. Durch die von ihm vollzogene radikale Transformation des Zen transformiert sich seine Rolle von der des Lehrers zum Therapeuten oder Life-Coach.
Bei keiner der Autorin bekannten Transformation des Zen stand bislang die Praxis der Sitz-Meditation als verzichtbar zur Disposition. Sie ist wesenhafter Kern des Zen und begrenzt die nicht anfechtbare Autorität eines Zen-Lehrers. Die Autorität des Lehrers berührt zwar auch in traditionellen Zen-Schulen Fragen der Alltagsgestaltung – jedoch nur insofern, als diese auf die Praxis der Sitz-Meditation bezogen sind. Thay Thien Son hat durch seine Transformation des Zen diese über Jahrhunderte geübte Praxis durch von ihm selbst – unter Rückgriff auf diverse alternativ-therapeutische Konzepte – entwickelten Selbsterfahrungs-Seminare ersetzt. Dadurch wird der Zen-Lehrer zum Therapeuten unter Beibehaltung seiner unanfechtbaren Position. Es wäre lohnend, diesen Vorgang der Selbst-Autorisierung bezüglich des damit verbundenen Machtzuwachses eingehender zu untersuchen. Denn Buddhismus ist traditionell ein religiöser Erlösungsweg. Wird die spirituelle Praxis der Meditation weitgehend durch alternativ-therapeutische Angebote ersetzt, wird aus dem spirituellen ein therapeutischer Heilsweg. Das von Thay Thien Son transformierte Zen hat hier etwas von einem Vexierbild, das zwischen spirituellem und therapeutischem Angebot unvermittelt wechselt. Hier besteht das Potenzial, dass Teilnehmende an Zen-Seminaren in Buddhas Weg subtil und unfreiwillig durch die Form des Angebots und die Inhalte der Dharma-Vorträge aus der Rolle spirituell Suchender in die Rolle hilfsbedürftiger Ratsuchender gedrängt und alltägliche Konfliktsituationen spirituell aufgeladen werden.
6 Resümee
Auf seinem Weg aus China über Vietnam nach Frankfurt und in den Odenwald hat sich Zen unter der Federführung von Thay Thien Son an zentralen Herzstücken wie der Praxis der Sitz-Meditation, dem Verständnis des Leids und der Buddha-Natur unübersehbar transformiert und deutliche Züge von Life-Coaching und Selbsterfahrung angenommen. Bestehen bleibt die Verheißung, auf dem Zen-Weg zum Erleuchteten zu werden. Die Transformation impliziert eine Wandlung sowohl der Rolle des Lehrers als auch der Rolle der Schüler:innen: Der Lehrer erfährt einen kaum zu kontrollierenden Zuwachs an Macht, Zen-Schüler:innen sind nicht mehr nur spirituell Suchende, sondern auch Ratsuchende. Der Blick durch das buddhistische Tor bei der Bushaltestelle „Buddhas Weg“ in Siedelsbrunn wird so zum Sinnbild: ein von Buddhafiguren gesäumter und somit spirituell aufgeladener Stufenweg hinein in ein therapeutisches Setting.
Sabine Bayreuther, 03.07.2023
Literatur
Anders, Anne Iris Miriam/Utsch, Michael (2020): Missbrauch in religiösen Gemeinschaften anhand von Fallbeispielen buddhistischer Gruppen, in: Persönlichkeitsstörungen. Theorie und Therapie 24/3, 222–238.
Baumann, Martin (2018): Geschichte und Analyse der Anpassung und Etablierung des Buddhismus in Ländern außerhalb Asiens, in: Hutter, Manfred (Hg.): Der Buddhismus III. Ostasiatischer Buddhismus und Buddhismus im Westen, Stuttgart, 379–462.
Brück, Michael von (2004): Zen. Geschichte und Praxis, München.
Freiberger, Oliver/Kleine, Christoph (2011): Buddhismus. Handbuch und kritische Einführung, Göttingen.
Prohl, Inken (2010): Zen für Dummies, Weinheim.
Schmidt-Leukel, Perry (2017): Buddhismus verstehen. Geschichte und Ideenwelt einer ungewöhnlichen Religion, Gütersloh.
Schumann, Hans Wolfgang (41997): Buddhismus. Stifter, Schulen und Systeme, München.
Sharf, Robert H. (1995): The Zen of Japanese Nationalism, in: Lopez, Donald S. (Hg.): Curators of the Buddha. The Study of Buddhism under Colonialism, Chicago, 107–160.
Vu, Trang-Dai (2018): Buddhismus in Vietnam, in: Hutter, Manfred (Hg.), Der Buddhismus III. Ostasiatischer Buddhismus und Buddhismus im Westen, Stuttgart, 175–197.
Internetseiten
https://buddhismus-kontrovers.info/der-fall-des-zen-meisters-thich-thien-son
https://jadebuddha-odenwald.de/buddhas-weg.php
Anmerkungen
- Vgl. https://buddhismus-kontrovers.info/der-fall-des-zen-meisters-thich-thien-son (Abruf der Internetseiten, wenn nicht anders angegeben: 27.12.2022).
- Vgl. http://www.phathue.de/ueber-uns/pagode.
- Vgl. https://www.jadebuddha-odenwald.de/buddhas-weg.php.
- Vgl. https://buddhasweg.eu/weg-zur-stille/gemeinschaft.
- Z. B. Claudia Keller: Sie bietet regelmäßig Meditations- und Yoga-Seminare an, https://buddhasweg.eu/weg-zu-sich/kursleiterinnen/claudia-kusalanandi-keller; Alessandro Sturniolo: Er bietet regelmäßig Seminare zum „Klang der Planeten“ und Klangreisen während Thay Thien Sons mehrtägigen Retreats an, https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/februar-2023/im-klang-der-planeten (Abruf: 28.1.2023).
- Vgl. https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/was-ist-zen (Abruf: 15.5.2023).
- Vgl. Prohl 2010, 335.
- Vgl. von Brück 2004, 54f.
- Die Missbrauchsvorwürfe wurden u. a. vom Spiegel publik gemacht: https://www.spiegel.de/spiegel/frankfurt-buddhistischer-abt-soll-klosterschueler-sexuell-belaestigt-haben-a-1208571.html. Eine ausführliche Darstellung durch Tenzin Peljor sowie eine kontroverse Diskussion um die Vorwürfe und die Rolle Thay Thien Sons ist zu finden unter https://buddhismus-kontrovers.info/der-fall-des-zen-meisters-thich-thien-son.
- Vereinsregister des Amtsgerichts Frankfurt a. M., Nummer des Vereins: VR 12372 (Stand 11.4.2023).
- Vgl. Vu 2018, 176.
- Vgl. Vu 2018, 190.
- https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/was-ist-zen (Abruf: 15.5.2023).
- Vgl. Prohl 2010, 51.
- Vgl. von Brück 2004, 7.
- Vgl. Baumann 2018, 382.
- Vgl. Prohl 2010, 302; Baumann 2018, 450.
- Vgl. Prohl 2010, 34.
- Vgl. Prohl 2010, 124ff.
- Vgl. Baumann 2018, 409; Prohl 2010, 145.
- Prohl 2010, 143.
- Vgl. Prohl 2010, 143f.
- Es braucht keine sonderlich tiefgehende Beschäftigung mit der Geschichte des Zen-Buddhismus, um herauszufinden, dass es sich bei beiden Zuschreibungen um Vorurteile handelt. Vgl. z. B. Sharf 1995 oder das Kapitel „Die andere Seite des Suzuki-Zen“ bei Prohl 2010, 129ff.
- https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/was-ist-zen; http://www.phathue.de/weg-des-zen/weg-des-zen-einleitung.
- http://www.phathue.de/weg-des-zen/weg-des-zen-einleitung. Auch Zen-Lehrende, die von Thien Son ausgebildet und beauftragt werden, müssen sich nicht zum Buddhismus bekennen. Vgl. https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/oktober-2022/ausbildung-zum-zenlehrer-modul-8.
- Vgl. http://www.phathue.de/weg-des-zen/weg-des-zen-einleitung.
- Vgl. https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/der-zen-weg.
- https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/der-zen-weg. Mit leichten Abweichungen wird der Kurs als 12-stufiger Kurs auf der Homepage der Pagode Phat Hue vorgestellt, http://www.phathue.de/weg-des-zen.
- Vgl. https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/der-zen-weg; https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/was-ist-zen.
- Vgl. https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/oktober-2022/weg-zu-sich-mit-zen-stufe-3; https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/juli-2022/weg-zu-sich-mit-zen-stufe-4.
- http://www.phathue.de/weg-des-zen/weg-des-zen-2.
- https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/der-zen-weg.
- Im Zusammenhang des Kurses Zen 4 ist von geführten Meditationen zur Rückführung in die Kindheit die Rede. Vgl. http://www.phathue.de/weg-des-zen/weg-des-zen-2 (Abruf: 29.3.2023). Im Zusammenhang der Ausbildung zum Zen-Lehrer werden als zu erlernende Meditationsformen erwähnt: Samatha (eine traditionell im Theravada-Buddhismus beheimatete Meditationsform, bei der Konzentration auf einen Gegenstand geübt wird), Vipassana (Einsichts-Meditation, die traditionell im Theravada-Buddhismus beheimatet ist) sowie die „Meditationsebenen“ Shunyata (Leerheit) und Karuna (Mitleid); vgl. https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/maerz-2023/ausbildung-zum-zenlehrer-modul-9 (Abruf: 29.3.2023).
- Beispielhaft hierfür ist Elisabeths Bericht über ihren persönlichen Zen-Weg im Zen-Blog der Homepage von Buddhas Weg, Beitrag vom 1.2.2019, https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/zen-und-ich-erfahrungsberichte (Abruf 15.5.2023).
- Die Autorin konnte am 1.1.2023 online an einer solchen Zeremonie teilnehmen. Bemerkenswert war auch hier die Inszenierung. Die Leiterin des Klosters in Buddhas Weg, Young Gong, kam für die Zeremonie extra in die Buddha-Halle, übernahm durch das Einnehmen des Platzes in der Mitte der Halle direkt vor der Buddha-Statue den Vorsitz der Versammlung, sprach selbst aber kein Wort. Die Zeremonie wurde durchgängig von Thay Thien Son geleitet, der schräg hinter Young Gong saß. Lediglich beim Akt einer Segnung der neu in die Lin-Chi-Linie Aufgenommen war sie die Handelnde.
- Einen Beleg dafür, dass tatsächlich Autorisierungen von Zen-Lehrer:innen stattfinden, kann man auf der Homepage eines von Thay Thien Son 2017 autorisierten Lehrers finden, https://www.nhankido.de/meditationslehrer-in-der-zen-tradition-linji/#more-295 (Abruf: 28.3.2023, auch der folgenden Internetseiten).
- https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/maerz-2023/unsere-inneren-sonnen-und-schattenkinder.
- Auf dem YouTube-Kanal der Heilpraktikerin für Psychotherapie, Susanne Bosch, kann man eine Reihe von Beiträgen finden, in denen buddhistische Psychologie und das Konzept der inneren Teile nach Thay Thien Son vorgestellt werden. Vgl. https://www.youtube.com/@susannebosch9132/videos. Bosch ist Schülerin von Thay Thien Son und bietet in Buddhas Weg Vorbereitungskurse auf die Heilpraktikerprüfung inkl. einer Ausbildung in buddhistischer Psychologie an. Vgl. https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/ausbildungen.
- In der Darstellung des Zen auf den Homepages der Pagode Phat Hue und von Buddhas Weg heißt es explizit, dass Zen nicht nur Meditation sei. Vgl. https://buddhasweg.eu/blog-media/zen-blog/was-ist-zen. Betrachtet man die Programme der mehrfach pro Jahr unter Thay Thien Sons Leitung stattfindenden Zen-Retreats, stellt man fest, dass lediglich insgesamt 1,5 Stunden Meditation am Morgen und am Abend zum Programm gehören, während der Dharma-Unterricht und der Austausch darüber mehr als die doppelte Zeit in Anspruch nehmen. Die Programme der Retreats sind bis Januar 2020 einsehbar: https://buddhasweg.eu/programm/aktuelle-programmuebersicht/januar-2020. Aufschlussreich ist dieser Befund im Vergleich zu den eher der Zen-Tradition entsprechenden Zen-Retreats unter Leitung der Leiterin der Klostergemeinschaft von Buddhas Weg Young Gong, wo täglich fünf Stunden meditiert wird.
- Schmidt-Leukel 2017, 216.
- Vgl. Schmidt-Leukel 2017, 218.
- Vgl. Schmidt-Leukel 2017, 283f.
- Vgl. Schmidt-Leukel 2017, 284.
- Vgl. Schmidt-Leukel 2017, 285.
- Schmidt-Leukel 2017, 286.
- Vgl. Prohl 2010, 271.
- Vgl. Mitschrift der Dharma-Vorträge während des Winter-Retreats 2022.
- Vgl. Schmidt-Leukel 2017, 74.