Freimaurer

Leichter Mitgliederzuwachs bei deutschen Logen

(Letzter Bericht: 12/2012, 469-471) In Deutschland kann die Freimaurerei seit einiger Zeit einen leichten Mitgliederzuwachs verzeichnen. Das belegen neue Zahlen des Großmeisteramtes der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGLvD) sowie von einzelnen Großlogen in Berlin, die auf Nachfrage mitgeteilt wurden. Gab es 2011 insgesamt 14222 Freimaurer in Deutschland, so sind es derzeit 15 468, also rund 1300 Brüder mehr. Die Zahlenübersicht für die einzelnen Großlogen ergibt folgendes Bild: Großloge der Alten Freien und Angenommenen Freimaurer von Deutschland (9790 Brüder; plus 542); Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland – Freimaurerorden (3550 Brüder; plus 311); Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (967 Brüder; plus 221); American Canadian Grand Lodge (661 Brüder; plus 175); Grand Lodge of British Freemasons in Germany (500 Brüder; plus 109).

Zum leichten Mitgliederzuwachs dürfte sicherlich die stark ausgebaute Internetpräsenz von Großlogen, Logen und einzelnen Freimaurern beigetragen haben. Hinzu kommen neuerdings Blogs, Newsletter und die Nutzung weiterer sozialer Medien. Über spezielle Foren im Internet wird das Gespräch mit Interessierten wie mit der Öffentlichkeit insgesamt gesucht. Im Vergleich zu früheren Jahren zeichnet sich bei den Freimaurern eine neue Form der Mitgliedergewinnung ab. So konstatierte der freimaurerische Publizist Hans-Hermann Höhmann beim diesjährigen Großlogentreffen in Osnabrück zum Thema „Freimaurer in der digitalen Welt“: „Alte Mechanismen der Ansprache von Kandidaten für eine zukünftige Logenmitgliedschaft über Verwandte und Bekannte, oder auch das Ausfindigmachen von Interessenten durch traditionelle ‚Schleppnetze‘ wie Annoncen in der Tagespresse und öffentliche Veranstaltungen haben gegenüber dem ‚Superschleppnetz Internet‘ ganz erheblich an Wirkungskraft eingebüßt. Logenberichte weisen inzwischen auf Internet-Rekrutierungsquoten von bis zu 90 Prozent hin. Oft wird dies von den Logen als alternativlos und eindeutig positiv hingestellt. Doch trifft man gelegentlich auch auf Skepsis und auf Stolz darauf, dass – ich zitiere den Meister vom Stuhl einer kürzlich von mir besuchten Loge – ‚die letzten sieben Aufnahmen ohne Beteiligung des Internets zustande kamen‘“ (www.afuamvd.de/freimaurer-in-der-digitalen-welt, Abruf: 22.9.2015).

Zu einer weiteren Öffnung der deutschen Freimaurerei trägt sicherlich die Beteiligung einzelner Logen am jährlich stattfindenden bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ bei, an dem Logen ihre Häuser für die Allgemeinheit öffnen und Vorträge sowie Führungen anbieten.

Ursprünglich handelt es sich bei den Freimaurern um einen ethischen Männerbund. Mitte des 20. Jahrhunderts hat jedoch auch in Deutschland der Typus der femininen Freimaurerei Fuß fassen können. Seit 1982 besteht die Frauen-Großloge von Deutschland (FGLD). 2011 gehörten ihr 18 Logen an. Inzwischen sind es sechs Logen mehr und damit insgesamt 25, wovon eine „ruht“, d. h. nicht aktiv arbeitet. Weitere Logengründungen sind für das kommende Jahr in Weimar und Dresden vorgesehen. Darüber hinaus bestehen an verschiedenen Orten Deutschlands fünf sog. Arbeitskreise mit dem Ziel einer Logengründung. Damit konnte auch die feminine Freimaurerei einen leichten Zuwachs an Mitgliedern verzeichnen. Von 2010 hat sich die Zahl von 380 auf nunmehr 520 Freimaurerinnen erhöht. Eigenen Angaben zufolge versteht sich die Frauen-Großloge der sog. humanitären Richtung verpflichtet, wie sie bei den Männern die Großloge der Alten Angenommenen und Freien Maurer von Deutschland im Unterschied zur christlichen Richtung des Freimaurerordens oder der Großen National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ repräsentiert.

Auf Anfrage teilte die Großmeisterin Marita Gründler mit: „Seit einigen Jahren überarbeiten wir unsere Rituale, die durch viele Änderungen zwischen 1950–2000 ‚Unschlüssigkeiten‘ aufweisen, weil mitunter nur einzelne Seiten ausgetauscht wurden, ohne den Blick auf den Gesamtablauf der Rituale über alle drei Grade zu beachten. Ausdrücklich ändern wir ‚kirchliche‘ Begriffe, wie z. B. ‚Altar‘ in ‚Meistertisch‘ oder ‚Kubus‘, um uns klar abzugrenzen. Wir wollen nicht als Sekte gesehen werden … So entsteht nach und nach ein eigenes Ritual – jedoch kein feminines! Wenn wir also den Begriff des Großen Baumeisters aller Welten nutzen, dann wird daraus keine Baumeisterin. Nach wie vor sprechen wir auch von der Weltbruderkette und nicht von einer Weltschwesternkette, ebenso von Brüderlichkeit und nicht von Schwesterlichkeit.“

Die FGLD ist auf internationaler Ebene Mitglied im CLIMAF (www.climaf.eu), Centre de Liaison International de la Maçonnerie Féminine – Internationales Zentrum Femininer Freimaurer. Unter diesem Dach arbeiten die deutschen Freimaurerinnen mit Großlogen aus Frankreich (14000 Schwestern), Belgien (2100), der Schweiz (450), Portugal (400), Spanien (300), Italien (200), der Türkei (1100) und in der neu gegründeten Großloge für Frauen in Rumänien (ca. 70) zusammen. Über die Partnerlogen des CLIMAF bestehen Verbindungen nach Afrika sowie Nord- und Südamerika. In Asien existieren außer in der Türkei nach Mitteilung der deutschen Großloge „keine uns bekannten Logen“. CLIMAF veranstaltet alle zwei Jahre gemeinsame Kolloquien, die auch zum Teil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Für 2016 ist ein Treffen in Brüssel geplant. Es steht unter dem Thema „Warum Freimaurerin sein im 21. Jahrhundert?“

Das Jahr 2017, in dem die Evangelische Kirche in Deutschland das 500-jährige Reformationsjubiläum begehen wird, spielt übrigens auch für die Freimaurerei eine wichtige Rolle – wenngleich in einem anderen Sinn: Am Johannistag des Jahres 1717 schlossen sich in London vier Logen zu einer Großloge zusammen. Damit jährt sich am 24. Juni zum 300. Mal der Beginn der organisierten Freimaurerei. Die Vorbereitungen für dieses festliche Ereignis sind in der Freimaurerei bereits voll im Gange.


Matthias Pöhlmann, München