Evangelisationswerke

Leitungswechsel in christlichen Medienwerken

Gleich drei christliche Medienwerke bekommen in der zweiten Jahreshälfte 2014 eine neue Leitung.

Am 1. August übernimmt die methodistische Pastorin Dagmar Köhring die Leitung der freikirchlichen Radioagentur „Radio m“ (www.radio-m.de), die dem Namen nach auf Kurzwelle ausgestrahlte Jugendsendungen der Rundfunkmission der Evangelisch-methodistischen Kirche beerbt hat. Die Radioagentur, die auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Rundfunk von 16 evangelischen Kirchenredaktionen (www.aer-media.de) ist, betreut im Namen der Evangelisch-methodistischen Kirche und des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden sowie in Kooperation mit den evangelischen Landeskirchen bundesweit den protestantischen Sendeplatz bei „Klassik Radio“ und die freikirchlichen Sendeplätze bei Privatsendern in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen. Insgesamt werden jährlich bis zu 1000 Hörfunkbeiträge produziert und platziert. Das Team wurde seit 2005 von Matthias Walter geführt, der nach Pastoraten in Nürnberg und Stuttgart ab 1999 in methodistischen Medienwerken tätig war und nun in den Gemeindedienst zurückkehrt. Auch die neue Leiterin, seit 2009 Pastorin in Stuttgart, bringt einen Medienhintergrund mit: acht Jahre im Christlichen Verlagshaus und zehn Jahre im Verlag Katholisches Bibelwerk.

Einen echten Generationswechsel gibt es zum 1. August 2014 beim adventistischen Medienwerk „Stimme der Hoffnung“ (www.stimme-der-hoffnung.de). Klaus Popa (38) löst Matthias Müller (61) ab, der nach zwölf Jahren bei der „Stimme der Hoffnung“ den Bereich Kommunikation und Gemeindeaufbau in der Hansa-Vereinigung der Siebenten-Tags-Adventisten übernimmt. In Müllers Zeit wurde das 2007 eröffnete multimediale Funkhaus in Alsbach-Hähnlein errichtet, wurden die traditionellen Kurzwellensendungen bei „Adventist World Radio“ durch das auf verschiedenen Plattformen ausgestrahlte 24-stündige „Hope Channel Radio“ ersetzt und ging 2009 das ebenfalls 24-stündige Fernsehprogramm auf Sendung. Außer Hörfunk und Fernsehen gibt es unter dem Dach des adventistischen Medienzentrums noch ein Bibelstudieninstitut, die Blindenhörbücherei und diverse Serviceleistungen. Der neue Leiter ist den Zuschauern und Zuschauerinnen des „Hope Channel Fernsehens“ bereits durch die Sendereihen „glauben.einfach“ und „glauben.geschichten“ bekannt. Er hat in Deutschland, Österreich, Großbritannien und den Niederlanden studiert und akademische Abschlüsse in Theologie und Design. Als junger Pastor hatte er bei einem Gemeindepraktikum in Darmstadt auch seinen Einstieg beim Medienwerk der Siebenten-Tags-Adventisten.

Der prominenteste Wechsel vollzieht sich zum 1. Oktober 2014. Dann übernimmt Jörg Dechert (43) von Jürgen Werth (63) die Leitung von „ERF Medien“ (www.erf.de). Dieser hatte 1994 die Nachfolge des ersten hauptamtlichen Mitarbeiters und langjährigen ERF-Direktors Horst Marquardt angetreten und in den vergangenen zwei Jahrzehnten den Umbau von der klassischen Radiomission in ein multimedial aufgestelltes christliches Medienwerk geleitet. Nach ersten journalistischen Erfahrungen bei der „Westfälischen Rundschau“ hatte er 1973 beim „Evangeliums-Rundfunk“ begonnen und von 1977 bis 1983 das Jugendprogramm „e.r.f. junge welle“ geleitet. 1986 übernahm er als Chefredakteur und 1994 als Direktor. Werth, der von 2007 bis 2011 auch Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz war, hatte vor einem Jahr angekündigt, dass er sein Amt am 30. September 2014 zur Verfügung stellen wolle.

Der Physiker Jörg Dechert arbeitete ab 1999 zunächst als Projektleiter für die „Christliche InterNet-Arbeitsgemeinschaft“, die 2002 als Online-Zweig in den ERF integriert wurde. 2007 übernahm er die Leitung von „ERF Online“, 2012 des Unternehmensbereichs Content, in dem damals die redaktionell arbeitenden Abteilungen von „ERF Radio“, „ERF Fernsehen“ und „ERF Online“ gebündelt wurden. In den vergangenen Jahren hat sich der ERF eine neue Führungsstruktur gegeben und die missionarische Ausrichtung wieder stärker betont.

Auch wenn alle drei Werke inzwischen multimedial aufgestellt sind, stehen sie wie die säkularen Anbieter von Print, Hörfunk und Fernsehen vor der Herausforderung, wie man die nachwachsenden Netzgenerationen erreicht, deren Mediennutzung auf Kosten der klassischen linearen Medien geht. Konnte man bisher christliche Medienarbeit massenmedial denken und die immer neuen Plattformen als neue Verbreitungswege der eigenen Inhalte ansehen, so muss man jetzt neu von medial vermittelten eins-zu-eins-analogen Situationen her denken, was ohne die Beteiligung einer Netzgemeinde nicht funktioniert. Nicht zuletzt wird man an direkte Kostenbeteiligung denken müssen, denn im Unterschied zu den klassischen Medien fallen die Verbreitungskosten zum Beispiel beim klassischen Broadcasting nur einmal an, während beim eher mit dem Telefon zu vergleichenden festen oder mobilen Internet jede einzelne Verbindung finanziert werden muss.

Die Konsequenzen der Entwicklungen im Medienbereich sind am größten der angesprochenen Medienwerke gut nachzuvollziehen, bei dem es angesichts begrenzter finanzieller Ressourcen in der Konkurrenz immer neuer Verbreitungswege immer wieder harte Entscheidungen zu fällen gab, die altes Publikum in der Hoffnung auf ein neues aufgaben: Nach einem Vorläufer aus Tanger hatte der „Evangeliums-Rundfunk“ ab 1961 aus Monte Carlo bzw. Frankreich auf Kurzwelle (1961 – 2007 TWR Monte Carlo) und Mittelwelle (1966 – 2007 TWR Monte Carlo bzw. Roumoules) für das deutschsprachige Mitteleuropa gesendet und gab beides auf, als man aus dem Inland senden konnte, zunächst auf Mittelwelle (ERF Mainflingen 1996 – 2011) und dann auf DAB+ (Schweiz 2009, Deutschland 2011). Dabei erzwang der Übergang vom Halbstunden-Einschaltprogramm zum 24-Stunden-Angebot nicht nur Veränderungen im Programmkonzept, sondern bedeutete auch eine Umstrukturierung des Fundraisings. Aber eigentlich war dem dominierenden Medium Fernsehen zu folgen, was der ERF ab 1984 auch tat; doch ein eigener Fernsehkanal (2009 – 2014) war dann nicht dauerhaft zu finanzieren. Mit „ERF 1“, so Jürgen Werth zur Begründung des Sendeendes zum 30. Juni 2014, habe man nicht die erhoffte Reichweite gewonnen. Deshalb setze das christliche Medienhaus künftig auf Sendeplätze bei säkularen Sendern, die Mediathek und Social Media sowie eine erneuerte Partnerschaft mit „Bibel TV“, wo man von 2002 bis 2008 bis zum eigenen Sendestart feste Sendeplätze gehabt hatte. Im Internet wiederum etablierte „ERF Medien“ eine wachsende Anzahl von Angeboten und folgte hier 2004 mit dem „Cross Channel“ der Jugend ins Internet. Obwohl „WebFish“-Auszeichnungen (EKD-Internet Award) die Qualität der Internetpräsenz bestätigten, erreichte das Jugendradio zu wenige säkulare Jugendliche und wurde deshalb zum 31. Januar 2014 aufgegeben.

Nach Aussage des designierten Direktors Jörg Dechert prüft der ERF in allen Bereichen, „wie er inhaltlich und sprachlich relevant sein könne für die Mehrheit der 80 Millionen Menschen in Deutschland, die keinen christlichen Hintergrund haben“. Außerdem müsse man fragen, welche Plattformen die „besten medialen Möglichkeiten“ zur Erfüllung dieser Aufgabe böten. „Mediathek und Social Media sind für uns wichtige Themen im Hinblick auf die Mediennutzung der Zukunft“, so Dechert.


Hansjörg Biener, Nürnberg