Lexikon der germanischen Mythologie
Rudolf Simek, Lexikon der germanischen Mythologie, Kröner Verlag (Kröners Taschenausgabe, Bd. 368), 3., völlig überarbeitete Auflage, Stuttgart 2006, 573 Seiten, 22,00 Euro.
Vor rund zehn Jahren erschien die letzte Auflage dieses Standardwerkes. Seither haben sich neue Entwicklungen in der Forschung zur germanischen Mythologie und Religionsgeschichte ergeben, denen das Lexikon mit der Neuauflage Rechnung tragen möchte. Davon zeugen die 150 Neueinträge im 65 Seiten umfassenden Literaturverzeichnis und nicht zuletzt die grundlegende Überarbeitung und Erweiterung der Artikel, die den neuesten Forschungsstand wiedergeben.
Der Verfasser Rudolf Simek, Professor für Ältere deutsche und skandinavische Literatur an der Universität Bonn, hat bereits eine Vielzahl von Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte und zur Mythologie der Germanen vorgelegt. Unter germanischer Mythologie begreift er die „Gesamtheit der Glaubensvorstellungen des germanischen Heidentums“. Dabei geht es nicht nur um Göttergeschichten, sondern auch um Aspekte der „niederen Mythologie“, wie z. B. Alfen, Zwerge, Riesen, mit den Entstehungsmythen des Menschen, Schicksal, Kult, Magie, Tod und Jenseits. In der Einleitung weist Simek bereits auf die äußerst dürftige Quellenlage hin, so dass die Forschung im Blick auf die Religion der germanischen Eisenzeit (500 v. bis 400 n. Chr.) weitgehend im Dunkeln tappt. Die rund 1 800 Einträge stützen sich daher auf die Überlieferung in Sachfunden, Bilddarstellungen und schriftlichen Quellen, zumeist aus skandinavischer Tradition.
Die vorliegende, dritte Auflage bietet zahlreiche Detailinformationen. Nicht zuletzt die wissenschaftlich fundierte und allgemein verständliche Darstellung macht das Lexikon zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel und Nachschlagewerk, das auch für die kritische Auseinandersetzung mit dem neugermanischen Heidentum oder mit Gruppen, die sich auf ein „traditionelles“ Heidentum berufen, von großem Wert sein dürfte.
Matthias Pöhlmann