Logen, Clubs und Burschenschaften
Edwin A. Biedermann, Logen, Clubs und Burschenschaften, Droste Verlag, Düsseldorf 2004, 352 Seiten, 22,95 €.
Das vorliegende Buch ist das Ergebnis einer großen Fleißarbeit. Über 100 Adressen hat der Autor (Jg. 1939), Dipl. Volkswirt und selbst Mitglied in verschiedenen Vereinigungen, angeschrieben und um Informationen gebeten. Und es ist beachtlich, welch breites Spektrum an Vereinigungen und „Gesellungsformen“ in dieser Publikation abgedeckt wird. Und es erstaunt zudem, wie viele Gruppen und Kreise in Deutschland im Zeitalter der Individualisierung noch existieren. Ob diese Vergemeinschaftungsformen im Aufwind begriffen sind – auf diese Frage bietet das Buch keine abschließende Antwort. Es begreift sich vielmehr als Moment- oder Bestandsaufnahme.
Die beschreibende Darstellung umfasst insgesamt fünf Kapitel mit einem jeweils einführenden Teil über die Geschichte und die besonderen Merkmale der verschiedenen Vereinigungen, die aufgelistet und beschrieben werden. Der Autor konzentriert sich, wie er im Vorwort vermerkt, ausschließlich auf „jene, die heute noch existieren, wirken und an ihren Zielen arbeiten“ (11). Sein Buch will er als objektive Darstellung verstanden wissen, zugleich möchte er eine Informationsquelle für diejenigen bieten, die sich bei bestimmten Vereinigungen engagieren wollen. Die Kapitel befassen sich mit den im 20. Jahrhundert entstandenen Service-Clubs wie etwa den Rotary und LIONS Clubs, den Industrie- Wirtschafts- und Business Clubs, den verschiedenen Freimaurerlogen in Deutschland sowie dem studentischen Verbindungswesen. Letzteres unterteilt er in pflichtschlagende bzw. fakultativ schlagende bzw. nichtschlagende sowie farbentragende bzw. Farben freistellende sowie sonstige Korporationen. Als besonders interessant erweist sich der fünfte Abschnitt, der einzelne „Ritterorden und andere Ordens- und Logensysteme“ auflistet. Darunter finden sich neben Tempelherrenorden, Tempelritterorden und Schlaraffia© auch „sonstige Logen“, worunter u. a. der Druiden-Orden sowie neugnostisch-rosenkreuzerische Gruppen wie der AMORC mit Hauptsitz in Lachoute bei Montreal (Kanada) oder das Lectorium Rosicrucianum Erwähnung finden. Am Ende der Einzeldarstellung findet der Leser jeweils auch die vollständige Adresse mit Telefonnummern. In manchen Fällen ist auch das jeweilige Logo der Vereinigung abgebildet.
Das sechste und letzte Kapitel untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinschaften: Während die einen religiöse Motive (Ritterorden, christliche Studentenverbindungen) oder die Selbsterkenntnis (z.B. Freimaurer) bzw. Hilfe für die Gesellschaft (Service-Clubs) in den Vordergrund stellten, seien andere besonders an geschäftlichen Kontakten (Business Clubs), an der Förderung der Region (Wirtschaftsclubs) oder des Nachwuchses (studentische Verbindungen, Freimaurer und Service-Clubs) interessiert. Der Verfasser stellt klar: „Oft werden Clubs, Logen und Bruderschaften als Basis für Karriere und Geschäft bezeichnet. Sind sie das? Die erste Antwort ist ein ganz entschiedenes ‚Nein’ (Business Clubs ausgenommen). Wer die Mitgliedschaft in einem Service-Club oder einer Loge anstrebt, um seine berufliche oder geschäftliche Situation zu verbessern oder seine Karriere zu beflügeln, der spart besser seine Aufnahmegebühren und Beiträge.“ (329) Dem Interessierten wird vielmehr empfohlen, sich selbst auf die Suche zu machen, einen Club erst näher kennen zu lernen und sich die Frage zu stellen: „Zu welchem Club passe ich am besten?“
Der Anhang bietet neben einer Zeittafel und einem Abkürzungs- und Literaturverzeichnis auch eine Auflistung von Internetadressen, so dass der Leser weitere Nachforschungen anstellen kann. Biedermann hat ein sehr informatives Buch geschrieben. Mancher mag es an einzelnen Stellen – etwa den Rosenkreuzergruppen – als zu unkritisch empfinden, zumal er zumindest an dieser Stelle seinem eigenen Anliegen zuwiderhandelt. Er wollte „andere mystische Gruppen oder gar moderne Sekten“ nicht in dieses Buch aufnehmen, „weil es über sie kaum seriöse Informationen gibt, sondern meistens nur eigene Selbstporträts“. Gleichwohl hält er es nicht für verantwortbar, werbende Eigendarstellungen „von fraglicher Seriosität“ zu publizieren (17). Zumindest mit seriöser wie auch orientierender Information hätte ihm – nicht zuletzt von apologetisch-publizistischer Seite – geholfen werden können. Dieser Einwand kann den Wert des Buches nicht schmälern. Es ist überaus kenntnisreich und liefert eine Fülle von Fakten zu Gruppen, die man in so konzentrierter Form vergeblich sucht. Daher kann man die Publikation als Nachschlagewerk und Findungshilfe für die Weltanschauungsarbeit nur empfehlen.
Matthias Pöhlmann